Sternenfinsternis (German Edition)
vorn in der Reihe stand, musste mitansehen, wie die Kleine zusammen mit ihrer Mutter und den anderen in die Höhe gesogen wurde.
Maya winkte ihm vergnügt zu, als ob sie kurz vor einer Fahrt in ihrem Lieblingskarussell stünde. Lucas erwiderte die Geste etwas verhalten, denn er machte sich nun umso mehr Gedanken. Weniger um sich, mehr um das kleine Mädchen, dass er eben kennenlernen durfte und was mit ihr und den anderen wohl geschehen würde.
Kurz nachdem sie in der Spitze des Sternschiffes verschwunden waren, stieß ihn jemand von hinten mit einem stumpfen Gegenstand hart in den Rücken. Lucas drehte sich um und sah eine stark gepanzerte Gestalt vor sich.
»Hey Nokturijè. Das geht auch etwas freundlicher. Du musst deine Rolle nicht gleich übertreiben«, sprach er in einem lauteren Flüsterton.
Der Soldat zeigte sich jedoch wenig beeindruckt und wiederholte den Stoß. Nur dass dieser bedingt sanfter war. Obwohl Lucas alles andere als erfreut über die grobe Behandlung war, da er schließlich nach wie vor davon ausging, dass es sich um Nokturijè handelte, die hinter ihm war, wollte er das Spiel für den Augenblick mitspielen. In ihm brodelte es jedoch vor Wut, denn es war niemals die Rede davon gewesen, dass er sich schlagen lassen musste. Bereitwillig lief er zu der Stelle, an der die anderen von dem Strahl erfasst wurden, und wartete, bis die letzten Nachfolgenden sich ebenfalls hinzugesellten. Da es nicht mehr viele waren, begaben sich auch einige von den Soldaten zu ihnen, unter anderem jener, der ihm die Schläge verpasst hatte.
Auf einmal hüllte sie ein gleißendes Licht, welches von oben auf sie hinunterstieg, gänzlich ein, woraufhin ein eigenartiges Gefühl Lucas Körper durchfuhr. Ehe er sich versah, entfernte sich der Boden unter seinen Füßen. Eine Frau, die etwas weiter von ihm entfernt war, fing ängstlich an zu wimmern, während der Rest sich überraschend ruhig verhielt, als ob sie unter dem Einfluss einer Droge stehen würden.
Nachdem der Strahl sie immer weiter empor befördert hatte, wurde es auf einmal stockfinster. Auch wenn er absolut gar nichts um sich herum erkennen konnte, spürte er wieder festen Grund unter seinen Füßen und er bemerkte, anhand der Vibrationen, dass sie sich weiter fortbewegten. Erst als sich über ihren Köpfen eine Luke öffnete, erkannte er, dass es nach wie vor aufwärtsging.
Oben angekommen wurden die Gefangenen von wartenden Soldaten dazu bewegt, von der Plattform zu treten und ihnen zu folgen. Während die anderen sich langsam entfernten, blieb Lucas mit dem Soldaten zurück.
Als er dachte, die Luft wäre nun rein, um sich wieder normal unterhalten zu können, schlug Lucas dem Soldaten mit seiner Faust auf den Brustpanzer, da er noch immer davon ausging, dass es sich dabei um die verkleidete Nokturijè handelte und schnauzte sie wütend an.
»Sag mal. Was sollte der Scheiß vorhin? Wenn du mich noch mal schlägst, dann kannst du nächstes Mal das Opfer spielen – und jetzt sag mir, was ich tun soll und ob du inzwischen einen Plan hast.«
Der Soldat jedoch reagierte nicht auf ihn und verharrte starr in seiner Haltung. Lucas wurde es nun zu bunt. Ohne in Erwägung zu ziehen, dass es sich womöglich gar nicht um seine Freundin handelte, ging er noch einen Schritt weiter und klopfte gegen den Helm des Soldaten.
»Hallo! Jemand zuhause?«
Ohne zu zögern und so schnell, dass Lucas es nicht im geringsten hatte kommen sehen, rammte der Soldat den Griff seines Gewehrs in den Magen des Jungen, was ihn augenblicklich in die Knie zwang. Lucas hatte kaum Zeit nach Luft zu japsen, geschweige denn seine Verwunderung zum Ausdruck zu bringen, als ihn ein weiterer Schlag auf den Hinterkopf traf, welcher den Jungen vollends Schach-Matt setzte.
Lucas lag auf dem Rücken und starrte wie benommen an das Deckengewölbe eines in ein warmes Licht getauchten sehr hohen Raumes. Langsam schien er seine Besinnung wieder zu erlangen – was war geschehen? Er hob seinen Kopf leicht an, in eine nicht ganz aufrechte Position, um zu sehen, wo er war.
›Dieser Ort‹, dachte sich Lucas im Stillen. ›Den kenne ich doch‹. Überall die bunten Lämpchen und die vielen Konsolen mit den unzähligen Bildschirmen. Lucas begab sich schnell auf seine Beine.
Er wusste noch genau, wo er Iash zuletzt gesehen hatte. Vor der Kapsel war sie jedoch nicht mehr anzutreffen, überhaupt konnte er sie nirgendwo entdecken.
Plötzlich erklang der laute Schlag der schweren Metalltür, die in
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