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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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Boden erhob und wie von Sinnen auf seinen Vater zurannte.
    »Lucas ... Lucas!«, röchelte Nathan, der kaum noch dazu in der Lage war zu sprechen. »Komm mir nicht zu Nahe ... bitte ...«
    Lucas stoppte kurz vor der Lache aus Säure, in welcher sein Vater lag. Es war grauenvoll anzusehen. Die stark ätzende Lösung hatte sich bereits durch seine Schuhe gefressen. Auch seine Hose lag nur noch in Fetzen an dem blanken Fleisch seiner blutroten Beine.
    »Dad, gib mir deine Hand, ich werde dich herausziehen«, flehte er ihn an und warf sich vor der chemischen Pfütze auf die Knie.
    Nathan hob seine Hand empor und zeigte sie seinem Jungen – Lukas musste entsetzt feststellen, dass man an dessen Fingern bereits den blanken Knochen durchschimmern sehen konnte.
    »Das halte ich für keine gute Idee, mein Junge«, entgegnete er und hustete.
    »Aber wie? Wie kann ich dir helfen? Ich will dich nicht schon wieder verlieren. Bitte! Sag mir, was ich tun soll«, erwiderte Lucas flehend und begann zu weinen.
    Nathan wusste, dass die Säure sich immer tiefer in ihn hineinfressen würde. Er hatte zuviel dieser bösartigen Substanz abbekommen, als dass man noch irgendetwas für ihn hätte tun können. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er seinen letzten Atemzug tun würde und diese Zeit wollte er auf keinen Fall vergeuden. Er wollte seinem Jungen noch so viel wie nur möglich sagen, auch wenn es ihm große Schmerzen bereitete zu sprechen.
    »Du kannst nichts tun, um mich am Leben zu halten, mein Sohn. Doch du könntest mich als einen glücklichen Mann gehen lassen ...«
    »Dad! Sag das nicht!«, wimmerte Lucas in Tränen aufgelöst.
    »Bitte, Lucas. Ich möchte, dass du mir jetzt zuhörst. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt. Nicht nur jetzt, sondern all die Jahre, die ich nach dem Tod deiner Mutter verschwendete. Ich habe Trost in meiner Arbeit gesucht, obwohl du meine Ermutigung hättest sein müssen. Erst jetzt bin ich dazu imstande, zu erkennen, dass sich all das, was ich an deiner Mutter so sehr liebte, auch in dir befindet. Du bist clever, hast Humor, bist ein ausgeglichener und mitfühlender Mensch, zudem siehst du deiner Mutter so verdammt ähnlich ... ich hätte dich niemals mit deinem Schmerz allein lassen dürfen. Ich war egoistisch und dumm, und ich wünschte ich könnte alles ungeschehen machen und für dich da sein, wie ein Vater dies für seinen Sohn sein sollte. Das konnte ich erst erkennen, als ich glaubte, auch dich verloren zu haben ... Ist es nicht seltsam, dass erst etwas Schlimmes geschehen muss, damit man erkennt, was man falsch gemacht hat?«, Nathan lachte und bekam daraufhin einen Hustenanfall. »Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.«
    Erschöpft sank Nathans Kopf auf den Boden.
    »Ich habe dir schon längst verziehen Dad. Hörst du?! Ich habe dir verziehen«, sagte Lucas, der glaubte, dass sein Vater ihn bereits verlassen hatte – dem war jedoch noch nicht so.
    Auch wenn er wusste, nahe an der Schwelle seines Todes zu stehen, gab es da noch eine Sache, die er seinem Jungen zu sagen hatte.
    »Eines musst du noch wissen, Lucas«, flüsterte er geschwächt, als er nochmals mit letzter Kraft seinen Kopf anhob und seinem Jungen in die Augen sah. »Ich habe und werde dich immer lieben. Und diese Liebe wird auf ewig Bestand haben, sogar über den Tod hinaus.«
    Nathans Haupt senkte sich wieder auf den Grund und er glaubte, nun an der Schwelle seines Todes der glücklichste Mann im Universum zu sein. Denn nach all den Jahren der Trauer und der Einsamkeit durfte er noch einmal den Menschen sehen, von dem er dachte, ihn längst verloren zu haben. Ihm mit seinem letzten Atemzug zu sagen, was er für seinen Sohn empfand, machte all den Schmerz erduldenswert.
    »Ich liebe dich auch Dad, hörst du? Ich habe dich immer geliebt und ich habe mir all die Jahre gewünscht, dass du einfach hereinspaziert kommst und mich wieder mit nach Hause nimmst. Ich wollte an keinem anderen Ort sein als bei dir. Ich habe dich vermisst. Du darfst also nicht einfach gehen, hörst du, Dad. Ich brauche dich! Ohne dich schaffe ich das nicht!«, gestand ihm Lucas weinend.
    Am liebsten wäre er zu ihm gelaufen und hätte ihn umarmt, doch sein Verstand unterdrückte diesen tödlichen Drang. Aber der Schmerz, den sein Vater hatte erleiden müssen, kam dem Schmerz in Lucas Herzen gleich.
    Nokturijè trat hinter Lucas und legte ihm trostspendend ihre Hand auf seine Schulter.
    »Lucas! Wir müssen gehen. Der Geist

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