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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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schrie er entsetzt und wandte seine Augen wieder dem Mann zu. »Das ist Säure!«
    Als er wieder hinsah, bemerkte Lucas auch schon, wie sich der Flüssigkeit langsam ein braun-rötlicher Farbton beimischte.
    In einer unglaublichen Geschwindigkeit wurde die Flüssigkeit in die Kammer gepumpt, sodass diese inzwischen kniehoch stand und eine rostbraune Färbung angenommen hatte. Lucas hatte keine Ahnung wie lange man einen solchen Kampf auszutragen in der Lage war, ohne vor Schmerzen die Besinnung zu verlieren, der Mann jedoch versuchte nach wie vor, diesem grausamen Schicksal zu entrinnen. Immer wieder sprang er empor, in der Hoffnung oben Halt zu finden, um sich selbst aus dieser ätzenden Suppe zu ziehen, doch stattdessen spritzen kleine Mengen der Flüssigkeit beim Wiedereintritt auf seinen Oberkörper oder in sein Gesicht. Sofort fingen sich an diesen Stellen Wunden an zu bilden, die von einem Moment zum anderen tiefer und größer wurden. Dieses Zeug fraß sich geradezu ins Fleisch seines Opfers.
    Nicht einer wollte dem Mann, der unsagbare Höllenquallen durchlitt, noch aus diesem Säurebad helfen – alle standen sie nur da und betrauerten zum Teil weinend, mit tiefstem Mitgefühl, was diesem armen Menschen widerfuhr. Als plötzlich ein bekleideter Mann vor der Kammer erschien und mit einem metallischen Gegenstand auf das Glas eindrosch.
    Für einen Moment sah er nur vollkommen erstarrt zu und fragte sich, wie dumm man nur sein konnte, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, wo es sich doch um Säure handelte, die beim Zerbersten des Glases einem zwangsläufig entgegenfließen würde. Als ihm bewusst wurde, dass er diesen Mann kannte.
    »Dad? Dad! Was tust du da?«, schrie Lucas, blieb von seinem Vater jedoch ungehört.
    Lucas musste ihn unbedingt von dieser Dummheit abhalten, auch wenn es nobel war, jemandem helfen zu wollen, den andere längst aufgegeben hatten. Er rannte zu der Tür, über die er in den Glaskasten gekommen war, und versuchte sie zu öffnen, doch ließ sie sich nicht so leicht beiseiteschieben, wie er sich dies erhofft hatte. Vermutlich hätte er es mit einem größeren Kraftaufwand und mehr Zeit auch geschafft, doch viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Sein Vater schlug mit dem Metallrohr auf das Glas ein, als ob es sich dabei um den Teufel persönlich handelte.
    Vollkommen geschwächt startete der sich innen befindende Mann einen letzten Versuch. Er stemmte seine Arme links und rechts von sich gegen die Behälterwände. Das Gleiche machte er mit den Füßen, die man nun zum ersten Mal deutlich sehen konnte – zumindest das, was noch von den Füßen übrig zu sein schien. Sie waren gänzlich von der säurehaltigen Substanz zerfressen worden. Vereinzelt konnte man Haut und Fleischfetzen sehen, die lose von den Füßen hingen. Auch das Weiß der Knochen schimmerte an der einen oder anderen Stelle durch. Der Mann schien an einem Punkt angekommen zu sein, an dem die Schmerzen keine große Rolle mehr spielten. Nun ging es einzig und allein nur noch um das nackte Überleben, und Nathan gab ihm mit seinem Einsatz zusätzlich Mut, es vielleicht doch noch lebend dort herauszuschaffen.
    Hektisch sah sich Lucas nach einem anderen Ausweg aus diesem Kasten um. Doch die einzige Möglichkeit, die ihm gegeben zu sein schien, war der Weg durch die Enthaarungsanlage. Eigentlich mochte er seine Kopfbehaarung, auch wenn er sie stets kurz trug. Seine Wimpern und Augenbrauen, so dachte er, waren ihm jedoch um einiges wichtiger. Wenn er also, um seinen Vater zu retten, schon diesen Weg nehmen musste, wollte er es hinbekommen, wenigstens diese zu behalten.
    Er hob seinen rechten Arm nach oben und drückte sich seinen Unterarm gegen die Stirn, wobei sein Blick kurz zu der nun freiliegenden Achselhöhle fiel.
    »Wer braucht schon Achselbehaarung«, sagte er nüchtern und hielt sich seinen linken Unterarm schützend vor die Augen.
    Er hoffte nur, dass sein Plan aufging und er nachher nicht doch ohne Brauen und Wimpern dastand – doch um seinen Vater zu retten, wäre dies der geringste Preis, den er dafür bezahlen würde.
    Ohne Vorwarnung kamen drei Gruppen von je sechs Mÿnotrôn in die Halle marschiert. Wie die Berserker schossen sie auf alles, was sich bewegte und metzelten einen Menschen nach dem anderen mit ihren Impulsgewehren nieder. Ihre grünen Energiekugeln flogen nur so durch den Raum. Selbst die stabilen Glaswände der Enthaarungskammer, die Lucas in diesem Augenblick durchrannte, wurden von ihnen zerschlagen.

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