Sternenfinsternis (German Edition)
Universen, die vergehen mussten, sind wir nun wieder vereint.«
»Ich verstehe das alles nicht«, musste er ihr gegenüber eingestehen.
»Weil du auch noch nichts weißt. Ich werde es dir jedoch erzählen und im Gegenzug wirst du mir alles über dich verraten. Es gibt mindestens ebenso viele Dinge, welche ich von dir wissen möchte, wie du von mir. Und Zeit haben wir hierfür genug. Es werden Millionen von Jahre vergehen, bis die Arbeit von Neuem beginnen wird. Nur diesmal wird alles anders werden. Dieses Mal wirst du an meiner Seite stehen, mein Sohn.«
»Ich verstehe noch immer nicht. Und was ich auch nicht begreife, ist – bin ich tot? Ist das hier der Himmel?«
Iash lachte und sah sich kurz um, bevor sie wieder Lucas ansah.
»Dies könnte man als Himmel bezeichnen, doch du bist weder tot, noch bist du am Leben. Es ist kompliziert – doch am einfachsten ist es vielleicht damit zu erklären, dass deine fleischliche Hülle nicht mehr existent ist, wie die all der anderen Lebensformen, die dieses Universum einst bevölkerten. Sie wurden und einige von ihnen werden noch im Laufe des Erneuerungsprozesses von der Bildfläche des Seins gewischt. Was jedoch übrig bleibt und niemals zerstört werden kann, ist die pure Essenz oder auch Seele genannt. Sie ist der Keim allen Lebens - jeglicher Intelligenz. Ohne sie wäre all das, was du kanntest nicht möglich gewesen und könnte nie wieder möglich sein. Im Augenblick siehst du aus wie Lucas Scott – das ist die Erhaltung des Selbstbildnisses, um jemand darzustellen, dich vielleicht auch besser zu fühlen, doch dies ist eine bloße Illusion – in Wahrheit bist du ein körperloses Wesen – reine Energie.«
Lucas war die zunehmende Verwirrung geradezu anzusehen. In diesem Augenblick kamen so viele Fragen in ihm auf, dass er nicht wusste, welche von ihnen er zuerst stellen sollte.
»In meinen Träumen, Visionen oder wie auch immer man das nennen mag, habe ich gesehen, was passiert ist. Doch irgendwie habe ich noch nicht begriffen, warum Huns immer wieder aufs Neue das Universum zerstört.«
»Ich selbst habe lange benötigt, ihn zu verstehen und sein Handeln nachzuvollziehen. Huns ist jener, wie du sicherlich inzwischen weißt, der in deinem ersten Leben dein Vater war. Er konnte es nicht ertragen, dass das Leben voll von Hass und Gewalt ist. Die Avajianer waren mit der Bedrohung unserer Welt ausschlaggebend dafür, dass er diesen Groll dagegen hegte. Zu Anfang dachte ich, dass der Wahnsinn über ihn hereingebrochen war, doch dann verstand ich, dass er in Wahrheit nichts Böses im Sinn hatte.«
Lucas konnte sich ein ironisches Lachen nicht verkneifen.
»Nichts Böses? Dieser Mann oder Geist, Gott oder wie man ihn auf der Erde wohl nennen würde – Teufel, hat im Laufe der letzten Monate so viele Leben ausgelöscht, dass selbst die talentiertesten Mathematiker aus jeder Zeit zusammengefasst nicht alle hätten zählen können. Und wie viele Universen hat er davor schon ausgelöscht mit ebenso schwindelerregenden Zahlen? Man kann das Böse nicht auf die Weise auslöschen, indem man alle dahinrafft. Das ist doch idiotisch. Unzählige Unschuldige und gute Lebewesen, die niemals einer Fliege was zuleide tun konnten, sind nun tot.«
»Lediglich ihre leiblichen Hüllen sind vergangen, doch ihre Seelen sind noch existent und diese werden sich, wenn die Zeit gekommen ist, neue Hüllen suchen, um ihnen, wie sie es schon immer taten, erneut Leben einzuhauchen.«
»Alles schön und gut, doch das ist letztlich ein Teufelskreis, in dem wir uns bewegen. Sobald Huns der Meinung ist, dass das Universum von zu viel Gewalt beherrscht wird, schickt er wieder seine Mÿnotrôn los und macht abermals alles dem Erdboden gleich.«
Iash sah den Jungen bewundernd an und strich ihm durch sein blondes Haar.
»Deinen messerscharfen Verstand und dein vernunftgeprägtes Denken habe ich, seit ich dich gefunden habe, stets an dir bewundert. Ich habe so lange nach dir gesucht, Jorim. Zu sehen, wie du aufwächst und zu einer starken Persönlichkeit heranreifst, hat mich mit Stolz erfüllt, doch auch zu erkennen, welche Ungerechtigkeiten und Schmerzen dir bereitet wurden, machten mich gleichermaßen traurig. Dein Vater, Huns, ist kein schlechter Geist mein Junge und schon gar nicht der Teufel. Er tut nur das, was er tun muss.
Meine Aufgabe und auch zukünftig deine ist die wahrhaftige Leistung. Denn ich war es seither, die die Spreu vom Weizen trennen musste. Ich entschied, welche Essenz es
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