Sternenfinsternis (German Edition)
Destiny, die einst De‘rekesch entdeckte, sollte nach einem üppigen Syka-Mahl eine Woche aufgrund eines verdorbenen Magens in der Krankenstation verbracht haben.
Cameron warf einen raschen Blick in die Schüssel, aus der Jaro eifrig einen Löffel nach dem anderen zu seinem Mund führte. Es befanden sich fleischartige, glibberige Stückchen in einer für ihn undefinierbaren dickflüssigen Brühe darin. Allein bei dem Anblick widerstrebte es ihm.
»Nein danke! Mir ist der Appetit vergangen«, entgegnete er angewidert.
Jaro schob sich vergnügt einen weiteren Löffel mit Essen in seinen Mund.
»Du solltest nicht allzu voreilig entscheiden, Colonel«, schmatzte Jaro vergnügt und kratzte dabei die letzten Happen zusammen, um diese kurz darauf zu seinem Mund zu führen.
Der Botschafter bemerkte nicht, nachdem er sein Essbesteck bereits beiseitegelegt hatte, dass eines der schleimigen faserigen Fleischstückchen noch aus einem seiner Mundwinkel hing.
Camerons Magen drohte sich bei dem Anblick jeden Moment nach außen zu stülpen. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und nicht an die Stelle zu sehen. Doch es war wie verhext, seine Augen fixierten immer wieder diesen nicht minder großen, schleimigen Klumpen in dem Mundwinkel. Wahrscheinlich bemerkte dies Jaro, denn während sich Cameron zu dem Syka an den Tisch setzte, pulte er das verbliebene Stück mit dem Finger aus der Lippenfalte und schob es genüsslich in seinen breiten Mund.
»Ich nehme an, dass du mich nicht aufgesucht hast, um mir beim Essen zuzusehen. Was ist es also, dass dich bedrückt, mein menschlicher Freund?«
Cameron wusste nicht so recht, wie er sein Anliegen vortragen sollte, schließlich war er der Meinung, dass der Syka ihm wichtige Informationen verschwieg – wo er doch ein Anrecht darauf hatte, all dass zu erfahren, was auch Nokturijè und Kri‘Warth wussten. Jedoch war Jaro Tem ein wahrer Meister in Sachen Diplomatie und Redekunst. Ungerechtfertigte Vorwürfe oder gar Angriffe gegen seine Person mochte er gar nicht – dafür war der Syka auf der Erde bekannt.
»Verstehen sie mich bitte nicht falsch, Herr Botschafter. Aber ich habe das Gefühl, dass sie mehr wissen, als sie mir bisher verraten haben. Irgendwas geht hier vor sich – etwas stinkt hier granatenmäßig zum Himmel. Sonnensysteme fliegen nicht einfach so in die Luft und reißen Milliarden und Abermilliarden Lebewesen in den Tod. Wenn sie wollen, dass ich ihnen helfe, dann sagen sie mir bitte die Wahrheit – vor allem, was hat es mit dieser Wasserschüssel auf sich?«
Kaum dass Cameron das ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass er in seinem Redefluss genau das gemacht hatte, was er eigentlich verhindern wollte. Ein wenig eingeschüchtert blickte er Jaro an, wartend, wie dieser reagieren würde.
Der Syka tupfte sich ruhig und gesittet seinen Mund an einem Zipfel seiner Robe ab. Dann sah er den Colonel musternd an, als ob er abwägen wollte, ob der Mensch es Wert wäre, die Wahrheit zu erfahren.
»Nun«, sagte der Syka mit Bedacht. »Du hast vollkommen recht. Hier geht tatsächlich etwas überaus Seltsames, um nicht zu sagen Mysteriöses, vor sich.«
Jaro lehnte sich gemütlich in seinem Stuhl zurück und sah Cameron mit nichtssagenden Blicken an. Der Colonel wäre vor Anspannung am liebsten aus der Haut gefahren. Gerade als er den Botschafter dazu auffordern wollte, endlich mit der Sprache herauszurücken, setzte dieser dazu an weiterzusprechen.
»Es gibt Mythen und Legenden, die von einer immer wiederkehrenden Erneuerung erzählen. Vielen Völkern in unserer Galaxie sind diese alten Geschichten bekannt, doch hält man sie eben nur für bloße Geschichten, aus einer Zeit, in welcher die Erkenntnisse über unser Universum noch jung und unausgereift waren. Heute glaubt keiner mehr an sie – es sind nur noch Erzählungen, Zubettgeh-Geschichten, um Kindern das Fürchten zu lehren. Ich habe die Mythen aller Völker miteinander verglichen. Es gab hier und da einige Abweichungen, doch in einem waren sie sich alle gleich – sie erzählten, dass die Finsternis der Vorbote jener Erneuerung sein würde. Im Buch der Ninsag, von einer Rasse verfasst, welche schon längst nicht mehr existiert, fand ich schließlich die Legende über die Ur‘Ulusal, die Weissagungsschale, welche wir bereits gefunden haben. Außerdem stand darin geschrieben, dass man mit der Ur‘Ulusal die aufkommende Finsternis verstehen und vielleicht auch verhindern könne.«
»Und sie glauben diese
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