Sternenfinsternis (German Edition)
freisprechen. Wenn meiner der sein soll, dass ich ein gütiges Herz habe, dann soll es nun mal so sein.«
Erzürnt über die Gleichgültigkeit ihres Gemahlen, wandte sich die Matriarchin ab.
»Ich werde zu Bett gehen und morgen früh meine Entscheidung verkünden, noch vor der Weiterführung der Zeremonie.«, und verließ den Raum.
Botschafter Jaro Tem sah dies nun als Gelegenheit an, sich endlich der liebenswerten Prinzessin vorzustellen. Lächelnd trat der Syka vor das junge Mädchen.
»Ich grüße sie, Jungmatriarchin Letuijè. Mein Name ist ...«
Jaro stockte vor Verwunderung.
Letuijè hatte auf einmal die Augen geschlossen und schnüffelte in seine Richtung. Immer näher kam sie ihm dabei und begann den Syka zu umrunden. Die Nasenflügel der jungen Matriarchin vibrierten wild. Jaro hatte so etwas noch nie gesehen – es machte dem kleinen Mann beinahe Angst.
»Was geht hier vor sich?«, fragte Jaro erschrocken.
Starr und eingeschüchtert stand Jaro da und sah Ilju mit großen Augen hilfesuchend an.
»Das ist unmöglich«, rief Ilju erschüttert. »Wie kann das sein. Dieser Syka ist nicht unseren Geschlechts, wie kann Letuijè nur auf seine Hormone reagieren. Zudem hat er sicherlich vor über fünfhundert Zyklen den Höhepunkt seiner Geschlechtsreife erreicht.«
Plötzlich hielt Letuijè inne. Wie in einer Trance sah sie sich um, als ob sie etwas suchen würde. Wie ein Bluthund, der eine Fährte aufgenommen hatte, blickte sie zur Tür und bewegte sich dann zügig auf diese zu.
Nokturijè war die Einzige, die sich auf dieses Verhalten einen Reim machen konnte. Sie durchschaute die Sache sofort.
»Es ist nicht das Testosteron des Botschafters, das sie wittert. Es ist das von ...«
»Denkst du wirklich? Sie wittert ... «, hinterfragte Cameron.
»Ja!«, antwortete sie ihm umgehend.
Als ob ein unhörbarerer Startschuss ertönt wäre, stürmten Nokturijè und Cameron nahezu zeitgleich der turijainischen Jungmonarchin hinterher. Jaro benötigte, aufgrund des Schocks, den er noch immer zu überwinden hatte, nur geringfügig mehr Zeit und nahm die Verfolgung ebenfalls auf. Kri‘Warth folgte dem Syka. Er wollte wissen, warum plötzlich alle davonliefen, und der Sache auf den Grund gehen. Ilju war verwirrt, dennoch folgte er ihnen ebenfalls, ohne zu ahnen, was da gerade vor sich ging.
Lucas lag auf dem Bett und sah zu dem gewaltigen Kronleuchter empor.
Die pure Langeweile brachte ihn dazu, die Edelsteine an diesem zu zählen. Es war inzwischen wie eine Besessenheit, da er jedes Mal auf eine andere Zahl kam.
Einmal zählte er eintausenddreihundertvierundvierzig, dann waren es wieder eintausenddreihundertfünfundvierzig und er kam nicht dahinter, wo er sich vertat. Er hatte sich sogar bereits ein Muster erdacht, wie er keinen der edlen Klunker auslassen würde – und dennoch kam er nie auf dieselbe Endsumme.
Lucas war so hochkonzentriert, dass er nicht mal bemerkte, dass sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Erst als diese hart gegen die angrenzende Wand prallte, schreckte er auf.
In der Tür sah er ein etwa gleichaltriges Mädchen stehen, die ihn vollkommen paralysiert anstarrte. Dann brach sie ihre Gelähmtheit und stürmte auf den überraschten Lucas zu.
Ehe er sich versah, lag sie auf ihm und beschnüffelte ihn, wie es sein Freund Joey oftmals tat. Lucas war verwirrt, wie von Sinnen – er wusste nicht, wie ihm in diesem Moment geschah.
»Sachte mit den jungen Hunden, Kleines«, sagte er und versuchte immer wieder den Schnupperversuchen in seinem Gesicht auszuweichen, doch er hatte kaum Spielraum, da sie sich mit einer unbändigen Kraft auf ihn drückte.
Er wusste nicht, ob es ihm angenehm oder unangenehm war, ob er stopp rufen oder sie einfach gewähren lassen sollte. Lucas war hin- und hergerissen.
Sein innerer Trieb wollte es soeben zulassen, als er wie aus heiterem Himmel eine wütend klingende Nokturijè vernahm.
»Matriarchin, runter von dem Menschenjungen.«
»Matriarchin?«, rief Lucas entsetzt mit einer sich überschlagenden, quietschend hohen Stimme.
Er schnellte so abrupt in die Höhe, dass Letuijè im hohen Bogen aus dem Bett befördert wurde und auf den Boden plumpste.
Etwas betroffen blickte er über den Bettrand hinab, wollte sich gerade bei der Jungmatriarchin für seine Reaktion entschuldigen und ihr wieder aufhelfen, als die Mè dazwischen ging.
»Lass es Lucas. Es ist schon schlimm genug, dass es dazu kam. Mach es nicht noch schlimmer.«
Nokturijè half der
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