Sternenfinsternis (German Edition)
Meinung, dass wir nur gemeinsam etwas dagegen tun können ... beim großen Huiju ... unser Ende wird kommen ... oh nein! Wir werden alle sterben!!«, dramatisierte er und vergoss dabei noch mehr Tränen.
Die Matriarchin schlug ihrem Gatten, laut klatschend ins Gesicht, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen.
»Reiß dich zusammen. Dies ist sicherlich nur ein Propagandatrick, um uns in diesen unzurechnungsfähigen und machtbesessenen Rat zu drängen. Doch niemand zwingt uns, unsere autarke und neutrale Stellung aufzugeben.«
»Niemand will sie drängen oder zu etwas zwingen. Ich bin auch nicht im Auftrag des galaktischen Bundes zu ihnen gekommen. Sie sollten sich nur darüber bewusst werden, dass ihre Autonomie zum ersten Mal in der Geschichte ihres Volkes von Nachteil sein könnte. Mein einziges Bestreben liegt darin, herauszufinden, was es mit den sterbenden Sonnen auf sich hat. Die Augen davor zu verschließen, wendet das Unheil nicht ab, man sieht es nur nicht kommen. Diese Gefahr ist real und die Vereinigung aller Völker ist der einzige Weg, wie wir dem entgegenwirken könnten. Ich bitte sie ... nein, vielmehr flehe ich sie an, werte Herrscherin, helfen sie uns – sie müssen hierfür weder dem Bund beitreten, noch irgendwelche Verpflichtungen oder Verträge eingehen. Es geht mir einzig und allein nur um ihre uneingeschränkte Unterstützung.«
Die Matriarchin sah Botschafter Tem in seine, durch die Brillengläser riesig erscheinenden Augen, als ob sie abwäge, ob dieser die Wahrheit sprach.
»Ich werde es mir überlegen. Morgen zum gemeinschaftlichen Frühstück werde ich ihnen meine Entscheidung verkünden. Doch machen sie sich nicht allzu große Hoffnungen – nach wie vor neige ich zu meiner absoluten autarken Stellung.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Empfangsraumes und Letuijè kam herein.
Die Jungmatriarchin sah so schön aus wie eh und je. Anders als Nokturijè oder eine andere Frau ihres Volkes war ihr feuerrotes rückenlanges Haar glatt und hatte einen wunderschönen seidenen Glanz. Dennoch sah man ihr die Sorge an, die ihr junges Herz belastete. Ihre geröteten Augen zeugten von diesem Schmerz, den sie mit einem Lächeln zu überspielen versuchte.
»Letuijè!«, rief ihr Vater erfreut, sprang von der Sitzgarnitur auf und breitete herzlich seine Arme nach ihr aus.
»Meine Tochter, komm und begrüße unsere Gäste.«
Das Mädchen gab sich der herzlichen Umarmung ihres Vaters hin, um sich sogleich nach einer kurzen Liebkosung den Besuchern zuzuwenden.
Bewundernd blickte sie zu der gut einen Kopf größeren Nokturijè auf, die direkt vor ihr stand und im Begriff war, vor der Jungmatriarchin auf die Knie zu gehen, aus Respekt vor ihrem Stand. Doch Letuijè griff sie am Arm.
»Nicht doch! Ich sollte es sein, die sich vor euch verneigt. Ich habe schon viele Geschichten von meinem Vater über euch gehört. Der treuen, tapferen und starken Nokturijè – wenn nur die Hälfte davon wahr sein sollte, dann müsstet ihr euch Zeit eures Lebens vor niemandem mehr auf die Knie begeben«, sprach sie redegewandt und aus tiefster Überzeugung.
»Es ist wahr, jedes Wort davon!«, sagte ihr Vater überdreht.
»Was dein Vater dir allerdings verschwiegen hat, ist, dass er sich viele Male aus dem Palast gestohlen hatte, um sich mit dieser Mè zu treffen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie sich auch vereinigt hätten«, mischte sich die alte Matriarchin ein und warf Nokturijè verächtliche Blicke zu.
Letuijè sah ihren Vater bewundernd an.
»Mutter, ich glaube nicht, dass dein Gemahl dir je untreu gewesen wäre. Sein Herz ist so rein und unbescholten. Ach, gäbe es doch nur jemanden, der der Güte meines Vaters gleichkäme, ich würde ihn, ohne zu zögern, ehelichen.«
Die Worte seiner Tochter rührten Ilju abermals zu Tränen. Er umarmte sie liebevoll und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
»Euer Verhalten ist erbärmlich. Weich, schwach und verletzlich, alle beide. Mein werter Gatte hat dieses Kind zu einer weinerlichen Puppe erzogen. Wenn ich nur daran denke, dass dieses Kind schon bald den Thron besteigen wird ... unser Volk wird dem Untergang geweiht sein«, sprach die kaltherzige Herrscherin verachtend.
Bittere Blicke erntete die Matriarchin von allen, die um sie herumstanden. Vor allem Cameron, der direkter Zeuge ihrer Untreue wurde, sah sie verurteilend an.
Ilju jedoch lächelte und streichelte seiner Tochter über das seidenglatte Haupt.
»Keiner kann sich von Fehlern
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