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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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abzulenken.«
    »Meines Erachtens nach sollte Gesang wohltuend für die Ohren sein und einen nicht dazu bringen, sich zu wünschen, taub zu sein. Doch sprich, wo bist du? Ich kann dich zu meinem Bedauern nur hören, aber nicht sehen«, entgegnete sie sich umschauend.
    »Ich bin hier im Lüftungsschacht und das schon seit einer sehr langen Zeit.«
    »Und wie lang ist eine lange Zeit?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich trage keine Uhr bei mir.«
    »Was ist eine Uhr?«, erklang ihre Stimme verwundert.
    »Nicht so wichtig. Ich suche jedenfalls nach einem Ausgang«, antwortete Lucas prompt, um unnötige Erklärungen, die möglicherweise sowieso nicht verstanden würden zu vermeiden.
    »Einen Ausgang suchst du also? Ich sitze hier direkt an der Wand und oberhalb von mir ist eine kleine Öffnung, vielleicht ist das ein geeigneter Ausstieg für dich«, entgegnete die Stimme vergnügt.
    Lucas sah nach oben, dort war tatsächlich ein Rohr, das ein wenig Licht einfallen ließ, doch es war nicht einmal annähernd groß genug, dass er hindurchgepasst hätte. Mit viel Glück sein Arm vielleicht.
    »Das ist zu eng, dort komme ich nicht durch.«
    »Das hätte mich jetzt auch gewundert. Wenn ich mich recht entsinne, befindet sich nur wenige Meter weiter eine größere Öffnung, allerdings glaube ich, dass diese von einem Gegenstand versperrt ist. Du musst ein wenig Gewalt anwenden, um dort herauszukommen.«
    »Könntest du mir helfen und den Gegenstand von außen entfernen?«
    »Was denkst du? Dass ich hier zum Spaß sitze? Ich bin verletzt. Ein kleiner Stützpfeiler hat sich von der Deckenkonstruktion gelöst und mein Bein unter sich begraben. Ich denke, es ist gebrochen.«
    »Gebrochen? Dafür klingst du aber noch recht vergnügt. Ich würde wahrscheinlich vor Schmerzen schreien«, entgegnete Lucas skeptisch.
    »Was soll ich sagen, das Geschlecht der Matriarchinnen ist dazu befähigt, schmerzliche Empfindungen zu unterdrücken. Eine Gabe, die allerdings erst mühselig erlernt werden musste. Es ist, als ob man einen Schalter im Kopf umlegt und den Schmerz somit ausschaltet.«
    › Geschlecht der Matriarchinnen?‹, wiederholte Lucas erschreckt in Gedanken.
    »Bist du Letuijè?«, sprach er laut aus.
    »Na, ich bin jedenfalls kein oforanisches Jak, das hier zum Grasen herkam. Und nun beeile dich, auch Matriarchinnen können nicht ewig Qualen unterdrücken.«
    Lucas hatte, vor lauter Freude darüber, endlich diesem Labyrinth entfliehen zu können, eine Sache vollkommen vergessen. Voller Besorgnis sah er an sich hinab. Auf dem einzigen Kleidungsstück, welches er an seinem Körper trug, seiner, inzwischen nicht mehr ganz so weißen Boxershorts, war noch deutlich der Urinfleck, unter all dem Dreck zu erkennen, selbst in dem rötlich fluoreszierenden Licht. Dann roch er an sich und verzog angewidert das Gesicht.
    »Was ist nun? Ich höre dich nicht weiterkrabbeln. Hast du inzwischen Wurzeln geschlagen?«, vernahm er die Stimme der jungen ungeduldigen Matriarchin.
    »Ich kann nicht!«, entgegnete Lucas beschämt.
    »Was kannst du nicht? Krabbeln? Du musst doch irgendwie hier hergekommen sein, dass hast du doch auch irgendwie hinbekommen.«
    »Nein! Ich meinte, ich kann nicht rauskommen.«
    »Wieso nicht? Wo ist dein Problem?«, hakte sie nach.
    »Nun, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich ...«
    Lucas stockte.
    Er wusste nicht, was schlimmer war - dass ihn jemand so zu Gesicht bekam oder über sein Missgeschick auch noch sprechen zu müssen.
    »Hör zu. Mir ist vollkommen egal, welche Probleme du hast. Du musst dich ihnen stellen. Für mich ist im Moment nur von Bedeutung, dass ich mein gebrochenes Bein versorgen lassen kann, denn lange halte ich das nicht mehr aus«, klang Letuijè schon beinahe leidend.
    Lucas musste sich entscheiden. Der Gedanke daran, die junge Matriarchin weiter leiden zu lassen, schien für ihn schlimmer zu sein, als die Tatsache, sich ihr so zu zeigen.
    Langsam kroch Lucas weiter und die Matriarchin hatte tatsächlich recht mit ihrer Aussage, dass sich nur wenige Meter vor ihm ein Ausgang befand.
    Wahrscheinlich hätte er diesen, ohne dass man ihn darauf aufmerksam machte, übersehen, denn der Gegenstand, welchen Letuijè erwähnte, der den Ausgang versperrte, ließ nur wenig Licht durch die Lamellen dringen.
    Lucas versuchte zuerst vergeblich, mit beiden Händen gegen die Schachtabdeckung zu drücken. Dann erinnerte er sich an den Mechanismus und dass er von außen drücken musste, damit sich die Platte in

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