Sternenfinsternis (German Edition)

der Wand versenken konnte. Doch wie sollte er dies anstellen? Die Abdeckung wies auf seiner Seite nichts auf, womit er die nötige Zugkraft hätte aufbringen können. Lediglich Lamellen, welche es der Luft ermöglichten, in die Räume und Gänge zu dringen, waren vorhanden. Doch diese waren zu fein, als dass er sie hätte greifen können.
    »Ich komme hier nicht raus«, rief er um Hilfe.
    »Rechts von dir müsste sich ein Notschalter befinden, eingelassen in die Schachtwand. Darüber öffnet sich die Schachtverkleidung«, instruierte ihn die junge Matriarchin.
    Fieberhaft suchte Lucas nach dem von ihr beschriebenen Schalter. Er tastete die rechte Schachtwand ab, doch nirgendwo war ein Schalter aufzufinden.
    »Da ist keiner.«
    »Da muss einer sein. Ich habe mich als Kind sehr oft in dem Lüftungssystem herumgetrieben, obwohl man es mir verboten hatte. Unzählige Male habe ich sie bedient – dort muss sich ein Bedienelement befinden, wie an all den übrigen Schotts auch«, erwiderte sie, ihrer Sache ganz sicher.
    Lucas sah sich daraufhin weiter um, doch diesmal beschränkte er sich nicht nur auf die rechte Seite. Er suchte die Bodenplatte, die Decke und schließlich auch die linke Schachtwand ab, wo er schließlich fündig wurde. Eine leichte Berührung reichte aus und das Schott öffnete sich zischend.
    »Der Notschalter war an der linken Wand«, rief Lucas berichtigend.
    »Habe ich doch auch gesagt – links«, keifte sie belehrend zurück.
    »Nein, du sagtest rechts, nicht links!«, entgegnete er in einer für sie nicht hörbaren Lautstärke. Schließlich wollte er keinen Streit vom Zaun brechen, kaum dass sie sich richtig kennengelernt hatten. Zumal Lucas nun vor dem Problem stand, wie er den großen Gegenstand, der noch immer den Zugang versperrte, wegschaffen sollte.
    Er konnte nicht genau sagen, um was es sich dabei handelte, doch der geringe Druck, den er mit seinen Händen imstande war auszuüben, reichte nicht aus.
    »Verdammt! Was ist das, was da vor dem Loch liegt?«, rief er verzweifelt. »Das ist ja sauschwer. Wiegt gut ne Tonne das Ding.«
    »Ich vermute, dass es sich um ein Stück von einer Säule handelt, welche umgestürzt ist, als auch Teile der Deckenkonstruktion herunterkamen und mich erwischten.«
    »Wie konnte das denn passieren. Hast du den dritten Weltkrieg nachgespielt?«, erwiderte Lucas scherzend.
    Auch wenn Luc, anhand der geschwungenen Form, annahm, dass es sich tatsächlich um eine runde Säule handelte, die er unter Umständen wegrollen konnte, war die Position, in der er sich befand, denkbar ungünstig, um genügend Kraft für diesen Gewaltakt aufbringen zu können. Irgendwie musste er es schaffen, sich in dem engen Schacht umzudrehen, sodass er sich mit den Füßen gegen die Säule stemmen konnte.
    »Was soll ich nachgespielt haben?«, fragte sie, wartete jedoch auf keine Antwort von ihm. »Das ist bei der Explosion passiert.«
    »Was denn für ne Explosion?«, fragte er angestrengt, während er bereits quer im Schacht hing.
    »Was für eine Explosion, fragst du? Hast du denn rein gar nichts davon mitbekommen? Der Boden hat gebebt und außerhalb dieser Mauern ist die Hölle ausgebrochen. Die Schreie, die ich vernahm, waren erschreckend – und von einem zum anderen Moment war es wieder ganz still, als ob plötzlich alle verschwunden wären.«
    »Schreie habe ich auch gehört«, sprach er beschwerlich, als er es endlich geschafft hatte, mit den Beinen in Richtung der Säule zu liegen. »Aber von einem Beben oder einem Tumult habe ich nichts mitbekommen. Allerdings kann ich mich noch lebhaft an diesen schrecklichen Alarmton erinnern, bevor die Schotten dichtgemacht wurden. Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Solche Schmerzen habe ich in meinem Leben noch nie gehabt.«
    »Schmerzen durch den Alarm?«, erklang Letuijès Stimme verwundert. »Das habe ich ja noch nie gehört. Andererseits hatten wir auch noch keinen Vertreter deiner Rasse bei uns zu Besuch. Mir kam zu Ohren, dass es Wesen anderer Abstammung gab, die leichte Übelkeit verspürten, doch über Schmerzen hatte noch niemand geklagt. Entweder verfügt eure Rasse über bessere Ohren als wir oder euer Organismus unterscheidet sich grundlegend von dem unseren.«
    Während die Jungmatriarchin redete, begann Lucas, mit aller Kraft gegen die Säule zu drücken. Um ein Wegrutschen zu verhindern und einen höheren Druck ausüben zu können, stützte er sich zugleich mit den Armen gegen die Schachtwände. Lucas presste