Sternenfinsternis (German Edition)
Nase beißenden Staub aufzuwirbeln, begab er sich zum Zentrum der kreisrunden Halle und blickte nach oben. Sicherlich hatte er keine Zeichnungen von Leonardo Da Vinci erwartet, doch dafür zierten unzählige fremdartige Schriftzeichen das monströse Kuppeldach. Wäre er unter anderen Umständen hier, hätte er sich möglicherweise mehr Zeit genommen und einen genaueren Blick darauf geworfen, doch er lechzte noch immer nach einer Dusche und frischen Klamotten.
Lucas sah sich weiter um und musste feststellen, dass es drei weitere Zugänge in unterschiedliche Richtungen gab, von denen jeder dem glich, von dem er gekommen war. Doch nur dieser eine war der Einzige, der nicht durch ein Gitter verbarrikadiert war.
Er befand sich sprichwörtlich in einer Sackgasse. Der Weg, der ihn hierher geführt hatte, war der alleinige, der ihm blieb. Doch dies war keine Option, denn über ihn würde er nur wieder dort hingelangen, wo er seine kleine Reise begonnen hatte. Langsam aber sicher fragte Lucas sich, was hier vorging. War es womöglich von ihren Gastgebern geplant, ihn hier einzusperren? War dies vielleicht eine Vergeltungsmaßnahme dafür, dass man die junge Matriarchin auf ihm liegend vorfand?
»Hey, das ist echt nicht lustig!«, schrie Lucas.
Seine Worte prallten umgehend zu ihm zurück – immer und immer wieder wiederholte sich dieser eine vom ihm gesprochene Satz und je öfter er diesen zu hören bekam, desto verzweifelter erschien ihm ›seine Stimme‹.
»Ich habe es verstanden, okay. Es war ein Fehler – es tut mir leid. Aber bitte hört jetzt auf damit.«
Gespannt sah sich Lucas um, wobei er sich im Kreis drehte, in der Hoffnung, dass sich sogleich wenigstens eine der stählernen Pforten wieder öffnen würde – doch weit gefehlt.
Der Hall seiner Stimme verklang und nichts geschah.
Keine Antwort oder irgendeine andere Reaktion folgte. Der Menschenjunge stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er hatte keine Ahnung mehr, was er tun oder gar sagen konnte, um ihnen klar zu machen, dass es nicht seine Absicht war, jemanden zu beleidigen oder gar Schande über das Haus der Matriarchin zu bringen. Schließlich war es ihm nicht bewusst, dass es sich um die Tochter der Matriarchin handelte und selbst wenn, war sie es, die sich auf ihn stürzte.
Auf einmal durchfuhr es seinen Geist, wie von einem Blitz getroffen.
Was, wenn sie gar nicht vorhatten, sich an ihm zu rächen, sondern dies alles die Folge einer Notabschottung ist? Dass das Gebäude sozusagen alle, die sich in ihm befanden, eingesperrt hatte.
Doch warum? Welchen Grund könnte es geben?
Vielleicht wurden sie angegriffen von Erzfeinden des turijainischen Volkes? Womöglich haben sie Wind von der Sache bekommen, dass die junge Matriarchin einen so gutaussehenden und attraktiven Menschenmann gefunden hat und nun wollen sie ihn allein für ihre jungen Thronfolgerinnen?
Lucas schüttelte seinen Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
»Spinn dich aus, Luc. Nicht jedes geile Alien-Chick will was von dir ... Cool wäre es allerdings schon«, sprach er leise zu sich selbst.
Unerwartet drang ein grauenerregender Schrei durch die Halle und erfüllte diese langanhaltend.
Entsetzt sah sich Lucas um, doch außer ihm war keiner hier. Selbst nachdem der von Pein durchdrungene Aufschrei längst verklungen war, standen ihm noch die blonden feinen Härchen in seinem Nacken zu Berge.
Wer war das, fragte er sich, und noch viel wichtiger, wo kam es her?
Er versuchte, angestrengt herauszufinden, aus welcher Richtung der Schrei als erstes zu vernehmen war, was sich durch das Echo, welches entstanden war, als wahres Rätsel erwies.
Lucas suchte mit seinen Augen die Hallenwände ab, als sein Blick auf eine, nahe am Boden gelegene, mit Luftlamellen durchzogene Metallplatte fiel.
Flink lief er zu dieser und das Annähern offenbarte ihm weitere leise, zuvor kaum hörbare Schreie.
»Was zur Hölle passiert da?«, fragte er sich.
Es mussten hunderte, wenn nicht gar tausende Hilferufe sein. Lucas vermutete, dass sich hinter der mit Luftschlitzen durchzogenen Metallfliese Schächte befinden mussten. Er konnte auch einen starken Luftzug spüren.
Lucas begab sich vor dem Zugang in die Hocke und tastete hastig die etwa fünfzig auf fünfzig Zentimeter große Platte ab. Es waren keine Schrauben zu sehen oder etwas anderes, womit diese fest in der Wand verankert zu sein schien. Dann kam ihm der Gedanke, dass die metallische Abdeckung vielleicht nur aufgesteckt
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