Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
erwachsene Lebensform liegt unten, unter der dünnen Planetenkruste, wo konvergierende Magma-Adern ihm alle Energie zufließen lassen, die ein metallo-organisches Wesen nur braucht!«
    Toshio bemühte sich zuzuhören, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab – zu Bomben und Verrätern, zu seinen Sorgen um Akki, seinen vermißten Kameraden, und zu einem Mann irgendwo hoch im Norden, der es verdiente, daß jemand ihn erwartete, falls... wenn er schließlich zu dieser Insel zurückkehrte, von der er aufgebrochen war.
    »... einzige Haken ist, daß ich nicht sehe, wie eine solche Lebensform sich entwickelt haben könnte! Es gibt keine Spur von Zwischenformen, keine Erwähnung von möglichen Vorläufern in den alten BibliotheksDaten über Kithrup! Dabei ist dieses Geschöpf wirklich einzigartig genug, um einer besonderen Erwähnung wert zu sein...«
    »Mmm-hmm.«
    Dennie sah Toshio an. Er hatte sich den Unterarm über die Augen gelegt und atmete langsam, als sinke er allmählich in tiefen Schlummer. Aber sie sah, daß eine feine Ader an seiner Schläfe rasch pulsierte und er in regelmäßigen Abständen die andere Faust ballte und öffnete.
    Sie lag da und betrachtete ihn im matten Lichtschein. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt und ihn zum Zuhören gezwungen.
    Warum plage ich ihn so sehr? fragte sie sich plötzlich. Klar, die Sache ist wichtig, aber sie ist von rein akademischem Interesse, und dabei trägt Toshio unsere Ecke der Welt auf seinen Schultern. Er ist noch so jung, und er muß die Last eines kämpfenden Mannes tragen. Und wieso benehme ich mich so?
    Etwas in ihrem Magen zog sich zusammen und sagte es ihr. Ich plage ihn, weil ich Aufmerksamkeit haben will. Ich will seine Aufmerksamkeit, berichtigte sie sich sogleich. Auf meine ungeschickte Art versuche ich, ihm Gelegenheiten zu bieten...
    Nervös dachte sie, wie töricht sie doch sei. Wenn ich, als die ältere, es schaffe, meine Signale so gründlich zu verheddern, dann kann ich kaum erwarten, daß er versteht, was ich ihm sagen will, begriff sie.
    Sie streckte die Hand aus und hielt dicht vor dem glänzenden, schwarzen Haar inne, das in langen, nassen Strähnen an seinen Schläfen klebte. Zitternd überprüfte sie noch einmal ihre Gefühle und sah, daß nur die Angst vor einer Zurückweisung sie noch hinderte.
    Wie aus eigener Willenskraft bewegte sich ihre Hand und berührte die zarten Stoppeln auf Toshios Wange. Der Junge erschrak und fuhr herum, um sie mit weit aufgerissenen Augen anzustarren. »Toshio.« Sie schluckte. »Mir ist kalt.«

78. Tom Orley
    Als ein Augenblick relativer Ruhe eintrat, machte Tom sich im Geiste eine Notiz. Erinnere mich beim nächsten Mal daran, daß ich nicht wieder in Hornissennester treten darf, sagte er sich.
    Er sog am einen Ende seines behelfsmäßigen Atemschlauches. Das andere Ende ragte durch eine winzige Öffnung in der Rankendecke hinaus in die Luft. Zum Glück brauchte er diesmal nicht ganz soviel Luft anzusaugen, um den Ertrag seiner Maske zu ergänzen, denn in dieser Gegend enthielt das Wasser erheblich mehr Sauerstoff.
    Kampfstrahlen brutzelten über ihm dahin, und gedämpft drangen Schreie zu ihm herunter, die ihm anzeigten, daß der Miniaturkrieg in vollem Gange war. Zweimal ließen Explosionen ganz in der Nähe das Wasser erbeben.
    Zumindest brauche ich diesmal keine Angst zu haben, daß mich Blindgänger rösten könnten, dachte er. Diese Streuner haben nur Handfeuerwaffen.
    Tom lächelte über die Ironie dieser Feststellung. Sie hatten nur Handfeuerwaffen.
    Mit seinem Überraschungsangriff hatte er zwei Tandu erwischt, bevor die übrigen ihre Partikelgewehre in Anschlag bringen und das Feuer erwidern konnten. Was noch wichtiger war: Er hatte den zottigen Episiarchen verwunden können, bevor er kopfüber in ein Loch zwischen den Schlingpflanzen gesprungen war.
    Er war ihnen mit knapper Not entwischt. Ein knapper Fehlschuß hatte Verbrennungen zweiten Grades an seiner bloßen linken Fußsohle hinterlassen. In diesem letzten Augenblick hatte er gesehen, wie der Episiarch sich wutentbrannt aufgerichtet hatte. Ein gleißender Nimbus von Un-Realität hatte seinen Kopf wie ein feuriger Heiligenschein umgeben. Tom hatte einen kurzen Moment lang die Sterne hinter diesem schillernden Strahlen zu sehen geglaubt.
    Die Tandu hatten mit allen Gliedmaßen gewedelt, um auf ihrem wild sich bäumenden Pfad zu bleiben. Dies hatte natürlich ihre vielgepriesene Zielsicherheit merklich beeinträchtigt, und nur deshalb

Weitere Kostenlose Bücher