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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sollte. Ich glaube, diesen zweiten Grund hat er hinzugefügt, weil er wußte, daß ich dann mit seiner Entscheidung einverstanden sein würde... Natürlich hatte ich mit diesem Angebot gerechnet. Ich hätte fast darauf gewettet. Es trägt nicht eben zu meinem Wohlbehagen bei, wenn ich den Jungen dazu benutze, Takkata-jim in Schach zu halten. Selbst wenn unser Ex-Vize-Captain mich enttäuscht und brav bleibt, weiß ich nicht, wie Toshio rechtzeitig hierher kommen soll, vor allem dann, wenn wir zu einem überstürzten Start gezwungen sind..
    Ich begreife immer besser, was die Leute meinen, wenn sie von den »Leiden des Kommandanten« sprechen. Ich mußte ihm Bestürzung und Schrecken vorspielen, als Toshio mir von den Mini-Bomben erzählte, die Charlie Dart aus der Waffenkammer geklaut hat. Toshio hat sich erboten, sie Takkata-Jim wieder abzunehmen, aber ich habe es ihm nicht erlaubt. Ich habe ihm gesagt, dieses Risiko müßten wir auf uns nehmen.
    Ich konnte ihn nicht ins Vertrauen ziehen. Toshio ist ein helles Bürschchen, aber er hat kein Pokerface. Ich glaube, ich habe alles gut vorbereitet, und mein Timing stimmt. Wenn ich nur sicher sein könnte...
    Die verdammte Niss ruft mich schon wieder. Diesmal werde ich nachsehen müssen, was sie will.
    Ach Tom. Hättest du auch den Captain verloren, wenn du hiergewesen wärst? Wie kann ich mir je verzeihen, daß ich Creideiki allein habe hinausfahren lassen?
    Dabei schien er so gut zurechtzukommen! Was mag in Ifnis Würfelspiel schiefgegangen sein?

81. Charles Dart
    Früh am Morgen stand er vor seiner Konsole am Ufer des Tümpels und trieb fröhliche Konversation mit seinem Robot. Die Sonde war bereits einen Kilometer tief gesunken und hatte unterwegs winzige Detektoren in dem Schacht abgesetzt. Charles Dart brummelte munter vor sich hin. In ein paar Stunden würde sie so tief sein wie die alte, nahezu wertlose Sonde, die er aufgegeben hatte. Jetzt nur noch ein paar Tests zur Bestätigung seiner Theorien über die lokalen Krustenformationen, und dann würde er sich mit größeren Fragen beschäftigen können, etwa mit der nach der Beschaffenheit des Planeten Kithrup! Niemand, überhaupt niemand, konnte ihn jetzt noch aufhalten!
    Er dachte an die Jahre, in denen er in Kalifornien gearbeitet hatte, in Chile, in Italien – er hatte Erdbeben studiert, während sie sich ereigneten, und zwar zusammen mit einigen der bedeutendsten Köpfe der Geophysik. Das war aufregend gewesen. Trotzdem war ihm nach einigen Jahren allmählich klargeworden, daß etwas nicht stimmte.
    Er hatte Zugang zu allen wichtigen Berufsvereinigungen gefunden, seine Schriften wurden mit höchstem Lob und gelegentlich auch mit vehementem Widerspruch aufgenommen – beides Reaktionen, die ein anständiger Wissenschaftler gepflegter Langeweile vorzog. An prestigeträchtigen Stellenangeboten hatte es ihm nicht gefehlt.
    Aber es kam eine Zeit, da er sich plötzlich fragte, wo die Studenten blieben.
    Warum ließen sich Examenskandidaten nicht von ihm beraten? Er sah, wie seine Kollegen von eifrigen Bewerbern um Forschungsassistentenstellen belagert wurden, während zu ihm, trotz der langen Liste seiner Veröffentlichungen, trotz seiner weithin bekannten und umstrittenen Theorien, nur die Zweitklassigen kamen, Studenten, die keinen Mentor, sondern wohlfeile Hilfe suchten. Keiner der wirklich brillanten jungen Mels und Fems erwählte ihn als akademischen Patron. Natürlich hatte es ein-, zweimal geringfügige Zwischenfälle gegeben, bei denen er die Beherrschung verloren hatte, und ein paar Studenten hatten sich in erbittertem Groll von ihm getrennt. Aber das konnte doch nicht der Grund für die Flaute in seiner pädagogischen Karriere sein, oder? Nach und nach gelangte er zu der Überzeugung, daß es sich um etwas anderes handeln müsse, um etwas... Rassistisches. Dart hatte sich stets über die Obsessionen, die viele Schimps hinsichtlich des Liftings an den Tag legten, erhaben gefühlt – sei es nun die kleinliche Hochachtung der Mehrheit gegen die Menschen, sei es die schmollende Trotzhaltung einer kleinen, aber lautstarken Minderheit. Aber vor einigen Jahren hatte er doch angefangen, sich dafür zu interessieren, und bald hatte er eine Theorie gehabt. Die Studenten mieden ihn, weil er ein Schimpanse war!
    Das hatte ihn erschüttert. Volle drei Monate hatte er jede andere Arbeit eingestellt und das Problem studiert. Er las die Protokolle über das Patronat der Menschheit gegenüber seiner eigenen Rasse, und

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