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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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schlammigen Canyon achtzig Meter unter dem Meeresspiegel eines außerirdischen Ozeanes lag, dienten sie als Landefüße. Zwischen dem dritten und vierten Flanschenring wölbte die Schiffswand sich leicht nach außen, um dem Trockenrad Platz zu bieten. Im freien Weltraum rotierte dieses Rad und produzierte so eine primitive Art von künstlicher Schwerkraft. Die Menschen und ihre Klienten hatten zwar gelernt, Gravitationsfelder zu generieren, aber beinahe jedes terranische Schiff verfügte noch über ein Zentrifugalrad. Manche betrachteten es als Markenzeichen, das verkünden sollte, was die Terraner nach Ansicht einiger ihnen freundlich gesonnener Spezies besser mit dem Mantel des Schweigens bedeckt hätten: Daß nämlich die drei Rassen von Sol anders seien als alle anderen im Universum – die »Waisen« von der Erde... Das Rad der Streaker bot Platz für maximal vierzig Menschen, aber jetzt wohnten hier nur sieben und ein Schimpanse. Es enthielt außerdem Freizeiteinrichtungen für die Delphin-Crew, Pools, in denen sie während der Freiwachen springen und plantschen und sexuelle Spiele treiben konnten. Aber am Boden eines Planeten konnte sich das Rad nicht drehen. Die meisten seiner Räume waren schief und unzugänglich. Und die große Zentralkammer des Schiffes war überflutet.
    Dennie fuhr mit einem Lift in einer der Speichen, die das Trockenrad mit der starren Zentralachse verbanden, nach oben. Die Achse trug den offenen Innenraum der Streaker. Dennie verließ den Aufzug und trat in einen sechseckigen Gang mit Türen und Zugangsluken, die in alle Richtungen gingen, und bald darauf hatte sie die Hauptkammerschleuse, fünfzig Meter vor den Speichen des Rades, erreicht.
    In der Schwerelosigkeit wäre sie den langen Gang hinuntergeglitten und nicht gegangen. Die Gravitation ließ ihr den Korridor auf unheimliche Weise fremd erscheinen. Eine Wand von verglasten Schränken in der Kammerschleuse enthielt Raumanzüge und Tauchausrüstungen. Dennie nahm einen Bikini aus ihrem Spind, eine Gesichtsmaske und Schwimmflossen. Unter »normalen« Bedingungen hätte sie einen Overall angezogen, einen leichten Düsengürtel und vielleicht ein Paar breiter Armschwingen. Damit hätte sie in die Zentralkammer springen und durch die feuchte Luft überall hinschweben können; lediglich den rotierenden Speichen des Trockenrades hätte sie aus dem Weg gehen müssen. Jetzt aber standen die Speichen natürlich still, und die Zentralkammer enthielt etwas Feuchteres als Luft. Rasch zog sie sich aus und legte den Badeanzug an. Dann stellte sie sich vor einen Spiegel und zupfte an den Bändern, bis der Bikini bequem saß. Dennie wußte, daß sie eine attraktive Figur hatte. Zumindest hatten die Mels, die sie kannte, ihr das oft genug erzählt. Gleichwohl gaben ihr die ein wenig zu breiten Schultern den Vorwand für die Selbstvorwürfe, den sie bei allem zu suchen schien.
    Sie testete den Spiegel mit einem Lächeln. Sogleich veränderte sich das Bild. Kräftige weiße Zähne bildeten ein strahlendes Gegengewicht zu dunkelbraunen Augen. Sie stellte es gleich wieder ein. Grübchen ließen sie jünger aussehen, ein Effekt, der unter allen Umständen zu vermeiden war. Sie seufzte und stopfte ihr rabenschwarzes Haar sorgfältig unter eine Tauchkappe aus Gummi. Nun, bringen wir’s hinter uns.
    Sie überprüfte die Verschlüsse ihrer Aktenmappe und betrat dann die Schleuse. Als sie die innere Luke geschlossen hatte, begann sprudelndes Salzwasser aus Öffnungen ringsum am Boden zu dringen und die Schleuse zu überfluten.
    Dennie vermied es, zu Boden zu sehen. Sie hantierte mit ihrer Batteau-Atemmaske und drückte sie fest ans Gesicht. Die transparente Membran fühlte sich zäh an, aber sie ließ die Luft ungehindert ein- und ausdringen, als Dennie schnell und tief ein- und ausatmete. Zahlreiche flexible Platten dienten dazu, hinreichend Luft aus dem überladenen Oxywasser zu ziehen. Am Rande des Gesichtsfeldes war die Maske mit kleinen Sonardisplays ausgerüstet, die die substantielle Taubheit des Menschen unter Wasser halbwegs ausgleichen sollten. Warmes, blubberndes Wasser stieg an ihren Beinen empor. Mehrmals rückte Dennie ihre Gesichtsmaske zurecht. Mit dem Ellbogen preßte sie die Mappe fest an ihre Seite. Als die Flüssigkeit ihre Schultern fast erreicht hatte, tauchte sie mit dem Kopf unter und atmete mit geschlossenen Augen heftig ein und aus.
    Die Maske funktionierte. Selbstverständlich-sie funktionierte immer. Es war, als atme man einen

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