Sternenflut
dicken, ozeanischen Nebel ein, aber die Luft reichte aus. Sie kam sich ein wenig albern vor mit ihrem ängstlichen kleinen Ritual, daher richtete sie sich wieder auf und wartete standhaft, bis ihr das Wasser über dem Kopf zusammenschlug.
Endlich öffnete sich die Tür, und Dennie schwamm hinaus in ein geräumiges Abteil, in dem Spinnen, Schreiter und anderes Delphingerät säuberlich zusammengelegt in Nischen lagerte. Auf schnurgeraden Regalen stapelten sich die kleinen Wasserdüsensets, mit denen sich die Delphine im schwerelosen Zustand durch das Schiff bewegten. Im freien Fall ermöglichten diese Jets verblüffende akrobatische Übungen, aber auf einem Planeten und in einem größenteil gefluteten Schiff waren sie nutzlos.
Meistens befanden sich ein oder zwei Fen in diesem äußeren Umkleideraum, die damit beschäftigt waren, sich in ihre Geräte zu winden oder sie abzulegen. Jetzt aber war der Raum leer, und erstaunt schwamm Dennie zu der Öffnung am anderen Ende und spähte hinaus in die Zentralkammer. Der große Zylinder maß nicht mehr als zwanzig Meter im Durchmesser. Der Blick war längst nicht so überwältigend wie der von der Nabe einer jener Weltraumstädte in Sols Asteroidengürteln. Gleichwohl war ihr erster Eindruck in der Zentralkammer immer der eines endlosen, von geschäftigem Treiben erfüllten Raumes. Lange Radialspeichen reichten vom Zentralschaft zu den Zylinderwänden. Sie hielten das Schiff in Form und transportierten die Kraft zu den Stasisflanschen. Zwischen diesen pfeilerartigen Speichen befanden sich die Arbeitsbereiche der Delphine, ausgestattet mit federnden Netzen.
Delphine, auch Tursiops amicus, waren nur ungern mehr als nötig beengt. Im Weltraum arbeitete die Crew in der schwerelosen Weite der Zentralkammer, wo sie in feuchter Luft, von ihren Jets getrieben, umherschwebten. Aber Creideiki hatte sein beschädigtes Schiff auf Grund setzen müssen, und dies bedeutete, er hatte es auch fluten müssen, um seinen Mitarbeitern Zugang zu ihren Instrumenten zu ermöglichen. Schimmerndes, nur wenig unterdrücktes Schäumen und Sprudeln erfüllte die ganze Kammer. Überall schwebten feine Blasenströme zur leicht gekrümmten Decke empor. Das Wasser von Kithrup wurde sorgfältig gefiltert, man fügte Lösungsmittel hinzu und preßte Sauerstoff hinein, um es in Oxywasser umzuwandeln. NeoDelphine waren gen-technisch befähigt worden, es zu atmen, wenngleich es ihnen keinen sonderlichen Genuß bereitete.
Dennie sah sich verwirrt um. Wo waren alle? Dann bewegte sich etwas. Über einem Fünf-Meter-Abschnitt der Zentralachse schwammen zwei Delphine und zwei Menschen mit hoher Geschwindigkeit auf den Bug des Schiffes zu. »He!« rief Dennie. »Wartet auf mich!« Die Gesichtsmaske sollte den Klang ihrer Stimme bündeln und verstärken, aber für ihre Ohren klang es, als verschlucke das Wasser ihre Worte.
Die Fen stoppten sofort. Sie schwammen wie auf Kommando eine Schleife und schossen auf sie zu. Die beiden Menschen schwammen einen Augenblick lang weiter, aber dann hielten sie inne, sahen sich um und bewegten langsam die Arme. Als sie Dennie erblickten, winkte einer von ihnen.
»Beeilen Sie sich, verehrte Biologin.« Ein großer, holzkohlengrauer Delphin im schweren Arbeitsgeschirr glitt an ihr vorbei. Der andere umkreiste sie ungeduldig.
Dennie schwamm, so schnell sie konnte. »Was ist los? Ist die Raumschlacht vorüber? Hat uns jemand gefunden?« Ein untersetzter, schwarzhäutiger Mann grinste, als sie herankam. Der andere Mensch, eine hochgewachsene, stattliche blonde Frau, wandte sich ungeduldig um und schwamm weiter, kaum daß Dennie sie erreicht hatte.
»Na, hätten wir denn nich’ ‘n Alarm gehört, wenn die ETs da wären?« fragte der Schwarze spöttisch, während sie über der Achse dahinschwammen. Wieso Emerson D’Anite mit seiner dunklen Hautfarbe manchmal wie ein englischer Proletarier zu reden versuchte, war ein Geheimnis, das Dennie noch würde ergründen müssen.
Sie war erleichtert, als sie hörte, daß sie nicht angegriffen wurden, aber wenn die Galactics nicht unterwegs waren, um sie zu fangen, was steckte dann hinter dieser Aufregung? »Die Metallsucher!« Das Schicksal der vermißten Patrouille hatte sie völlig vergessen, so sehr war sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen. »Gillian, sind sie wieder da? Sind Toshio und Hikahi wieder zurück?« Die ältere Frau schwamm mit weit ausgreifender, langbeiniger Grazie, um die Dennie sie beneidete. Ihre leise
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