Sternenflut
Altstimme trug erstaunlich gut durch das Wasser. Ihr Gesichtsausdruck war grimmig.
»Ja, Dennie, sie sind wieder da. Aber mindestens vier von ihnen sind tot.«
Dennie schnappte nach Luft. Sie mußte sich anstrengen, um das Tempo zu halten. »Tot? Wie... ? Wer... ?«
Gillian Baskin schwamm mit unverminderter Geschwindigkeit. Über ihre Schulter hinweg antwortete sie: »Wir wissen nicht genau, wie... Als Brookida zurückkam, erwähnte er Phippit und Ssassia... und sagte dem Rettungstrupp, auf dem Strand würden sie wahrscheinlich noch weitere verletzt oder tot finden.«
»Brookida... ?
Emerson stieß sie mit dem Ellbogen an. »Und wo hast du gesteckt? Es wurde durchgesagt, als er ankam – schon vor Stunden. Mr. Orley war mit dem alten Hannes und zwanzig Crew-Fen unterwegs, um die anderen zu finden.«
»Ich... ich habe wohl geschlafen.« Dennie erwog, einen gewissen Schimpansen Stück für Stück auseinanderzunehmen. Wieso hat Charlie mir nichts gesagt, als ich zur Arbeit kam? Wahrscheinlich hatte er es völlig vergessen. Eines Tages würde jemand diesen Schimp wegen seiner Monomanie erwürgen! Dr. Baskin war mit den beiden Delphinen schon vorausgeschwommen. Sie konnte fast ebenso schnell schwimmen wie Tom Orley, und keiner der fünf anderen Menschen an Bord konnte mit ihr Schritt halten, wenn sie sich beeilte.
Dennie wandte sich an D’Anite. »Was ist denn passiert?«
Emerson berichtete in knappen Worten, was Brookida von einer mörderischen Schlingpflanze, einem brennenden, abstürzenden Sternenkreuzer und den wilden Wogen, die seinem Absturz folgten und den verzweifelten Zyklus des Rettungsfiebers in Gang setzten, erzählt hatte.
Dennie war überwältigt von dieser Geschichte, vor allen Dingen von der Rolle, die der junge Toshio dabei gespielt hatte. Das alles klang überhaupt nicht nach Toshio Iwashika. Er war der einzige Mensch an Bord der Streaker gewesen, der ihr noch jünger und noch einsamer vorgekommen war als sie selbst. Natürlich hatte sie den Kadetten gemocht, und sie hoffte, seine Versuche, ein Held zu sein, hatten ihn nicht das Leben gekostet.
Schließlich erzählte Emerson ihr die jüngsten Gerüchte – von einer Rettungsaktion während eines mitternächtlichen Gewitters auf der Insel und von eingeborenen Werkzeugbenutzern.
Diesmal hielt Dennie wirklich mitten im Schwimmzug inne. »Abos? Bist du sicher? Präintelligente Eingeborene?« Wassertretend starrte sie den schwarzen Ingenieur an. Es waren nur noch zehn Meter bis zu einer großen, offenen Luke am Bugende der Zentralkammer. Aus der Luke drang eine Kakophonie von schrillem Kreischen und Zwitschern. Emerson zuckte die Achseln. Dabei löste sich eine Schicht von Luftbläschen, die seine Schultern und die Randplatten seiner Gesichtsmaske bedeckt hatte. »Dennie, warum schwimmen wir nicht einfach hinein und finden es heraus? Bis jetzt ist alles nur Tratsch. Aber inzwischen müßten sie ja dekontaminiert sein.«
Vor ihnen erklang plötzlich das hohe Sirren von Maschinen, und im nächsten Augenblick jagten drei weiße Schnellschlitten nacheinander aus der Luke der Außenschleuse. Einer nach dem anderen, schossen sie um Dennie und D’Anite herum, noch ehe sich einer der beiden rühren konnte. In ihrem Kielwasser tanzte eine sprudelnde Kette glitzernder Bläschen. Auf den Schlitten lagen verwundete Delphine angeschnallt unter einer Plastikkuppel. Zwei von ihnen hatten gräßliche Schnitte in den Flanken, die nur notdürftig verbunden waren. Mit überraschtem Blinzeln erkannte Dennie, daß Hikahi dabei war, der Dritte Offizier der Streaker.
Die Ambulanzschlitten tauchten unter der Zentralachse hinweg und nahmen Kurs auf eine Öffnung in der Innenwand des großen Zylinders. Die große blonde Frau, die sie herbegleitet hatte, klammerte sich an einen Handgriff am letzten Schlitten und ließ sich ziehen. Mit der freien Hand drückte sie einen Diagnosemonitor an die Flanke des Delphins auf dem Schlitten. »Kein Wunder, daß Gillian es so eilig hatte. Es war dumm von mir, sie aufzuhalten.«
»Oh, mach dir deshalb keine Sorgen.« Emerson faßte sie am Arm. »Die Verletzungen sahen nicht so aus wie die, für die man einen menschlichen Arzt benötigt. Makanee und die Autodoks schaffen so gut wie alles allein, weißt du.«
»Trotzdem, vielleicht haben sie biochemische Schäden davongetragen... Vergiftungen... Vielleicht kann ich mich nützlich machen.«
Sie wollte sich abwenden, aber der Ingenieur ließ sie nicht los. »Man wird dich rufen, wenn
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