Sternenflut
Schlacht über Kithrup noch immer tobte. Das Weltall bewegte sich langsam, vor allem, was die Angelegenheiten der weit vorausschauenden Galactics betraf. Vielleicht würden sie noch in ein, zwei Jahren gegeneinander kämpfen, wenngleich er dies bezweifelte. Wenn es so lange dauerte, würden Verstärkungskräfte eintreffen, und dann würde sich die Schlacht in einen Zermürbungskrieg verwandeln. Höchstwahrscheinlich würden es die Fanatiker-Allianzen nicht dazu kommen lassen.
So oder so, die Crew der Streaker mußte sich so verhalten, als könne der Krieg jeden Tag zu Ende sein. Solange dort oben noch solche Konfusion herrschte, hatten sie eine Chance. Tom durchdachte seinen Plan noch einmal und kam zu dem gleichen Schluß. Er hatte keine Wahl.
Es gab drei denkbare Möglichkeiten, aus dieser Falle zu entrinnen: Rettung, Verhandlung oder Täuschung. Die Vorstellung, gerettet zu werden, war angenehm. Aber die Erde verfügte nicht über die Kräfte, um ihnen zu Hilfe zu eilen. Im Verein mit allen ihren Verbündeten würde sie vielleicht einer einzigen der über Kithrup streitenden pseudoreligiösen Parteien die Stirn bieten können.
Die Galaktischen Institute konnten intervenieren. Die für solche Fälle gültigen Gesetze verlangten, daß die Streaker ihnen unmittelbar Bericht erstattete. Das Problem war nur, die Institute verfügten selbst über wenig Macht. Wie die hilflosen Versionen einer Weltregierung, die im zwanzigsten Jahrhundert fast zum Tode der Erde geführt hatten, waren auch sie abhängig von der Meinung der Massen und von freiwilliger Unterstützung. Vielleicht würde die Mehrheit der »Moderaten« am Ende entscheiden, daß die Entdeckung der Streaker allen gehören solle, aber Tom schätzte, daß Jahre vergehen würden, bis die dazu notwendigen Allianzen sich gebildet hätten. Auf Verhandlungen bestand ebensowenig Hoffnung wie auf Rettung. Jedenfalls aber konnte Creideiki auf Gillian, Hikahi und Metz zurückgreifen, wenn es gälte, mit einem Sieger aus der Raumschlacht zu verhandeln. Dazu würde er Tom nicht brauchen.
Damit blieben raffinierte Pläne und gerissene Täuschungsmanöver...
Es mußte ein Weg gefunden werden, den Feind an der Nase herumzuführen, wenn Rettung und Verhandlungen unmöglich waren.
Das ist mein Job, dachte er.
Der Ozean war hier tiefer und dunkler als in der Region, die nur fünfzig Kilometer weiter östlich lag, wo Ketten von Metallhügeln sich in den welligen Untiefen am Rande der Krustenplatte erhoben.
In der Gegend, in der Hikahis Team gerettet worden war, hatte eine Reihe von semiaktiven Vulkanen das Wasser mit Metallen angereichert.
Hier in dieser Region gab es keine echten Metallhügel, und die Inseln längst erloschener Vulkane waren unter den Meeresspiegel gesunken.
Wenn er den Blick von dem zerbeulten Thennanin-Wrack und der Spur der Verwüstung, die es hinterlassen hatte, bevor es zu einem Halt gekommen war, abwandte, fand Tom die Szenerie entspannend und in ihrer Schönheit beruhigend. Treibende, dunkelgelbe Wasserranken, die wie Maisgrannen von der Wasseroberfläche herabhingen, erinnerten ihn an die Farbe von Gillians Haar.
Orley summte leise eine Melodie, die nur wenige andere Menschen hätten hervorbringen können. Kleine, genetisch produzierte Höhlungen in seinem Schädel resonierten sanft und ließen seinen leisen Refrain in das Wasser hinausstrahlen.
Im Schlaf berührt mich
dein Gefühl, Wo wachend ich’s verwehr’
Und aus der Ferne
rufe ich,
berühre dich im Schlaf
Natürlich konnte Gillian sein lyrisches Geschenk nicht wirklich hören. Seine eigenen Psi-Kräfte waren recht bescheiden. Aber immerhin würde sie vielleicht einen Hauch davon auffangen. Sie hatte schon Dinge vollbracht, die ihn mehr überrascht hatten.
Die Delphineskorte hatte sich am Schlitten versammelt. Suessi war aufgewacht und kontrollierte zusammen mit Lieutenant Tsh’t die Haltegurte.
Tom verließ seine hohe Warte und schwamm auf die Gruppe zu. Tsh’t sah ihn und nahm einen raschen Atemzug aus der Luftkuppel, bevor sie auf ihn zukam und ihn auf halbem Wege traf.
»Ich wünschte, Sie würden sich noch einmal überlegen, wasss Sie da vorhaben«, sagte sie eindringlich. »Ich will ehrlich sein: Ihre Anwesenheit ist-t gut für die Moral. Wenn Sie verlorengingen, wäre das ein Schlag für unsss.« Tom lächelte und legte ihr eine Hand auf die Flanke. Er hatte sich schon damit abgefunden, daß die Chancen für seine Rückkehr erbärmlich waren.
»Ich sehe keinen anderen
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