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Sternenfohlen 06 - Wolke in Not

Sternenfohlen 06 - Wolke in Not

Titel: Sternenfohlen 06 - Wolke in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Chapman
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glühte vor Stolz.
    Gloria trat nach vorne. „Wir wollen unsnochmals ansehen, was damals passiert ist.“ Mit ihrem Horn berührte sie eine große, mattweiße Quarzplatte, die an der Wand hing. Die Oberfläche begann zu schimmern, und ein bewegtes Bild wurde sichtbar. Es zeigte zwei Armeen, die Trolle und die Oger. Sie gingen mit dicken Holzknüppeln aufeinander los. Die Schüler konnten beobachten, wie die Oger die Trolle allmählich zurückdrängten. Als sich einer der Trolle umdrehte, schien er die Klasse direkt anzusehen. Er brüllte, und man konnte genau seine scharfen gelben Zähne erkennen. Wolke zuckte zusammen. Ihr war es viel lieber, wenn ihnen Gloria Teile der Geschichte zeigte, in denen Tiere, Kobolde und Vögel vorkamen.
    Gloria berührte den Stein mit ihrem Horn, und er wurde wieder matt. „Nächste Frage“, wandte sich Gloria an die Klasse. „Welches Einhorn aus der königlichen Familie handeltevor zwanzig Jahren am Rauschenden Fluss einen Waffenstillstand zwischen den Kobolden und den Wassergeistern aus?“
    Einige andere Schüler und auch Wolke meldeten sich, aber Gloria blickte Mondstrahl an. „Mondstrahl!“
    Wolke merkte, wie Mondstrahl neben ihr zusammenzuckte. Er hatte schon eine ganze Weile aus dem Fenster gestarrt. Aus seinem schuldbewussten Blick schloss sie, dass er ans Fliegen gedacht hatte.
    „Du hast heute noch keine einzige Frage beantwortet“, sagte Gloria. „Kannst du mir hierzu die Lösung sagen?“
    „Also … also … das war …“, stammelte Mondstrahl.
    „Randulf der Zwölfte“, zischte ihm Wolke leise zu.
    „Rudolf der Zweite.“ Mondstrahl hatte sie wohl nicht richtig verstanden.
    „Rudolf der Zweite starb bereits vor hundert Jahren“, sagte Gloria und schüttelte den Kopf. „Also wirklich, Mondstrahl. Du müsstest diese Frage doch richtig beantworten können. Es war Randulf der Zwölfte – dein eigener Onkel!“
    „Onkel Randulf!“ Mondstrahl sah seine Lehrerin erstaunt an. „Der hat einen Waffenstillstand ausgehandelt? So was! Beim Mittagessen braucht er immer eine Stunde, um sich zwischen Äpfeln und Karotten zu entscheiden.“
    Die ganze Klasse begann plötzlich furchtbar zu kichern. Gloria dagegen fand das gar nicht lustig. „Das ist ungenügend, Mondstrahl. Wenn du schon eine so einfache Frage nicht beantworten kannst, wie willst du dann deine Prüfung bestehen?“
    Mondstrahl ließ betrübt den Kopf hängen. Gloria trat wieder zu der Quarzplatte undberührte sie mit ihrem Horn. Dieses Mal sah man einen glitzernden silbernen Fluss, der sich in einen Wasserfall ergoss. Daneben stand ein gut aussehendes, starkes Einhorn, das Mondstrahl ähnlich sah. Überall am Flussufer tanzten winzige Kobolde und Wassergeister umher und hielten einander an den Händen.
    Gloria fuhr mit dem Unterricht fort, stellte Fragen und zeigte ihnen Ausschnitte aus der Geschichte.
    Mondstrahl sagte für den Rest der Stunde kein Wort mehr. Wolke bemerkte, dass er sehr niedergeschlagen wirkte.
    „Alles in Ordnung?“, fragte sie ihn nach dem Unterricht besorgt.
    Er schüttelte den Kopf. „Was soll ich nur machen? Ich werde die Prüfung ganz sicher nicht bestehen. Ich bin in Geschichte einfach zu schlecht.“

    „Du bist nicht schlecht. Du musst bloß deine Hefte noch mal anschauen und lernen“, ermutigte ihn Wolke.
    „Aber ich habe gar nicht mitgeschrieben!“, jammerte Mondstrahl verzweifelt. „Sieh nur!“ Er reichte Wolke sein Geschichtsheft. Sie legte es vor sich hin und blätterte es durch. Am Anfang gab es vereinzelte Notizen, aber dann waren die Seiten nur noch mit fliegenden Einhörnern bemalt.
    „Mondstrahl!“, rief Wolke vorwurfsvoll. „Du hast das ganze Jahr über nicht aufgepasst, oder?“
    „Irgendwie nicht“, gab er kleinlaut zu.
    Wolke nahm ihm das zwar ein bisschen übel, aber sie wusste, dass ihnen das jetzt auch nicht half.
    „Also gut, du kannst dir meine Hefte ausleihen. Wir treffen uns heute Mittag in der Bibliothek, dann kannst du anfangen, meineNotizen abzuschreiben. Und ich erkläre dir alles, was du nicht verstehst.“
    „Vielen Dank“, seufzte Mondstrahl.
    Zu Beginn der Mittagspause lief Wolke in die Bibliothek. Sie war sehr hungrig und hatte großen Appetit auf ihr Mittagessen, aber jetzt war es wichtiger, Mondstrahl zu helfen. Sie würde sich eben ein paar Büschel Gras von der Wiese schnappen, bevor der Nachmittagsunterricht begann. So nahm sie ihre Geschichtshefte heraus und wartete ungeduldig auf Mondstrahl.
    Es vergingen fünfzehn

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