Sternenfohlen 06 - Wolke in Not
durchzunehmen!“
Wolke drängte sich mit den anderen Erstklässlern um sie. Zurzeit schien es in jedem Fach viel zu tun zu geben!
Während der gesamten Stunde übten sie bestimmte Zauber für Glück und Gesundheit. Danach hatten die Erstklässler Verwandlungsunterricht. Dort lernten sie, aus Dingen etwas anderes zu machen. Diesmal wiederholten sie, wie man Eicheln in verschiedene Arten von Nahrung und Blumen verzauberte. Thor, ihr Lehrer, ließ es sie wieder und wieder versuchen, bis sie es wirklich gut konnten.
Am Ende der Stunde brummte Wolke der Kopf. Eigentlich hatte sie nach dem Abendessen noch lernen wollen, aber sie entschied sich stattdessen für einen Spaziergang. Sie schaute sich nach jemandem um, der sie begleiten könnte, doch Sturmwind war bereits mit Feuerschweif verschwunden, um einenWasserzauber auszuprobieren. Auch Saphira und Mondstrahl waren nirgends zu sehen, deshalb machte sich Wolke alleine auf.
Sie wählte den Weg hinunter zum Strand, denn sie liebte es, auf dem glitzernden weißen Sand spazieren zu gehen und zuzusehen, wie die kristallklaren Wellen auf die Küste zurollten.
Als sie den Strand erreicht hatte, atmete Wolke tief durch. Die Rosenquarzklippen erhoben sich eindrucksvoll aus dem weißen Sand und schimmerten rosig im Licht der Abendsonne. Es war so friedlich. Die Schule ist im Moment wirklich harte Arbeit, dachte Wolke, als sie den Strand entlangspazierte. Wenn nur die Abschlussprüfungen schon vorbei wären!
Nach den Prüfungen dauerte das Schuljahr nur noch eine Woche, in der alle möglichen Veranstaltungen geplant waren: EinPicknick in den Wäldern, ein Bad im Meer bei Mondlicht und ein Zauberwettbewerb auf dem Versammlungsplatz. Dann würden alle Einhörner ihre Noten bekommen und am nächsten Tag heimreisen. Wolke schnaubte. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass sie sechs Wochen ohne Saphira, Sturmwind und Mondstrahl verbringen sollte. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, sie jeden Tag zu sehen. Ich werde sie vermissen!, dachte Wolke. Ich wünschte, wir könnten uns auch in den Ferien treffen …
Wolke wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie in einiger Entfernung zwei Einhörner bei den Klippen bemerkte. Sie waren ins Gespräch vertieft und hatten ihr den Rücken zugewandt, so dass Wolke nicht gleich erkannte, dass es sich dabei um Mondstrahl und Saphira handelte. Was machten die beiden nur? Wolke wollte ihnen schon zuwiehern, ließ es dann aber sein. Es wäre ja viel lustiger, sich anzuschleichen und sie zu erschrecken! Daher trabte sie so leise sie konnte zu ihnen.
Vielleicht üben sie gerade mit dem Rosenquarz, dachte Wolke. Einhörner konnten an jeden Ort in Arkadia blicken, wenn sie mit ihrem Horn ein Stück Rosenquarz berührten und ihm sagten, was sie sehen wollten. Saphira hatte Rosenquarz-Hellsehen als Fach belegt und war sehr gut darin.
Als Wolke so nahe bei Saphira und Mondstrahl war, dass sie ihre Stimmen hören konnte, verlangsamte sie ihren Schritt und versuchte sich möglichst geräuschlos über die Felsen zu bewegen.
„Ich glaube, ich schaffe das“, sagte Saphira gerade zu Mondstrahl. „Ich habe es mir überlegt. Es ist schwieriger, als eine Person zu suchen, aber es ist möglich.“
„Bist du dir sicher, dass du das für mich tun willst?“, fragte Mondstrahl zögernd.
„Ja“, antwortete Saphira. „Ich weiß, dass du dir große Sorgen machst, und ich möchte dir helfen.“
Wolke runzelte die Stirn. Wovon redeten sie nur?
„Also gut“, sagte Saphira und trat zu den Klippen. Sie berührte den Quarz mit ihrem Horn und flüsterte etwas so leise, dass Wolke es nicht verstehen konnte. Einen Moment lang schloss Saphira die Augen und konzentrierte sich ganz fest, dann leuchtete der Felsen auf, und Saphira sog hörbar Luft ein. „Sieh nur, Mondstrahl! Es funktioniert! Ein Bild erscheint!“
Mondstrahl keuchte auf. „Ich sehe die Prüfungen im Schrank! Ich kann sie lesen! Saphira, du bist super!“
Wolke schlich sich näher. Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff, was auf dem Rosenquarz zu sehen war: die Prüfungsbögen, die in einem großen, hölzernen Schrank lagen. Auf einem der Papiere stand: „1. Klasse, Geschichte“.
„Was treibt ihr denn da?“, wieherte sie scharf.
Saphira und Mondstrahl machten vor Schreck einen riesigen Satz. Die beiden rissen ihre Köpfe herum und sahen sie schuldbewusst an.
„Wolke!“, rief Mondstrahl. „Was machst du denn hier?“
Sie antwortete nicht auf diese Frage. „Ihr schummelt!“,
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