Sternenfohlen 10 - Kopf hoch Saphira
keinen Geschmack!“, meinte Stella verärgert.
Wolke sah sich nach Saphira um, ob sie ihre Meinung teilte, aber Saphira bewunderte gerade eine reizende Skulptur in einer Ecke des Saals. Es war eine Taube, die aus kleinen Gänseblümchen gestaltet war. Wolke konnte sogar den frischen Duft der Blumen riechen.
„Gänseblümchen sind meine Lieblingsblumen“, erzählte Saphira und klang dabei merkwürdig traurig. „Im Garten unseres alten Hauses gab es auch ganz viele Gänseblümchen. Und jetzt werde ich nie mehr dort spielen können.“ Sie schniefte leise.
Wolke vergaß den Löwen und trabte zu ihrer besten Freundin, um sie zu trösten. „Ich bin mir sicher, dass es auch in eurem neuen Garten Gänseblümchen gibt. Und wenn wirklich keine da sind, kannst du ja in den Sommerferien selbst welche pflanzen. Das macht bestimmt Spaß!“
„Außerdem gibt es ja in der Schule ganz viele Gänseblümchen“, ergänzte Stella.
Saphira schniefte. „Aber das ist nicht dasselbe.“ Wolke versuchte, ihre Freundin zu trösten.
Kurz darauf war es Zeit, sich mit den anderen zu treffen. Die drei Freundinnen trabten zum Tor hinaus auf eine große Wiese mit Korn- und Mohnblumen. Flora und der Rest der Klasse waren bereits da. Wolke entdeckte Mondstrahl und Sturmwind neben saftigen Schlüsselblumen und gesellte sich zu ihnen.
„Also, wie hat es euch gefallen?“, fragte Flora die Klasse.
Sofort fingen alle gleichzeitig an, von ihren Lieblingsbildern zu erzählen.
„Mondstrahls Lieblingsbild war bestimmt das süße Babyeinhorn, oder?“, spottete Feuerschweif.
„Baby-Mondstrahl!“, rief ein anderer Schüler.
Immer mehr Gelächter war zu hören. Mondstrahl sah verlegen zu Boden.
„Es hängt nämlich ein Bild von Mondstrahl im Museum, als er noch ganz klein war“, erklärte Sturmwind leise. „Da hatte er rote Schleifen in die Mähne geflochten.“
Wolke erinnerte sich an das Bild, das sie im Gänseblümchen-Hof gesehen hatte. Sie hätte laut lachen können beim Gedanken, wie süß das Fohlen gewesen war und wie anders Mondstrahl heute aussah. Aber als sie Mondstrahls finstere Miene bemerkte, ließ sie es lieber bleiben.
„Mir hat das Einhorn aus Schleifen gefallen“, verkündete sie.
„Das war totaler Unsinn“, mischte sich Stella sofort ein. „Der brüllende Löwe war mit Abstand am tollsten!“
Wolke wurde ärgerlich. „Das ist kein Unsinn“, entgegnete sie scharf. „Und der Löwe war wie aus einem Albtraum!“
„Er war groß und stark und auf jeden Fall das großartigste Kunstwerk im ganzen Museum“, beharrte Stella und warf ihre seidige Mähne zurück.
„Hey, ihr zwei! Das ist doch kein Grund zu streiten!“, wollte Mondstrahl vermitteln. Aber Wolke war anderer Meinung. Sie starrte Stella böse an und Stella funkelte zurück.
Da stampfte Flora heftig mit dem Huf auf und alle wurden wieder ruhig. „Ich hoffe, das Streiten macht euch Spaß“, rief sie verblüffend heiter.
Wolke schnaubte aufgebracht. Ihr machte der Streit absolut keinen Spaß! Stella war im Unrecht, so viel war klar.
„Komisch, dass du das sagst“, wandte sich Saphira verwundert an ihre Lehrerin.
„Normalerweise mögen es die Lehrer an der Einhornschule gar nicht, wenn wir uns streiten“, meinte Sturmwind erstaunt.
„Kunst und Diskussionen gehören eng zusammen“, erklärte Flora ihren Schülern. „Kunst hat viel mit Gefühlen zu tun. Macht sie dich glücklich oder traurig? Zornig oder ruhig? Musst du lachen oder weinen? Jederempfindet das anders. Deshalb wird wegen Kunstwerken eigentlich immer gestritten.“
Saphira sah Stella an. Mondstrahl warf Wolke einen Blick zu.
„Anscheinend löst die Kunst bei euch sehr viele Gefühle aus“, meinte Sturmwind trocken.
Wolke war immer noch nicht in der Stimmung für ein Lächeln. Und als Stella sie angrinste, wurde sie nur noch zorniger.
„Zeit zum Mittagessen!“, verkündete Flora. „Mich machen Streitgespräche immer hungrig. Geht es euch auch so?“
Da erst merkte Wolke, dass Flora absolut recht hatte. Sie war am Verhungern!
Wie aus dem Nichts erschienen Elfen und brachten Eimer, randvoll mit roten und grünen Äpfeln. Sofort hörten alle auf zu reden und steckten ihre Mäuler in die Eimer.
„Also, das ist meine Lieblingskunst!“, verkündete Sturmwind mit einem zufriedenen Seufzer.
„Äpfel sind doch keine Kunst, du Dummerchen!“, widersprach ihm Saphira sogleich.
„Für mich schon“, beharrte Sturmwind.
Nach dem Mittagessen gingen alle zurück ins
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