Sternengötter
kümmern können.«
Treappyn ließ sich nicht so leicht übertölpeln. »Warum habt ihr euch dann die Mühe gemacht?«
Ebbanais Gesichtsausdruck blieb bewusst rätselhaft. »Wir werden auf andere Weise entschädigt.«
Normalerweise hätte das unerwartete Auftauchen eines ranghohen Ratgebers des Hochgeborenen in der Gesellschaft herausgeputzter und schwer bewaffneter Leibwächter anerkennende Rufe, Bitten um milde Gaben oder zumindest herbeilaufende, kreischende und lachende Kinder nach sich gezogen. Treappyn war sowohl entsetzt als auch fasziniert, dass hier nichts dergleichen geschah. Etwas war hier bei diesem armseligen Haus auf jeden Fall im Gange, aber er war noch lange nicht bereit, einen fremden Besucher vom Himmel dafür verantwortlich zu machen. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, überhaupt irgendetwas vorzufinden. Doch hier war er nun, umringt von Hunderten von anderen Wullsakaanern, die alle von diesem bescheidenen, abgelegenen Ort angezogen worden waren – aber von was eigentlich genau?
Er musste es herausfinden und den Hochgeborenen unverzüglich davon unterrichten. Was immer hier auch vorging, so handelte es sich dabei offenkundig um etwas weitaus Wichtigeres, als die Regierung dachte.
Während ihm seine Leibwächter beim Absteigen halfen – was durch seine ungewöhnliche Leibesfülle nur noch erschwert wurde –, gesellte sich eine Frau zu dem Netzauswerfer, der ihn begrüßt hatte, die Treappyn für dessen Gefährtin hielt. Zum ersten Mal an diesem Tag lag er mit seiner Annahme richtig. Er ließ sich dazu herab, ihre Fühler mit den seinen zu berühren und sein Gefühl der Überlegenheit und Ungeduld auf wortlose Art zu übermitteln. Sie strahlte eher freudige Erwartung aus, Freude über sein Eintreffen und eine kühle Gewissheit, die er auf seltsame Weise beunruhigend fand.
»Du ehrst uns mit deiner Anwesenheit, Adliger Ratgeber Treappyn.«
»Ich weiß.« Er blickte an seinen Gastgebern vorbei auf eine lange Schlange von Dwarra, die sich vor einer nahe gelegenen Scheune gebildet hatte, in der die Wartenden nach und nach verschwanden. Immer, wenn ein Individuum oder eine Familie eingetreten war, rückten die anderen ein Stück vor. Seine Leibwächter, die sich das Ganze bisher mit stoischer Ruhe angesehen hatten, reckten sich nun, um zu erkennen, was sich hinter der rätselhaften Doppeltür befand. Zu seiner Überraschung musste Treappyn feststellen, dass er selbst auf einmal auch nervös geworden war.
Das darf nicht sein, ermahnte er sich. Er durfte vor dieser Landbevölkerung nichts als Selbstvertrauen ausstrahlen. »Mir wurde berichtet, dass ihr hier eine Kreatur von einer anderen Welt beherbergt. Ich verlange, diese augenblicklich zu sehen.«
Das Paar tauschte einen Blick aus, berührte sich mit den Fühlern und drehte sich dann wieder zu ihm um. Die Stimme der Frau klang bedauernd, aber fest. »Es tut mir leid, Adliger Treappyn, aber das geht nicht.«
Er versuchte gar nicht erst, seine Empörung zu verbergen. »Ist dir eigentlich klar, mit wem du sprichst?«
»Natürlich, Adliger«, erwiderte Ebbanai rasch. »Aber so geht das nicht.« Er drehte sich ein wenig in der Taille und nutzte ein Unterarmpaar, um auf die große Scheune zu zeigen. »Der Besucher Flinx gestattet das nicht.«
»Ach, wirklich?« Treappyn blieb beinahe die Sprache weg. »Er gestattet es nicht. Und er hat auch noch einen Namen. Flinx . Allein der Klang ist schon barbarisch.«
»Ich versichere dir, Adliger«, erklärte Storra, »dass er sehr einfühlsam und kultiviert ist. Er wird dich gewiss empfangen – wenn er es für richtig hält.«
»Wenn er es für richtig hält? Und was ist mit mir ? Ich wurde von der Regierung geschickt. Eurer Regierung.« Er zeigte auf das Gelände hinter sich. »Erwartet ihr etwa, dass ich hier wie der Rest dieses geistesgestörten Pöbels mein Lager aufschlage?« Dann deutete er auf seine Leibwächter. »Wie wäre es, wenn ich mit meiner Eskorte einfach direkt in dieses armselige Gebäude gehe und diesem – was immer ihr da drin versteckt, gegenübertrete?« Sein Ton wurde schärfer. »Wenn dies nur ein gemeiner Trick ist, den ihr euch ausgedacht habt, um euren naiven Mitbürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen, dann verspreche ich euch hier und jetzt, dass ihr die Konsequenzen nicht überleben werdet!«
Er wusste nicht, ob er erfreut oder enttäuscht sein sollte, als keiner der beiden ein Anzeichen von Angst zeigte. »Das ist kein Betrug, Adliger«, versicherte ihm die
Weitere Kostenlose Bücher