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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Weg, und nicht heute.«
    »Ich hatte nicht mit den Tönen gerechnet«, sagte Tobias.
    »Was sind das denn für Töne?«, fragte ich.
    »Von den Sternen. Das ist eine richtige Musik, die sie machen. Im Schiff kannst du sie nicht hören, aber hier ist sie ganz klar. Sie ist wunderschön.«
    Jeder Himmelsmatrose hat schon vom Höhenrausch gehört, wenn einer zu hoch geflogen war oder über dem Meer die Orientierung verloren hat und von dem endlosen Blick vor sich überwältigt wurde. Es ist eine Art Euphorie mit dem Gefühl, alles sei möglich. Ich machte mir langsam Sorgen, dass Tobias vom himmlischen Äther betrunken war.
    Ich blockierte die Trommel, damit sie nicht noch mehr Nabelschnur freigab.
    »He!«, kam Tobias’ wütend klingende Stimme. »Warum stoppst du mich?«
    »Tobias, die Zeit ist um«, sagte ich entschieden. »Befehl des Kapitäns, Kumpel.«
    »Matt, der Mond ist gleich da oben. Ich weiß, dass noch jede Menge Leine auf der Trommel ist. Komm schon!«
    »Kann ich nicht machen, Tobias.« Ich fing an, die Leine aufzurollen, stieß aber auf Widerstand. Er kämpfte mit seiner Luftpistole gegen mich an und versuchte, etwas näher an den Mond heranzukommen.
    Ich verkeilte mich in der Fußhalterung und drehte mit aller Kraft am Rad der Nabelschnurtrommel.
    »Matt, lass das sein!«, schrie Tobias. »Ich kann meine Leine jederzeit aushaken.«
    Eisige Kälte überlief mich und ich hörte auf, das Rad zu drehen. »Tobias, mach das nicht!«
    »Die Chance krieg ich wahrscheinlich nie wieder…«
    »Später. Jetzt komm erst mal wieder rein. Miss Karr möchte dich interviewen und Bilder für die Zeitung von dir machen. Eine Menge Menschen zu Hause wollen über den ersten Mann im All lesen.«
    Ich hörte sein mühsames Atmen über Funk. »Das ist alles so groß… sollte nicht hier draußen sein… ich gehöre nicht… mir ist kalt.«
    Ich versuchte, die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. »Auf dich wartet ein schöner Becher Kaffee. Ich hol dich jetzt rein. Hilf mir dabei.«
    Keine Antwort. Ich lauschte angestrengt, bemühte mich, seine Atemgeräusche zu hören.
    »Tobias?«
    Ich drehte das Rad, um ihn reinzuholen, und diesmal gab es überhaupt keinen Widerstand. Mein Magen hob sich. Es fühlte sich an, als wäre nichts am anderen Ende der Leine. Hatte er sich etwa selbst losgeschnitten? Ich drehte schneller, erst dann erinnerte sich mein wie wild arbeitendes Gehirn, dass ja alles schwerelos war. Zu spät sah ich Tobias nach unten an der offenen Luke vorbeischweben, Arme und Beine bewegungslos ausgebreitet. Ich hatte ihn mit zu viel Kraft eingeholt, und nun steuerte er auf das Heck zu und…
    »Tobias, pass mit dem Kabel auf!«
    Doch ich bekam keine Antwort. Er machte keinerlei Versuch, seine Luftpistole einzusetzen. Mit aller Kraft holte ich ihn weiter ein, versuchte, die Leine zu kürzen und ihn davor zu bewahren, mit dem Hochspannungskabel in Berührung zu kommen. Er war keine zehn Fuß davon entfernt, als ihm die Leine keinen Spielraum mehr ließ. Er schnellte zurück, stieg wieder in meine Richtung auf und ich spulte weiter auf.
    Ich machte meine Sache schlecht. Zweimal schlug er gegen die Schiffswand, bevor ich ihn dicht genug hatte, um ihn hereinzuziehen. Es war eine mühselige und erschöpfende Arbeit. Meine Füße in die Halterungen gerammt, packte und zog ich ihn unter den Armen, und ich brauchte alle meine Kraft, um ihn zurück ins Schiff zu holen.
    »Tobias!«, schrie ich. »Tobias, sag doch was!«
    »Mir geht’s gut, mir geht’s gut«, sagte er mit verschlafener Stimme.
    Er pendelte hin und her. Sein Gesicht konnte ich durch das verspiegelte Visier nicht erkennen. So schnell wie möglich schloss ich die äußere Lukentür. Dann zog ich den Hebel und hörte die Ventilatoren wie wild Luft in die Schleuse pumpen und Druck aufbauen. Während ich wartete, gelang es mir, Tobias auf der Bank festzuschnallen.
    »Ich hol dich gleich da raus«, sagte ich zu ihm.
    »Ich muss gerade für einen Augenblick weggetreten sein«, sagte er benommen und fing an, an seinen Helmklammern herumzufingern.
    »Noch nicht!« Ich stieß seine Hände weg und behielt den Druckanzeiger im Auge. Als die Nadel 14,7 Pfund pro Quadratzoll erreichte, löste ich Tobias’ Helm und zog ihn von seinem Kopf. Sein blasses Gesicht glänzte vor Schweiß, und seine Augen waren riesig, als habe er mehr gesehen, als er begreifen konnte.
    Ich zog meinen eigenen Helm ab. »Geht’s dir gut?«
    Er nickte unglücklich. »Ich hab’s

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