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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Falls auch auf etwas anderes konzentrieren konnte. Vor dem zweiten Abfedern war ich damit fertig.
    Wenn ich irgendein Lob von Eriksson und den beiden anderen Helfern erwartet hätte, wäre ich enttäuscht worden. Schweigend lösten sie mein Sprungseil, kontrollierten das Geduldsspiel und kritzelten etwas auf ihre Klemmbretter.
    »Zurück in die Reihe«, sagte Eriksson. »Ihr habt noch einen weiteren Sprung vor euch. Nur wird dafür die Plattform weiter angehoben.«
    Ich nahm meinen Platz ein und beobachtete, wie Tobias sprang. Er gab keinen Ton von sich, aber als er ein paar Minuten später zu mir kam, blitzten seine Augen wild und die Haare standen ihm ab.
    »Ich mag das nicht«, sagte er.
    »Aber du hast es getan«, meinte ich und schlug ihm auf die Schulter.
    »Ich hab mein blödes Geduldspiel fallen lassen«, brummte er.
    »Du kriegst noch eine Chance.«
    Er verzog das Gesicht. »Kann’s gar nicht erwarten.«
    Beim Tauchen zur Erde war ich gut, doch auf der Hindernisbahn verflüchtigte sich meine Zuversicht schnell. Bei der Luftschiffakademie mussten wir regelmäßig Übungen absolvieren, und ich dachte, ich wäre in ziemlich guter Form, aber für einige der Jungs war ich kein Gegner. Sie ließen mich weit hinter sich, während ich über Hürden sprang, über Haufen von Baumstämmen krabbelte und Backsteinmauern erklomm. Auf dem größten Teil der Bahn waren Tobias und ich gleich schnell, doch gegen Ende zog er davon. Als ich dann das Ziel erreichte, war ich schweißgebadet und Kehle und Brust brannten. Gebeugt und keuchend taumelte ich über die Linie. Ich war auf dem neunten Platz. Eriksson las seine Stoppuhr ab und machte schnell ein paar Notizen auf seinem Klemmbrett.
    »Keine Sorge, Männer«, sagte Eriksson, als alle durch waren. »Vor dem Mittagessen habt ihr noch Zeit für eine hübsche Dusche.«
    Was Eriksson unter einer »Dusche« verstand, bestand darin, dass wir uns nackt in einen Holzzuber duckten und eisiges Wasser sich über uns ergoss. Das Wasser füllte den Zuber langsam an, bis es bis an die Knie reichte.
    Zuerst war das nur wahnsinnig schmerzhaft, wie ein Schraubstock um meine Beine, doch nach wenigen Augenblicken wurde der Schmerz abgelöst von einer durchdringenden Taubheit, und ich begann, heftig zu zittern. Ein Helfer im Gummimantel schob mir immer wieder ein Thermometer zwischen die Zähne, kontrollierte meine Temperatur und notierte sie auf seinem Klemmbrett.
    »Kannst du deine Finger spüren?«, fragte mein Helfer.
    »Ja«, sagte ich mit klappernden Zähnen.
    »Die Zehen?«
    Ich blickte auf meine überschwemmten Füße. »Ich glaube«, keuchte ich.
    Neben mir in seinem eigenen Zuber zitterte Tobias mit vor der Brust verschränkten Armen.
    »Kannst du deine Zehen spüren?«, fragte ihn sein Helfer.
    »Nein!«, schrie er. »Nein, kann ich, verdammt noch mal, nicht. Ich kann meine Zehen seit Ewigkeiten nicht mehr spüren!«
    »Etwas blau um die Lippen«, notierte der Helfer.
    »Ja, ich bin blau!«, sagte Tobias. »Du wärst auch blau, wenn du hier drin wärst!«
    Nach dem Mittagessen führte Eriksson unsere Gruppe zu einer großen Halle im Keller.
    »Willkommen beim Schleudertraining«, sagte er.
    In der Mitte des Raums stand eine faszinierende Maschine, geduckt wie eine riesige Tarantel. Von ihrer runden Mitte aus erstreckten sich strahlenförmig zehn mehrfach miteinander verbundene hölzerne Arme, an deren Ende sich jeweils ein einsitziger offener Führerstand befand.
    »Sieht aus wie ein Rummelplatzkarussell«, bemerkte Tobias argwöhnisch.
    »Stimmt genau«, meinte Eriksson. »Nur ein Kinderkarussell. Bitte schnappt euch eine Kabine und schnallt euch an.«
    Ich sprang in meinen Sitz und war erstaunt, sowohl einen Beckengurt als auch einen Hosenträgergurt vorzufinden. Vor mir war eine Tafel mit einer Reihe bunter Knöpfe.
    »Das hier ist ein Kinderspiel, Männer«, sagte Eriksson. »Lehnt euch zurück und genießt die Fahrt. Die farbigen Knöpfe leuchten in unterschiedlicher Reihenfolge auf. Rot, Grün, Blau oder was auch immer. Sobald sie damit aufhören, drückt ihr die Knöpfe genau in derselben Abfolge. Einfach, ja? Dann mal los.«
    »Was ist mit all den Eimern da entlang der Wand?«, fragte einer.
    »Früher hat man das Ding Brummbiene genannt«, erklärte Eriksson mit einem wölfischen Grinsen, »aber wir haben ein paar Modifikationen vorgenommen. Wir nennen es jetzt Rührmaschine.«
    Tobias und ich wechselten einen Blick. Ich schnallte mich an. Eriksson verschwand in einer

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