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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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kleinen Kontrollkabine. Durch die getönte Scheibe konnte ich sehen, wie er an einer großen Kurbel drehte. Ein Motor lief stotternd an.
    Gemächlich begann sich die Maschine zu drehen. Eine schwungvolle Karussellmusik krächzte aus verborgenen Lautsprechern und ich musste lächeln. Einige der Männer lachten. Mein Vater hatte mich einmal zum Sommerjahrmarkt mitgenommen, und ich hatte plötzlich ein klares Bild von ihm vor Augen, wie er mir lächelnd vom Rand aus zusah, während ich auf dem Karussell herumwirbelte.
    Die Rührmaschine nahm Geschwindigkeit auf, und meine Lichter blitzten blau, rot, blau. Das war zu einfach. Doch innerhalb von Sekunden wurden die Sequenzen länger und komplizierter – lila, gelb, gelb, rot, lila – grün, rot, gelb, rot, lila, blau…
    Wir hatten jetzt ein ziemliches Tempo, und plötzlich wurde meine Kabine aus seiner runden Umlaufbahn in eine ruckartige Achterfigur gerissen. Ich blickte auf und sah, dass alle mit der Rührmaschine verbundenen Arme sich bogen und ausstreckten und alle Kabinen aufeinander zuschleuderten, allerdings im letzten Moment abdrehten. Immer schneller schlingerten wir umeinander. Ich hoffte, dass der, wer auch immer die Modifikationen vorgenommen hatte, auch gewusst hatte, was er tat.
    Gelb, lila, grün, grün, gelb, rot, blau…
    Die Lichter ließen einem immer weniger Zeit zu reagieren und sprangen gleich in die nächste Abfolge.
    Wir wirbelten jetzt nicht mehr nur einfach herum, sondern stiegen ruckartig an und stürzten dann gleich wieder ab. Die Karussellmusik wurde schneller und klang immer verzweifelter.
    Rot, grün, lila, gelb, gelb, grün, rot, weiß, orange, gelb…
    War es nun Lila nach dem ersten Grün oder Gelb…?
    Ohne Vorwarnung drehte sich mein Führerstand auf den Kopf. Ich schrie auf und hörte das Echo der anderen, als wir wie verrückt durcheinandergewirbelt wurden. Nun war mir auch der Hosenträgergurt klar. Meine Knöpfe blitzten weiter auf, ungeachtet meiner misslichen Lage. Die Musik der Rührmaschine wurde fast übertönt vom Kreischen ihrer Holz- und Metallgelenke. Wir wirbelten so schnell herum, dass mein Körper fest gegen die Seite der Kabine gepresst wurde. Meine Backen fühlten sich an, als würden sie flattern.
    Ich hatte Probleme, mich auf die Lichter zu konzentrieren. Sie verwischten zu einem Regenbogen. Mein Körper fühlte sich fürchterlich schwer an, und meine Hände waren so plump wie ein Amboss, während sie darum kämpften, die richtigen Knöpfe zu drücken.
    Gerade als ich dachte, ich würde vielleicht ohnmächtig werden, drehte sich die Kabine wieder mit der richtigen Seite nach oben und die Rührmaschine wurde langsamer. Mir war nicht schlecht gewesen, als das Karussell auf Höchstgeschwindigkeit gelaufen war, doch als seine Bewegungen bedächtiger wurden und schleppend, wurde mir übel und mein Magen hob sich. Ich war mir nicht sicher, ob das Schließen der Augen es besser oder schlimmer machen würde. Einige der Männer warteten nicht einmal ab, bis die Maschine zum völligen Stillstand kam, bevor sie heraussprangen und zu den Metallkübeln an der Wand stürzten. Dann würgten sie erbarmungswürdig, nur von Flüchen unterbrochen.
    Ich blieb sitzen, atmete tief und langsam, und allmählich entkrampfte sich mein Magen. Ich blickte zu Tobias hinüber. Obwohl er ein bisschen grün um die Nase war, zeigte er mir den hochgereckten Daumen.
    »Wie ist es dir mit den Lichtern gegangen?«, fragte er.
    »Gegen Ende habe ich viele verpasst«, antwortete ich.
    »Zum Schluss hab ich kaum noch was sehen können«, sagte er. »Aber zumindest haben wir nicht gekotzt.«
    »Also gut, Männer, alles raus«, sagte Eriksson. »Die nächste Gruppe ist dran.«
    Bis zum Abendessen hielten sie uns auf Trab und danach waren wir uns selbst überlassen. Der Schlafraum hatte eine Dachterrasse, und Tobias und ich stießen zu einer großen Gruppe anderer Kandidaten, die rauchten und sich unterhielten, während im Westen die Sonne unterging. Von all der Rennerei taten meine Beine ganz schön weh. Mit meinem Zur-Erde-Tauchen hatte ich ein gutes Gefühl, aber ich wusste, dass ich bei der Hindernisbahn ein besseres Ergebnis hätte bringen müssen. Was die Eisdusche und die Rührmaschine betraf, konnte ich nicht einschätzen, wie ich abgeschnitten hatte. Unsere Helfer sagten niemals auch nur irgendetwas.
    Tobias und ich fanden mehr am Rand des Geschehens einen Platz an der Brüstung. Ich glaube, wir beide fühlten uns immer noch befangen, weil wir die

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