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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nur noch vier Tage –, und ich befand mich auf der letzten Stecke der Hindernisbahn. Wir waren jetzt noch zweiundvierzig Kandidaten, und alle waren inzwischen ein bisschen hagerer – und erheblich entschlossener. Wir wussten, dass die meisten von uns es nicht bis zum Ende der Woche schaffen würden.
    »Auf geht’s!«, schrie Eriksson in seiner Regenjacke von der Seitenlinie. »Da ist noch mehr drin!«
    Shepherd und Bronfman lagen wie üblich vorne, aber diesmal mit keinem allzu großen Vorsprung. Jeden Abend nach dem Essen hatte ich extra Runden auf der Bahn gedreht. Das war eigentlich das Letzte, was ich mir am Ende des Tages noch wünschte, doch ich musste meine Ausdauer verbessern, und ich hatte das Gefühl, dass es auch half. Tobias war jetzt auf gleicher Höhe mit mir, doch ich spürte deutlich, dass er nachließ.
    Wir kamen an die Holzwand, das letzte und meistgefürchtete Hindernis: eine glatte Wand, zwanzig Fuß hoch, und nur ein Seil als Hilfsmittel, um hinüberzukommen.
    »Ich kann’s nicht fassen, dass ich dafür das Rauchen aufgegeben hab«, schnaufte Tobias. Er packte das Seil und legte los, aber das Holz war glitschig und er war erschöpft. Er hatte noch nicht einmal die halbe Höhe erreicht, als er schon zurück in den Schlamm rutschte.
    Mit jeder Sekunde zogen Shepherd und Bronfman weiter davon. Ich blickte zurück und sah Reg Perry und Tim Douglas schnell näher kommen.
    Tobias packte für einen neuen Versuch erneut nach dem Seil, doch ich stieß ihn zur Seite und zog mich selbst nach oben. Ich blickte nicht zurück. Ich wollte nicht den dritten Platz, ich wollte den ersten, und ich wusste, dass ich noch eine Chance hatte. An diesem Morgen hatte es noch weitere Prüfungen unter Wasser gegeben, und obwohl ich etwas besser geworden war, war ich doch noch schwerfällig und langsam. Tobias hatte bei Weitem als Bester abgeschnitten. Er war mein Freund, aber auch mein Konkurrent. Ich brauchte einen Vorsprung vor ihm.
    Ich erklomm die Wand, seilte mich an der anderen Seite ab und sprintete hinter Shepherd und Bronfman her. Shepherd lag in Führung und Bronfman wurde langsamer. Vielleicht dachte er, er könnte es nun etwas gemütlicher angehen lassen. Ich gab alles, und obwohl ich Shepherd nicht einholen konnte, schob ich mich an Bronfman vorbei und hörte seinen wütenden Schrei, als ich die Ziellinie überquerte.
    Als Tobias dann als Sechster ins Ziel kam, ging ich zu ihm hin. »Tut mir leid, dass ich dich weggestoßen habe«, sagte ich.
    Er hatte sich tief vorgebeugt, rang um Atem und winkte nur ab. »Schon gut«, keuchte er. »Hab dich… behindert.«
    Ich dachte, dass er ein bisschen verletzt aussah, doch ich bereute nicht, was ich getan hatte.
    Der elfte Tag. Ich hievte meinen schmerzenden Körper aus dem Bett, bevor ich noch richtig wach war, das Schrillen der Morgenklingel in den Ohren. Wie alle anderen im Schlafraum auch, saß ich einen Moment da und blickte zu dem Anschlagbrett mit dem weißen Blatt Papier. Müde standen wir auf und schlurften hin. Bronfman war der Erste.
    »Sieht aus, als könntest du ausschlafen, Cruse«, sagte er.
    Mir war, als hätte mir jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Ich konnte nicht sprechen und taumelte näher an das Brett heran.
    Auf dem Papier standen zwei Namen, doch keiner davon war meiner.
    Bronfman schlug mir lachend auf die Schulter. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, Kleiner.«
    »Du bist ein Idiot, Bronfman«, sagte Tobias.
    »He, das war doch nur ein Witz«, sagte der Testpilot grinsend. »Reg dich nicht auf.«
    Ich hätte eigentlich wütend sein sollen, doch alles, was ich empfand, war einfach nur Erleichterung.
    »Nur ein paar Fragen, die wir von euch beantwortet haben wollen«, sagte Grendel Eriksson und händigte jedem von uns eine Broschüre aus, die so dick war wie ein Atlas. »Ganz einfach.«
    »Was ist das?«, fragte Tobias und deutete quer durch den Raum.
    Dort war auf einem komplizierten Gerüst eine schmale Metallröhre angebracht. An ihrer Außenseite waren alle möglichen Drähte, mechanischen Greifarme und Schläuche befestigt. An einem Ende der Röhre befand sich eine kleine Luke, an die eine fahrbare Treppe geschoben war.
    »Da sollt ihr die Fragen beantworten«, sagte Eriksson.
    »Immer eine Person in der Röhre?«, fragte ich.
    »Immer fünf Personen in der Röhre«, antwortete Eriksson mit einem boshaften Lächeln.
    Es war der zwölfte Tag und wir waren auf sechsunddreißig Kandidaten zusammengeschrumpft. Unsere Gruppe

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