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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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mich klammerte. »Tobias, lass los!«
    Er klammerte sich an mich wie ein Ertrinkender.
    Ich tat das nur ungern, doch es gab keine andere Möglichkeit. Ich schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Sein Griff löste sich, und ich drehte ihn mitten in der Luft so um, dass ich an seinen Fallschirmpacken gelangen konnte. Ich riss ihn auf und sah den Zylinder, der den Pilotschirm enthielt – der Federmechanismus fehlte komplett. Ich zog die Zylinderabdeckung herunter, langte mit zwei Fingern hinein und zerrte den oberen Teil des Pilotschirms heraus. Den hielt ich weiter fest in einer Hand, trat mich dann von Tobias frei und breitete Arme und Beine aus, um meinen Fall zu bremsen. Tobias fiel schneller und zog damit den Pilotschirm in voller Länge heraus. Ich machte den Weg für ihn frei, der Schirm öffnete sich und zog im Bruchteil einer Sekunde den eigentlichen Fallschirm aus Tobias’ Packen. Da! Er flog!
    Ich zog meine eigene Reißleine und ich spürte den scharfen Druck der Gurte, als sich der Fallschirm öffnete. Ohne den Wind des freien Falls war es plötzlich sehr still. Aber dann sah ich voller Schrecken, wie nah der Boden schon war. Tobias und ich waren zu lange und zu schnell gefallen. Wir mussten unbedingt erheblich langsamer werden, um uns bei der Landung nicht die Beine – oder Schlimmeres – zu brechen. Unsere einzige Hoffnung bestand darin, eine Reihe von scharfen Kehren zu vollführten.
    Ich sah nach oben und gab Tobias Zeichen. Bei Kehren war er nicht besonders gut, und ich konnte nur hoffen, dass er meinem Beispiel folgen konnte. Mit ein bisschen Glück würden wir eine weiche Landung in einem angrenzenden Feld hinkriegen.
    Ich fing mit den Kehren an, zog kräftig an den Leinen, um so viel Geschwindigkeit wie möglich zu verlieren. Es ging alles viel zu schnell. Unter mir kam eine Baumgruppe auf mich zugerast, ich segelte über einen Zaun in ein Feld, dann knisterte Mais unter mir, als ich landete, die Luft aus dem Fallschirm wich, ich strauchelte und mich immer wieder überschlug. Ich hörte Tobias’ Fallschirm rauschen, der über das Feld schlingerte und eine Schneise in die Maisstängel pflügte.
    Ich rappelte mich hoch, überglücklich, dass ich keine gebrochenen Gliedmaßen hatte, und taumelte hinüber zu Tobias. Mit aschgrauem Gesicht hatte er sich auf Hände und Knie hochgestemmt, doch er lebte und schien unverletzt, abgesehen von dem Bluterguss, den er von mir im Gesicht trug.
    Er kam auf die Beine, packte mich an den Schultern und schüttelte mich mit ungläubig leuchtenden Augen. »Ich hab gedacht, ich sterbe!«, rief er.
    »Ich auch!«, sagte ich. »Ich hab gedacht, wir beide sterben. Das waren gute Kehren da oben.«
    »Du hast mir das Leben gerettet!«, sagte er und umarmte mich – für jemanden, der fast gestorben war, mit überraschender Kraft. »Als du gegen mich geprallt bist, hab ich gedacht, du wärst ein riesiger Vogel! ›Leichter als die Luft‹! Haben sie das nicht immer von dir gesagt?«
    Lachend nickte ich. »Haben sie. Ja, das haben sie gesagt.«
    Jemand hatte Tobias’ Fallschirm sabotiert. Als wir ihn später untersuchten, stellte sich heraus, dass die Reißleine abgeschnitten und der Federmechanismus des Pilotschirms herausgerissen worden war.
    Grendel Eriksson war in der Trainingsanlage nicht mehr aufgetaucht.
    Unser Luftschiff war zum Flughafen zurückgekehrt, und die Piloten sagten aus, sie hätten gesehen, wie Eriksson in ein Auto gestiegen und weggefahren sei. Mr Lunardi war fuchsteufelswild. Er glaubte, Eriksson habe alleine gearbeitet, und schwor, Eriksson würde bald gefasst und vor den Richter gebracht werden.
    Drei der anderen Kandidaten schieden an diesem Abend aus, Tim Douglas und noch zwei Jungs. Sie hatten genug. Ich machte ihnen keinen Vorwurf. Tobias wäre fast umgekommen, und wer wusste schon, was als Nächstes passieren würde. Ich hoffte nur, dass Mr Lunardi recht hatte und Eriksson im Alleingang gehandelt hatte und bald hinter Gittern saß.
    An diesem Abend waren alle auf der Terrasse ziemlich still, wie benommen in dem Wissen, dass wir die ganze Zeit einen Babelite in unserer Mitte gehabt hatten.
    »Ich wusste ja, dass er ein Sadist war«, sagte Reg Perry, »aber ich hätte ihn nie für einen Mörder gehalten.«
    »Hoffentlich hat er sein verdammtes Klemmbrett mitgenommen«, knurrte Tobias.
    Ich verdrückte mich, um Kate vom Telefonautomaten aus anzurufen, doch es war Miss Simpkins, die abhob und sagte, Kate sei nicht zu Hause und ich solle am besten

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