Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Raum noch genügend Herausforderungen geben, Mr Shepherd, um selbst Sie zufriedenzustellen.«
»Ja, Sir«, sagte Shepherd, aber er schien nicht überzeugt.
Zum ersten Mal fragte ich mich, wie gut er wohl Befehle annehmen konnte. Mir gefiel es nicht, wie er den Kapitän anblickte, als wüsste er es besser.
»Am Ende der Reise mögen Sie vielleicht Ihre Meinung geändert haben, Mr Shepherd«, sagte Mr Lunardi. »Doch für den Augenblick ist Ihr Training noch nicht zu Ende. Wir starten in einer Woche und Sie haben alle noch eine Menge zu lernen. Also, an die Arbeit!«
»Nicht schnell genug, Cruse«, sagte Shepherd mit einem Blick auf den Druckanzeiger. »Wir wären schon tot.«
Wir befanden uns oben auf der Kommandobrücke, die von einer Glaskuppel überwölbt war, und übten das Notprogramm für den Druckabfall, und ich hatte das Reservesystem nicht schnell genug zum Arbeiten gebracht. Tobias blickte von seiner Kontrolltafel auf. Sein Blick war verständnisvoll, aber auch ein bisschen gelangweilt, denn das war unser dritter Versuch und es war schon später Nachmittag.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich dachte, ich hätte es rechtzeitig geschafft.«
Shepherd reagierte nicht darauf. Wann immer ich auch einen Fehler machte, nie wurde er ärgerlich oder beschimpfte mich. In gewisser Weise wäre mir das lieber gewesen, denn dann hätte ich mich verteidigen können, doch wie sollte ich das, wenn er lediglich ruhig auf die Tatsachen hinwies?
Es war der letzte Tag vor unserem Start. In der vergangenen Woche hatten Shepherd, Tobias und ich von morgens bis abends gearbeitet, um uns mit dem Schiff vertraut zu machen. Die Bedienungselemente waren völlig anders als alles, was ich bisher kennengelernt hatte. Es gab keine Hebel für die Hydriumventile oder um Wasserballast abzulassen. Stattdessen gab es eine verwirrende Zahl von Kontrolltafeln mit ungeheuer vielen Lichtern und Schaltern. Sogar Shepherd hatte etwas kleinlaut gewirkt, als er das alles zum ersten Mal betrachtet hatte.
Jeden Tag herrschte geschäftiges Treiben in der Starclimber , als sich alle mit dem Schiff und ihren unterschiedlichen Pflichten darauf vertraut machten. Chef Vlad übte in der Küche mit den neuen Pumpen und Küchengeräten, und dem neuartigen Geschirr, das er benutzen musste, sobald wir uns in der Schwerelosigkeit befanden. Dr. Turgenev zeigte Sir Hugh und Kate das Labor und seine Ausstattung. Wir alle übten das Gehen in den magnetischen Raumschuhen, mit deren Hilfe wir uns schwerelos durch das Schiff würden bewegen können. Außerdem bekamen wir praktischen Unterricht, wie die Raumtoiletten zu benutzen waren, was den Gebrauch von Riemen, Trichtern und Hebeln miteinbezog, um eine Saugwirkung hervorzurufen. Miss Karr versicherte uns, dass Haiku durchaus in der Lage wäre, ebenfalls die Raumtoiletten zu benutzen, was uns sehr erleichterte.
Für uns Sternenschiffer ergaben die ganzen Knöpfe und Schalter von Tag zu Tag mehr Sinn. Wir brüteten über Plänen und technischen Diagrammen, wir spähten in Röhren und verfolgten Stränge von mehrfarbigen Kabelleitungen durch das Innere des Schiffs. Wir versuchten, alles so weit in den Griff zu bekommen, dass wir uns mit geschlossenen Augen durch die Starclimber bewegen könnten. Es war sehr viel, das in nur sieben Tagen gelernt werden musste, und ich hatte noch nie so hart gearbeitet, denn ich wollte zeigen, dass ich verdiente, zum Schiff zu gehören. Doch ich konnte nie ganz vergessen, dass ich nicht erste Wahl war, besonders, wenn ich – wie gerade jetzt – eine Übung vermasselte.
»Gut, meine Herren«, sagte Kapitän Walken, »stellen Sie Ihre Regler zurück, und dann alles von vorne. Das müssen wir hinbekommen.«
Der Lärm starker Maschinen ließ uns nach oben blicken. Das Dach des Hangars war zurückgezogen und ich sah ein großes Luftschiff über uns hinwegfliegen. An den Seiten und an den Steuerflossen trug es die Zeichen der Luftwaffe. Zwei Ornithopter fielen mit schlagenden Flügeln aus dem Schiffsbauch und umkreisten wie Möwen das Sternenkabel.
»Was macht die Luftwaffe hier!«, fragte ich, als das Schiff zur Landung ansetzte.
»Das werden wir bald erfahren«, sagte Kapitän Walken, doch ich glaubte, einen Schatten von Verärgerung auf seinem Gesicht zu sehen. Dann blickte er uns mit einem Zwinkern an. »Also, wir machen diese Übung noch ein letztes Mal. Auf geht’s!«
Als wir vier die Starclimber verließen, kam uns Mr Lunardi im Hangar entgegen. In seiner Begleitung war ein
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