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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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auf der Expedition glauben, dass ich verlobt sein möchte und dass du und ich einfach nur Bekannte sind. Wir müssen uns besonders vor Miss Karr in Acht nehmen. Sie vermutet etwas. Wenn sie nur eine Kleinigkeit in ihren Zeitungsberichten andeutet, sind wir geliefert. Das würde einen Skandal geben und meine Eltern sperren mich für immer ein.«
    »Das wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee«, murmelte ich.
    Kate ging nicht darauf ein. »Also darfst du nicht mit mir flirten oder mir zu viel Aufmerksamkeit schenken. Ignoriere mich, soweit das möglich ist.«
    »Kein Problem«, sagte ich verärgert wegen ihrer herrischen Art. »Ich habe genug damit zu tun, das Schiff zu fliegen.«
    »Und hör auf, mich so wütend anzusehen«, fügte Kate hinzu.
    »Ich seh dich nicht wütend an.«
    »Machst du. Ich krieg das schon mit, wie du mich manchmal ansiehst, und das ist eindeutig mordgierig. Du verrätst damit das ganze Spiel, wenn du so weitermachst.«
    »Für mich ist das kein Spiel«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte sie, »und es tut mir leid, Matt. Wirklich. Es gab nur keine andere Möglichkeit.«
    Ich antwortete nicht darauf. Ich wusste schon lange, wie zielstrebig Kate war, doch ich hätte nicht gedacht, dass sie so skrupellos wäre. Sie hatte Versprechen gegeben, und dabei keineswegs die Absicht gehabt, sie zu halten.
    Sie hatte gelogen.
    Sie hatte mich verletzt.
    Wie sollte ich wissen, dass sie mich nicht wieder verletzte – und Schlimmeres –, um zu bekommen, was sie wirklich wollte?
    Bei dem Ruf »Land ahoi!« trat ich ans Fenster des Steuerbord-Salons und streckte den Kopf hinaus in die laue Brise. Auf der Insel gab es keine dramatischen Berge oder Vulkane wie auf anderen, an denen wir vorbeigekommen waren. Die Wellen brachen sich an ihrem äußeren Riff in einer gezackten weißen Linie und rollten gleichmütig auf dem sandigen Strand aus.
    Als wir näher kamen, sah ich zahlreiche Gebäude in der Nähe der Küste. Das größte war an die vier Stockwerke hoch und hatte ein flaches Metalldach. Über der Insel erblickte ich etwas, das mich blinzeln ließ. Eine goldene, senkrechte Naht flimmerte im Himmel. Vielleicht irgendeine atmosphärische Täuschung, ein Brechen der Sonnenstrahlen in der tropischen Feuchtigkeit.
    »Siehst du das?«, fragte Tobias neben mir.
    Ich nickte. Die goldene Naht schien aus dem Gebäude mit dem flachen Dach zu kommen und sich immer weiter nach oben zu erstrecken, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Im Schiff hatten sich jetzt alle im Steuerbord-Salon versammelt. Kate und Sir Hugh, Miss Karr und alle anderen blickten aus dem Fenster zu der Insel – und zu der seltsam schimmernden goldenen Linie im Himmel.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »So was habe ich noch nie gesehen«, sagte Kate. »Ist das eine Art Regenbogen?«
    Ich bemerkte, dass Mr Lunardi, Dr. Turgenev und Kapitän Walken nicht aus dem Fenster blickten, sondern uns betrachteten und über die Überraschung auf unseren Gesichtern lächelten.
    »Das«, sagte Mr Lunardi mit ungeheurem Stolz, »ist das Sternenkabel.«
    »Was ist ein Sternenkabel?«, fragte Tobias.
    »Es ist das Gleis, auf dem unser Schiff fahren wird«, antwortete ihm Kapitän Walken.
    »Sie meinen wie ein Eisenbahngleis?«, fragte Shepherd.
    Der russische Wissenschaftler hinkte näher zum Fenster heran. »Mehr wie ein Aufzugkabel.«
    »Aber wie hoch geht es?«, fragte ich Kapitän Walken.
    Er grinste. »Wenn ich Ihnen das sage, würden Sie es vielleicht nicht glauben.«
    »Bis in den Weltraum?« Kate keuchte.
    Kapitän Walken nickte. »Fünfundzwanzigtausend Meilen.«
    Ich sah ihn ungläubig an. »Aber… was hält es da oben fest?«
    Kapitän Walken nickte Dr. Turgenev zu. »Vielleicht sollten Sie es ihnen erklären, Sergej, Sie haben es schließlich erfunden.«
    Dr. Turgenev zuckte matt mit den Schultern. »Ist sehr einfach. Kabel ist befestigt hier an der Erde, hier auf der Insel. Am Ende von Kabel ist Gegengewicht, im Weltraum. Sehr großes Objekt. Erde dreht sich, Kabel dreht sich, Gegengewicht hält Kabel straff. Ja?«
    »Zentrifugalkraft!«, rief ich aus.
    »Richtig, Mr Cruse.«
    »Aber wie haben Sie das Gegengewicht dort hinaufgebracht?«, fragte Shepherd.
    »Rakete«, sagte Dr. Turgenev und seufzte.
    Jetzt sprang Mr Lunardi ein. »Wir haben jahrelang mit Raketen herumprobiert. Auf der anderen Seite der Insel haben wir einen Startplatz. Ich weiß gar nicht, wie viele wir von dort abgeschossen haben. Alle sind früher oder später explodiert oder

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