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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Stimme Essen anzubieten.
    »Noch etwas Brot, Miss de Vries?«
    »Nein danke, Mr Cruse.«
    »Vielleicht Salz für die Suppe?«
    »Danke, es ist gut so.«
    »Etwas Pfeffer?«
    »Nein, Mr Cruse, aber danke, dass Sie fragen.«
    »Keine Ursache. Kann ich sonst noch jemandem den Pfeffer reichen?«
    Kapitän Walken und Tobias hatten noch Dienst auf der Brücke. Meine Schicht würde nach dem Essen beginnen. Ich war nicht besonders erpicht darauf, mit Shepherd ein Team zu bilden, aber daran würde ich mich gewöhnen müssen.
    »…der arme Narr beteuerte fünf Jahre lang, dass auf Borneo Drachen lebten«, sagte Sir Hugh gerade.
    Miss Karr hörte dem Zoologen zu, doch ihre dunklen Augen glühten vor Abneigung. Shepherd dagegen schien tatsächlich interessiert. Haiku war auf den Kronleuchter über dem Tisch gesprungen und schüttelte gelegentlich seine kleine Faust gegen Sir Hugh, während der weiterquasselte.
    »Die Einheimischen nannten ihn den Komododrachen und erzählten alle möglichen absonderlichen Geschichten, wie er Feuer spie. Also, dieser Bursche guckte nur ein paarmal kurz hin und war sicher, dass er eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte. Und wissen Sie, als was sich sein Drache entpuppte, Mr Shepherd? Nichts weiter als eine ziemlich große Eidechse, und auch noch ein ziemlich faules Ding. Das ist der Grund – und das betone ich bei meinen Studenten jedes Jahr von Neuem –, weshalb man die Natur sehr lange und intensiv beobachten muss, oder sie legt einen rein.«
    Es war offensichtlich, dass diese Geschichte zu Kates Bestem dienen sollte. Sie sagte nichts, aber ich konnte seinen Dünkel nicht länger ertragen.
    »Hören Sie, Sir Hugh«, sagte ich, »Miss de Vries ist nicht die Einzige, die die Wolkenpanther gesehen hat. Ich hab sie auch gesehen. Die gibt es wirklich.«
    »Ich hege keinen Zweifel daran, dass Sie irgendetwas gesehen haben«, sagte der Zoologe abfällig. »Doch ich möchte wetten, dass es nicht das war, was Sie dachten, mein guter Junge.«
    Mein guter Junge. Es gab nichts, das ich mehr hasste, als wenn man mich von oben herab behandelte. Am liebsten hätte ich ihm ein Brötchen an seinen feisten Kopf geschmissen, hielt mich aber zurück. Ich fing einen Blick von Shepherd auf, der mich mit einer Spur von Belustigung in seinen kühlen Augen anblickte, als hätte er sich schon gefragt, wie ich wohl reagieren würde.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, Sir Hugh«, sagte ich so ruhig wie möglich. Miss Karr machte sich Notizen in ihr Buch. Ich hoffte, dass sie solche Sachen schrieb wie »überheblicher Arsch« oder »unausstehlicher Schwachkopf«.
    Als er sah, dass eine Journalistin ihn zitierte, fuhr Sir Hugh schwungvoll fort: »Das ist der Grund, warum Amateure entmutigt werden müssen. Es fehlen ihnen das erforderliche Wissen und die Fähigkeit, zu beobachten. Und ich muss aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sagen, dass Frauen Männern in dieser Hinsicht unterlegen sind.«
    »Das ist ein ausgesprochen verabscheuungswürdiges Gerede, Sir Hugh«, sagte Kate.
    »Es hat keinen Sinn, über die natürliche Ordnung der Dinge zu schimpfen«, sagte Sir Hugh ruhig. »Mrs Pankhurst und ihre Suffragetten könnten ebenso gut versuchen, die Rotation der Erde anzuhalten. Männer sind für die wissenschaftliche Forschung einfach besser geeignet. Nun ist da nichts falsch bei den Frauen, nur weil sie sich in diesen Dingen nicht hervortun. Ich darf wohl sagen, sie haben durchaus Fähigkeiten, die den Männern fehlen. Zum Beispiel ist das Einfädeln eines Fadens in eine Nadel eine sehr komplizierte Angelegenheit, und ich habe noch nie einen Mann kennengelernt, der das besser konnte als eine Frau.«
    Ein lautes Plätschern war zu hören, als der dünne Strahl einer gelblichen Flüssigkeit in weitem Bogen vom Kronleuchter herab in Sir Hughs Suppe landete. Sprachlos vor Verblüffung sahen alle zu. Die letzten Tropfen der Flüssigkeit klatschten auf – dann Stille.
    »Der Affe hat in meine Suppe uriniert!«, schrie Sir Hugh.
    »Es hätte auch schlimmer kommen können«, bemerkte Miss Karr.
    Shepherd war vom Tisch abgerückt und krümmte sich vor Lachen. Ich glaube nicht, ihn vorher jemals lachen gesehen zu haben, aber ein Affe, der jemandem in die Suppe pinkelte, entsprach ganz offensichtlich seiner Art von Humor. Ich konnte mein Grinsen allerdings auch nicht unterdrücken.
    »Ist es Ihnen denn wirklich unmöglich, dieses Biest unter Kontrolle zu halten?«, brüllte Sir Hugh. »Das ist nicht das erste Mal, dass er

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