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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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mich belästigt. Er muss eingeschlossen werden.«
    »Barbarisch!«, sagte Miss Karr. »Haiku ist nicht irgendein Exemplar und er ist auch kein Schmusetier. Er ist eine Person – keine menschliche Person, Gott sei Dank, aber dennoch eine Person. Und wenn es irgendeine Gerechtigkeit auf der Welt gäbe, hätte er dieselben Rechte wie Sie.«
    »Habe ich etwa das Recht, anderen Leuten in die Suppe zu urinieren?«, verlangte Sir Hugh zu wissen.
    »Ich verstehe wirklich nicht, Sir Hugh, wozu die ganze Aufregung gut sein soll«, sagte Kate mit einem höflichen Lächeln. »Als Mann der Wissenschaft sollten Sie doch wissen, dass Urin steril ist. Nur wenn er länger steht, reichern sich in ihm Bakterien an. Also wenn ich Sie wäre, Sir Hugh, würde ich meine Suppe jetzt schnell essen.«
    Noch bevor der wütende Sir Hugh darauf eine Antwort geben konnte, erschien Dr. Turgenev mit schief sitzender Brille oben an der Treppe.
    »Ich bin sehr aufgeregt«, sagte er mürrisch und kam auf den Tisch zu. Dabei schien er sich weniger schwer auf seinen Stock zu stützen als sonst. »Ich habe bedeutsame Nachricht.«
    »Welche, Dr. Turgenev?«, fragte ich.
    Er seufzte tief. »Himmel hat aufgehört.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Shepherd.
    Dr. Turgenev setzte sich. »Ich habe ganzen Morgen studiert Atmosphäre. Bis sechzig Meilen Zusammensetzung ist unverändert – Sauerstoff, Stickstoff, Hydrium. Aber nach sechzig Meilen große Änderung.«
    »Was ist passiert?«, fragte Kate.
    »Alles weg.« Dr. Turgenev nickte zweimal, was bei ihm ein Zeichen sehr großer Aufgeregtheit war.
    »Gar nichts mehr da?«, fragte Kate und sah ziemlich bestürzt aus. »Keine Gase irgendwelcher Art?«
    Der Wissenschaftler schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein paar verstreute Atome von Wasserstoff und Hydrium. Aber hauptsächlich nichts. Null Luftdruck. Das ist jetzt Weltraum.«
    »Jetzt schon?« Ich sprang auf und eilte zum Fenster, alle anderen hinterher.
    Ich war beinahe enttäuscht, denn den Blick hatten wir schon den ganzen Morgen gehabt und jetzt war er nicht so sehr viel anders. Die fernen Inseln des Pazifikus waren kleine, braune Runzeln im Ozean. Die Krümmung der Erde reichte nun etwas tiefer und war umgeben von einem phosphoreszierenden blauen Licht. Und dahinter erstreckte sich die große sternengesprenkelte Dunkelheit des Weltraums.
    Aber wir schauten ihn uns nicht einfach nur an.
    Wir befanden uns in ihm.
    Ich spähte nach oben und sah fast direkt über der Starclimber die Sonne in der Schwärze lodern. Ein seltsamer und aufregender Anblick.
    »Die Sterne!«, sagte Kate. »Sie blinken nicht.«
    Sie hatte recht. Ihr helles Licht flackerte nicht.
    »Erdatmosphäre verzerrt Licht«, erklärte Dr. Turgenev. »Das ist Blinken. Kein Blinken in Weltraum.«
    »Ich mag das Blinken«, murmelte Kate.
    »Aber wenn wir wirklich im Weltraum sind, müssten wir dann nicht alle herumschweben?«, fragte Miss Karr misstrauisch.
    Dr. Turgenev schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Schwerkraft nicht verschwindet auf einmal. Sie wird schwächer, jede Meile von Erde weg mehr. Jetzt gerade haben wir nur Schwerkraft fünfundsiebzig Prozent.«
    Überrascht schauten wir uns gegenseitig an.
    »Das hab ich gar nicht bemerkt«, sagte ich.
    »Ich habe«, sagt Dr. Turgenev und ging ein paar Schritte. »Mein Hinken nicht so schlimm mehr.«
    »Jetzt, da ich darüber nachdenke, fühle ich mich tatsächlich leichter«, sagte Miss Karr und hüpfte ein paar Mal probeweise. »Und Haiku ist extrem lebhaft.«
    »Wann verlieren wir die Schwerkraft ganz?«, fragte Shepherd.
    »Ich sage voraus fünf Tage«, sagte der Wissenschaftler und seufzte dann schwach. »Das ist bedeutsame Reise. Schon wir machen große Entdeckungen. Ich habe jetzt Mittagessen.«
    Als er zum Tisch kam, blickte er mit einem Stirnrunzeln in Sir Hughs Teller.
    »Suppe ist sehr gelb«, bemerkte er.
    Der Mond war größer und heller als je zuvor. Er hing direkt über uns, und durch die Glaskuppel der Brücke sah ich, wie das Sternenkabel silbrig glänzend auf ihn zulief, als wäre es dort verankert. Ich wusste natürlich, dass das nicht so war, doch irgendwie fand ich den Gedanken beruhigend. Noch immer machte es mich nervös, dass die Starclimber allein an einem Gegengewicht aus Metall hing, das durch den Weltraum wirbelte.
    »Hätte nichts dagegen, eines Tages da mal hinzugehen«, bemerkte Tobias und nickte dem Mond zu.
    »Was ist mit deiner Höhenangst?«, fragte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Na, du weißt

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