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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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direkt nach unten blickte, konnte ich gerade noch das indigoblaue Rund unseres Planeten ausmachen – so klein wie ein Tennisball. Es versetzte mir einen Stich, sie so weit weg zu sehen und zu wissen, dass wir uns noch weiter entfernen würden, denn wir waren immer noch drei Tage vom Kabelende entfernt.
    Das blaue Licht hatten wir nicht mehr gesichtet, doch es war mir nicht aus dem Kopf gegangen. Shepherd auch nicht, das wusste ich. Wenn er keinen Dienst hatte, war er dazu übergegangen, den Himmel abzusuchen, und er hatte Miss Karr dazu gebracht, ihm zu zeigen, wie er die Kameras zu bedienen hätte, falls er irgendetwas sah. Noch immer dachte er, das Licht sei irgendeine Art von Schiff, und jeden Tag funkte er einen Bericht an General Lancaster in der Bodenstation.
    Kate war enttäuscht, dass nichts mehr gesehen wurde, denn sie hegte immer noch die Hoffnung auf Leben im Weltraum. Auch Miss Karr wurde immer ruheloser und meinte, der Ausblick langweile sie und sie habe den Weltraum bereits auf jede erdenkliche Weise fotografiert. Sie hatte damit angefangen, mit einer kleineren Kamera auf dem Schiff herumzustreifen und insgeheim Schnappschüsse von uns zu machen. In ihren täglichen Berichten nach Hause kommentierte sie inzwischen die abgestandene Luft im Schiff, die engen Quartiere und wie bestimmte Passagiere mehr als den ihnen eigentlich zustehenden Anteil von Sauerstoff aufnahmen. Sir Hugh wirkte einigermaßen zufrieden, doch auch er beschwerte sich über die stickige Luft und über Haiku. Der kleine Affe schikanierte ihn bei jeder Gelegenheit – und war obendrein ein notorischer Furzer. Keiner von uns regte sich darüber auf, aber Sir Hugh trieb es nahezu in den Wahnsinn.
    Ich selbst wurde auch immer ungeduldiger. Und ich wusste, dass es Tobias und Shepherd genauso ging. So unbehaglich es mir bei dem Gedanken an einen Raumspaziergang auch war, so sehr wollte ich doch hier raus, wollte wissen, wie es sich anfühlte. Doch ich nahm nicht an, dass ich als Erster gehen würde.
    »Alles in Ordnung«, sagte Tobias, nachdem er den letzten Raumanzug überprüft hatte.
    Ich hängte einen Helm wieder zurück an seinen Haken. Alles war nun unglaublich leicht. Wir mussten uns vorsichtig fortbewegen, denn bei jeder Bewegung drohten wir abzuheben.
    Ich hörte Schritte und Shepherd tauchte in der Luke auf.
    »Wir haben gerade Nachricht von zu Hause bekommen«, sagte er. »Der Kapitän wollte, dass ich sie weitergebe. Der Himmelsturm ist eingestürzt.«
    Diese Worte waren für mich wie ein Schlag in den Magen. »Waren das die Babelites?«, fragte ich.
    »Man weiß es noch nicht. Das Ding ist einfach zusammengebrochen.«
    Zwei Wochen hatte ich an dem Turm gearbeitet. Nichts hatte solider gewirkt. Und die Franzosen waren so zuversichtlich gewesen. Ich dachte an die vielen Plakate, mit denen Paris zugepflastert war, die Versprechen, dass sie innerhalb eines Jahres im Weltraum sein würden. Wie konnten alle diese Träume auf einen Berg von verbogenen Trümmerteilen reduziert werden?
    »Gab es viele Tote?«, fragte ich.
    »Nicht so viele«, sagte Shepherd. »Das ist die gute Nachricht.«
    »Es hätte viel schlimmer kommen können«, sagte ich. »Er war schon zwei Meilen hoch, als ich noch daran gearbeitet habe.«
    Tobias schüttelte den Kopf. »Hat nicht Dr. Turgenev gesagt, das könnte nie klappen?«
    Ich nickte. »Es klingt so, als habe er sein eigenes Gewicht nicht mehr tragen können.«
    »Oder die Babelites haben ihm einen Stoß versetzt«, meinte Shepherd.
    Ich wusste nicht, was mich mehr beunruhigte: ein Unfall, den die Babelites herbeigeführt hatten, oder einer, der auf den Fehlern so vieler blendender Wissenschaftler und Ingenieure beruhte, die dort zusammengearbeitet hatten.
    »Wir haben Glück, dass der General für uns die Dinge im Auge behält«, sagte Shepherd.
    Ich mochte den General nicht, doch ich musste zugeben, dass es beruhigend war, unten auf der Erde die Luftwaffe als Bewachung des Sternenkabels zu wissen.
    Tobias wirkte beklommen. »Habt ihr euch je gefragt, ob die Babelites nicht doch recht haben?«
    Shepherd drehte sich abrupt zu ihm um. »Wovon redest du da?«
    »Nicht darüber, dass Gott böse wird«, sagte Tobias etwas verlegen, »aber… vielleicht sollten wir gar nicht hier oben sein.«
    »Wenn du so denkst, warum bist du dann überhaupt mitgekommen?«, fragte Shepherd ruhig, aber mir gefiel der scharfe Ton in seiner Stimme nicht.
    »Ich sag nur meine Meinung, Shepherd«, sagte Tobias mit einer wütenden

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