Sternenjagd
riecht nach abgestandener Luft und auf den Plastikpaneelen an den Wänden ist die Patina vieler Jahre nicht zu übersehen.
Während der Kapitän über den Korridor stapft ertönt eine warnende Glocke, gefolgt von einem beinahe unmerklichen Gefühl freien Falls. Brandt stützt sich einen Augenblick an der gegenüberliegenden Wand ab und wartet bis die Beleuchtung wieder ihre gewohnte Helligkeit erreicht hat. Das Schiff ist jetzt im Hyperraum. Eine reine Routineprozedur, wenn sie nicht so verdammt komplex wäre.
Brandt macht unterwegs nur noch einmal kurz halt, tritt zur Seite und läßt einen Mann vorbei, der geschäftig durch den Korridor eilt. Der Decksmann murmelt eine schnelle, aber verlegene Entschuldigung, als er den Kapitän erkennt und eilt weiter.
Der Korridor zieht sich durch das gesamte Schiff; die Kapitänskabine befindet sich im hinteren Drittel. Brandt stößt die Tür auf und tritt ein.
Wie üblich ist die Kabine des Kapitäns die größte an Bord des Schiffs, aber auf einem Libertyschiff ist auch sie nicht besonders geräumig. Das Schiff ist für eine Besatzung von dreiundfünfzig Leuten konstruiert und Raum ist purer Luxus. Die Kabine mißt vier mal fünf Meter, und sie spiegelt den luxuriösen Geschmack ihres Kapitäns wider.
Zum Beispiel gibt es da ein richtiges Bett statt des üblichen Schlafnetzes. Natürlich ist es in eine Wandnische eingelassen, die normalerweise von einem Spind eingenommen wird, aber es ist trotzdem ein richtiges Bett mit einer richtigen Matratze und richtigen Laken. Der Boden der Kabine ist mit festem, rotgoldenem Schaum bedeckt. An einer Wand steht der stolzeste Besitz Brandts: Ein Tisch mit zwei Sesseln.
Zugegeben, die Möbel sind eine schändliche Platzverschwendung, aber sie bestehen aus echtem terranischen Mahagoni, ein Geschenk des brasilianischen Botschafters. Nachdem er sie einige Zeit in seinem Besitz hat verspürt Brandt nicht mehr den Wunsch, sie wieder loszuwerden. Das beengte Gefühl, das sie am Anfang in seiner Kabine erzeugten, hat sich längst gelegt und jetzt erfreut sich der Kapitän an dem luxuriösen Ambiente, das die Möbel seinem ansonsten eher nüchternen Quartier verleihen.
Gegenüber der Sitzgruppe, an der anderen Wand, hängt ein großes Gemälde – ein silberner Schlachtkreuzer, der über einem roten Planeten im Orbit hängt.
Zu anderen Zeiten fungiert das Gemälde als Bildschirm, aber jetzt im Augenblick erinnert es den Kapitän an sein erstes Kommando.
Auf dem Regal darunter steht eine Schreibmaschine. Ein einzelnes Blatt grauen Papiers befindet sich im Einzug. Mit einemmal erinnert sich Brandt an seinen Inhalt. Er geht zur Wand hinüber und zieht den Brief aus der Maschine:
VON: Georj Brandt.
Kapitän der Roger Burlingame
AN: Vizeadmiral Joseph Harshlie
Alliiertes Rottenkommando
BETRIFFT: Bitte um Versetzung
Sehr geehrter Herr Admiral,
hiermit möchte ich meine Bitte um Versetzung an einen weniger aktiven Posten erneut vortragen. Wie ich bereits in meinem letzten Gesuch geschildert habe, bin ich der Auffassung, daß ich in einer heimatnahen Position weitaus wertvoller sein könnte.
Ich verstehe die politischen Zwänge, denen ein Mann in Ihrer Position unterliegt aber gestatten Sie mir dennoch, darauf hinzuweis
Brandt legt den unvollendeten Brief beiseite. Neben der Maschine liegen zwei weitere Briefe; der Inhalt des ersten aus den üblichen Standardbausteinen zusammengestellt.
VON: Joseph Harshlie
Vizeadmiral,
Alliiertes Flottenkommando
AN: Kapitän Georj Brandt.
Roger Burlingame
BETRIFFT: Bitte um Versetzung
Kapitän Brandt.
sosehr ich Ihren letzten Bitten um Versetzung auch positiv gegenüberstehe, so sehr bedaure ich, Ihnen mitteilen zu müssen, daß dies im Augenblick vollkommen unmöglich ist. Die Situation, wie ich sie Ihnen in meiner letzten Mitteilung schilderte, hat sich noch nicht genügend entspannt und ich sehe für die nächste Zukunft keine entscheidende Verbesserung.
Sobald Ihre Bitte um Versetzung durchführbar erscheint, werde ich unaufgefordert mit Ihnen in Verbindung treten. Ich danke Ihnen für Ihr fortgesetztes Interesse und für Ihre diesbezügliche Korrespondenz.
Mit freundlichen Grüßen
Joseph Harshlie
Vizeadmiral
Und der zweite, persönliche Brief:
Mein lieber Georj,
Du weißt es gibt nichts auf der Welt das ich nicht für Dich tun würde, wenn es in meiner Macht stünde. Das weißt Du. Und ganz sicher wünschte ich mir, ich könnte Deiner Bitte um Versetzung
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