Sternenjagd
nachgeben.
Aber, mein lieber Georj, Du kannst mir glauben – es ist vollkommen unmöglich. Es gibt viel zu viele Raumschiffskommandanten, die kriegsmüde geworden sind. Männer, die Stück für Stück genauso qualifiziert sind wie Du selbst.
Und viel zu viele dieser Männer sind schon viel zu lange für einen ausgedehnten Erholungsurlaub oder eine Versetzung in die Etappe überfällig. Du hast wenigstens das Glück ein halbwegs vernünftig ausgerüstetes Schiff und eine Besatzung zu kommandieren, die sich in gutem Zustand befindet (Ich kenne Männer, die glücklich wären, könnten sie mit Dir tauschen.)
Du bist nicht der einzige, der diesen Krieg satt hat. Wir alle sind seiner überdrüssig geworden. Gott ich wünschte, ich könnte Dir sagen, was das für ein Gefühl ist wenn man jeden Morgen auf seinem Schreibtisch eine Liste der neuesten Verluste findet (Und der Krieg macht auch am Wochenende keine Pause. Die Montagsliste ist immer die schlimmste von allen!)
Auch andere Männer werden kriegsmüde, Georj, aber wenn ich jeden versetzen würde, der seiner Sache ein wenig überdrüssig ist dann hätte ich schon morgen hundert leere Schiffe in den Docks. Ich muß Dir nicht erzählen, daß die Allianz sich das nicht leisten kann.
Ich kann Dir nicht befehlen, mit Deinen Gesuchen aufzuhören, Georj, aber weil wir Freunde sind, kann ich Dir verraten, daß Du nur Deine Zeit verschwendest. Die Erfolgsrate der Roger Burlingame liegt nicht unter dem Durchschnitt, aber auch nicht darüber. Nichts in Deiner Akte rechtfertigt eine Versetzung.
Bei Deinem gegenwärtigen Kommando können wir uns wenigstens darauf verlassen, daß das Schiff seine Aufgaben erfüllt – und in dieser Hinsicht bist Du nur schwer zu ersetzen. (Außerdem hast Du selbst gesagt daß Dein Erster Offizier noch nicht reif ist für ein eigenes Kommando. Ich persönlich bin da zwar anderer Meinung, aber wenn Du meinst er braucht noch mehr Erfahrung, dann verlasse ich mich auf Dein Wort.)
Noch einmal, ich bitte Dich als Freund: Hör auf mit Deinen Versetzungsgesuchen! Du weißt ebensogut wie ich, daß in Deinem Fall eine Versetzung gleichzeitig eine Beförderung notwendig macht. Ich persönlich würde das zwar begrüßen, aber mein Büro befindet sich nicht in der Position, derartige Entscheidungen zu treffen. Und Deine ständigen Gesuche erzeugen alles andere als Wohlwollen in der Admiralität ganz zu schweigen davon, daß sie für mich peinlich zu lesen sind, und noch peinlicher finde ich es, sie abschlägig beantworten zu müssen.
Georj, die Admiralität steht diesen Gesuchen gar nicht wohlwollend gegenüber, ich bitte Dich eindringlich, laß dies das letzte gewesen sein!
Ich weiß, wie hart es für Dich ist aber denk auch mal daran, wie hart es für mich ist. Meine Bürde ist bereits schwer genug. Bitte mach sie nicht noch schwerer, mein Freund.
Mit aufrichtigem Bedauern Joe
Einem Impuls folgend zerknüllt Brandt die Briefe und schiebt sie in die Kammer des kleinen Brenners, der vertrauliche Dokumente vernichtet.
Kapitel 5
Moral und praktisches Handeln sollten ein und dasselbe Ziel verfolgen. Tun sie es nicht dann stimmt etwas nicht. Entweder mit dem einen oder mit dem anderen.
SOLOMON SHORT
Korie klopft leise an die Tür des Kapitäns. Nach einer Minute klopft er erneut. Nach kurzer Pause fragt eine gedämpfte Stimme: »Wer ist da?«
»Korie. Sir.«
»Einen Augenblick.« Eine weitere Pause, dann gleitet die Tür auf.
Im Innern der Kabine ist Brandt gerade dabei, den obersten Knopf seiner Uniformjacke zu schließen. Sein eisengraues Haar ist wirr, und er fährt mit der Hand hindurch. »Was gibt’s, Mister Korie?« fragt er und setzt sich auf einen seiner kostbaren hölzernen Stühle. Dem Ersten Offizier bietet er keinen Platz an. In der Kabine Brandts riecht es abgestanden. Ein wenig unbehaglich beginnt Korie: »Sir, ich habe mich gefragt was wir wegen Wolfe unternehmen wollen.«
»Wolfe?« Ein leichtes Stirnrunzeln begleitet die Frage.
»Der Decksmann, der sich auf der Brücke eine Verfehlung zuschulden kommen ließ, Sir.«
»Ah, ja. Wolfe. Hmmm…« Brandt verstummt und seine Augen wandern über die dunkle Mahagonioberfläche seines Tischs. Gedankenverloren wischt er ein paar Staubflusen weg. »Was schlagen Sie vor, Mister Korie?«
Korie zögert. Also schön, denkt er. Wenn Sie es nicht sagen, dann tue ich es. »Degradieren Sie ihn.« Nach einer kaum wahrnehmbaren Pause fügt er hinzu: »Sir.«
Brandt blickt noch
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