Sternenjagd
sich im Stuhl versteifte, immer noch den Stift in der Hand. »Probleme?«, fragte sie.
»Nicht direkt. Aber als Yavo und ich in der Lobby warteten, liefen die letzten News über die Bildschirme. Die Konklaven haben jetzt offiziell verlautbart, dass sie vorhaben, Verhandlungen mit den Beffa-Kartellen über ein bilaterales Handelsabkommen aufzunehmen.«
»Bestätigt. Danke für die Info, Dallon. Elliot Ende.« Sie stellte den Combutton ab und beugte sich zu Tivahr hinüber. »Meinst du, Jagan weiß davon?«
Tivahr dachte einen Moment nach. »Das würde erklären, wieso er überhaupt hier ist. Aus seinen Nachrichten wissen wir nur, dass er hinter deinen Sternenkarten her ist. Jetzt sieht es ganz danach aus, als wollte er sie sogar höchstpersönlich abholen. Vielleicht hängt das Zustandekommen von Garold Grantforths Abkommen mit den Beffa-’Sko davon ab. Und falls Garold das ›Schwarze Schwert‹ ist, werden uns die Sternenkarten direkt zu ihm führen.«
Trilby konnte kaum glauben, dass etwas, was sie besaß, bei jemandem wie den ’Sko so begehrt sein sollte. Oder sogar dazu beitragen konnte, die Karriere von Garold Grantforth zu ruinieren. Shadow hatte seinerzeit mehrfach angedeutet, er habe etwas am Wickel, womit sich eines Tages das ganz große Geld machen ließe. Aber dann war er gestorben, noch ehe er jemandem erzählen konnte, was er vorgehabt hatte.
Während des Deuce nach Port Saldika hatte Trilby die alten Sternenkarten ausgelesen, die Shadow noch bei Herkoid runtergeladen hatte. Ein paar dieser Routen kannte sie. Viele jedoch nicht. Sie konnte sofort die Vorteile dieser Strecken nachvollziehen, besonders, wie auch Tivahr ausgeführt hatte, wie nützlich sie für Invasionstruppen wären, die sich gern ungesehen bewegen wollten. Sie musste gar nicht erst zwischen den Zeilen lesen, als Tivahr, Dallon und Mitkanos sich über die bereitgestellten Daten austauschten. Hätte das zafharische Imperium damals diese Karten besessen, so wäre der Krieg vor drei Jahren vermutlich anders ausgegangen.
Zumindest hätte Zafharia einige Zeit länger die Oberhand behalten können. Aber wohl doch nicht auf Dauer. Das war zumindest ihre Meinung. Früher oder später hätte Konklavien schon bemerkt, dass die alten Strecken wieder genutzt wurden. Trilby war schließlich nicht das einzige Lebewesen, das von ihrer Existenz wusste. Tausende hatten für Herkoid gearbeitet.
Aber die Sternenkarten, hinter denen die ’Sko her waren wie der Teufel hinter der armen Seele, waren genau die, die Shadow sich einst geschnappt hatte. Die Sternenkarten, die sie und auch Carina an Bord gehabt hatten. Das war offensichtlich, aber das Warum konnten sie und ihre Mitstreiter sich bislang nicht erklären.
»Ich bin jetzt sogar etwas erleichtert«, begann Tivahr und drehte wieder den Stift in den Fingern, »dass wir unseren Freund Jagan an Bord haben.«
Trilby runzelte die Stirn. »Warum das nun?«
»Weil ich jetzt davon ausgehen kann, dass sie uns in keinen von den ’Sko vorbereiteten Hinterhalt locken werden, zumindest nicht zwischen hier und Syar.« Er schlug den Stift zweimal auf die Konsole. »Jagan ist unser Kindermädchen, unsere Lebensversicherung, wenn du so willst. Meine Erleichterung endet aber leider abrupt, wenn wir in den Kolonien ankommen. Was dann geschehen kann, das macht mir große Sorgen.«
Trilby ebenfalls. Aber sie sagte nichts. Vorerst. Tivahrs Mission – jene, die ihn auf Avanar vor ihre Türschwelle geworfen hatte – hatte ihn von Syars Kolonien nach Szedcafar geführt. Und jetzt flogen sie wieder nach Syar. Sie hoffte inständig, dass nicht plötzlich als nächstes Ziel Szedcafar auf ihrem Fahrplan stand. Denn die ’Sko standen für eine noch wesentlich radikalere Variante des Mottos »Wer’s findet, darf’s behalten« als sie selbst.
22
Ladedroiden und Schwebepaletten tummelten sich unter der und rings um die Shadows Quest . Trilby lehnte an einem gut verpackten Satz Stufen für Luftrolltreppen und dachte wehmütig an Dezi. Plötzlich war Jagans Stimme sanft an ihrem Ohr.
»Du musst doch das Beladen gar nicht beaufsichtigen, Tril. Was hältst du davon, wenn wir beide in die nächste Gondel klettern, irgendwo schick essen gehen und auf die guten alten Zeiten anstoßen?«
Trilby drehte sich um. Bei all dem Geklapper und Gedröhne in der Ladebucht hatte sie nicht gehört, wie Jagan sich von hinten an sie herangemacht hatte. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, verstaute er gerade sein Gepäck in den
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