Sternenjagd
Sie sich von ihr fern. Oder ich lasse Sie in Ihrer Kabine festsetzen.«
»Sie sind hier nicht der Captain. Das ist sie.« Jagan ließ ihn mit einem schiefen Lächeln stehen und ging zum Schiff. Hinter Trilby her.
Rhis brauchte drei Schritte, dann hatte er ihn eingeholt und packte ihn hart an der Schulter. »Wo wollen Sie hin?«
Jagan fuhr zurück. »Das Jackett wechseln, Freund . Und mir dann einen Drink genehmigen.« Er ballte kurz die Fäuste, dann entspannte er sich und zuckte die Achseln. »Wenn Tril nicht will, kann ich sicher irgendwo ein anderes süßes kleines Ding auftreiben, das mehr Interesse hat.«
Rhis bemerkte den Stimmungswechsel an der Art, wie Jagan ihm ungeduldig über die Schulter blickte. Der Mann brodelte unter der Oberfläche. Verdammt, Rhis hatte ihn ganz klar provoziert. Eine Riesendummheit. Er konnte die ganze Mission in den Wind schreiben, wenn er nicht aufpasste. Er hatte Grantforth ganz offen herausgefordert. Aber Grantforth nahm die Herausforderung nicht an.
Er hätte sie wohl gern angenommen. Die angespannten Schultern, die geballten Fäuste, die Art, wie er die Endungen der Worte fast verschluckte. Die Art, wie er das Wort ›Freund‹ ausgespien hatte.
Jagan Grantforth war genauso scharf auf eine Auseinandersetzung mit Rhis wie Rhis auf die mit ihm. Aber etwas hielt Grantforth zurück. Er führte, wie Patruzius richtig bemerkt hatte, irgendwas im Schilde. Das war Rhis jetzt vollkommen klar. Noch klarer aber war ihm, dass Jagan vor irgendetwas Angst hatte. Was immer er plante, er tat es aus nackter Angst.
Rhis trat bewusst zwei Schritte zurück, um Jagan Waffenstillstand zu signalisieren. »Auf Chevienko gibt es viele lange, kalte Nächte. Sie sollten tatsächlich kaum Schwierigkeiten haben, eine saldikische Dame zu finden, die Sie warm hält.«
Jagan schien sich damit abzufinden, dass er nichts erwarten durfte, was einer Entschuldigung näherkam. »Das habe ich vor. Wir heben um 0700 Uhr ab?«
»Bestätigt. Aber Sie werden auf der Brücke nicht unbedingt gebraucht. Sollten Sie also länger schlafen wollen …«
»Hauptsache, ich schlafe nicht in der Kapitänskoje, was?« Er lachte, doch es klang etwas schütter.
Trotz all seines Trainings und seiner berühmten Geistesdiziplin konnte Rhis nicht verhindern, dass er sich sichtlich versteifte.
»War ja bloß ein Scherz.« Jagan hob die Hände in gespielter Verteidigungshaltung. »Es hat ja ein bisschen gedauert, aber ich hab’s kapiert, okay? Sie und Tril. Wer bin ich denn, dass ich mich dazu äußern sollte. Ich meine, sie ist schon ein ganz besonders hübsches Stück Arsch. Aber seien Sie vorsichtig, wenn Sie mal genug von ihr haben.« Er rieb sich das Kinn. »Sie hat einen mordsmäßigen rechten Haken drauf.«
In viele kleine Stückchen. Zerrissen, zerfetzt, die Gliedmaßen ausgerupft und alles auf dem Hangarboden verstreut. Zu Staub gewalzt von den Kettenrädern der achtlosen Ladedroiden. Rhis hielt sich einen Moment lang an dieser Vorstellung fest, während er sich äußerlich ein eiskaltes Lächeln ins Gesicht klebte.
Nein, noch besser. Er würde Grantforth irgendwie auf die Razalka verfrachten. Das Schiff hatte einen ganz besonderen Trainingsraum, voller Hartholos, die exakt die unwirtliche, zerklüftete Felsenlandschaft von Stegor simulierten. Er würde nicht mal eine Waffe brauchen. Nur seine Fäuste. Der Felsboden war rot. Er würde Jagan Grantforth so lange bearbeiten, bis er sich nur noch unwesentlich vom Boden unterschied.
Sein eiskaltes Lächeln kam jetzt ganz natürlich. »Ich bin froh, dass wir uns verstanden haben. Ihren Rat werde ich mir merken.«
Er ließ Jagan unbegleitet zum Schiff abziehen. Sollte er ruhig denken, das er ihm traute oder ihm glaubte oder ihn gar verstand, so von Mann zu Mann.
Aber er würde ihn genau im Auge behalten. Jagan hatte etwas vor, so viel war sicher. Und es hatte nicht von ungefähr mit Trilby zu tun.
Rhis wartete fünf Minuten, bevor er die Rampe zur Shadows Quest hinaufstieg. Jagan sollte sich mittlerweile auf dem Crew-Deck befinden. Er aktivierte das Panel rechts neben der Hauptluftschleuse zum Frachtdeck und tippte eine Ortungsanfrage nach Trilby ein. Sie war in ihrem Quartier. Er tippte auf seinen Combutton. »Vanur an Captain Elliot.«
»Elliot«, sie klang müde. Die Auseinandersetzung mit Jagan hatte sie bestimmt mitgenommen.
»Hier ist Rhis. Ich bin in fünf Minuten bei dir. Ich muss noch kurz auf die Brücke.« Und in seine Kabine, aber das sagte er nicht. Er
Weitere Kostenlose Bücher