Sternenjagd
Nein.«
»Vor uns?«
Sie hatte Betrachtungen. Normale Beziehungsbetrachtungen. Aber sie hatte keine Angst mehr, sie müsse sie alleine durchstehen. »Nein, ich habe keine Angst vor uns.«
Sein Daumen rieb sanft ihr Kinn. »Die hättest du niemals haben müssen.«
»Das musste ich allein herausfinden.« Was wahr war. Das konnte sie erst verstehen, nachdem sie erkannt hatte, dass der Rhis, den sie hasste, derselbe war, den sie liebte. Sie selbst war es gewesen, die ihm ständig ein neues Schild umgehängt hatte, die sein Handeln aus einem Mangel heraus beurteilt hatte, der tief in ihr wohnte. Ein Mangel, von dem er nichts wusste und auch nichts wissen musste.
»Natürlich brauchte es auch ein wenig Überredungskünste von Hana und Doc Vanko, die sich für dich ins Zeug gelegt haben«, ergänzte sie.
»Ich muss unbedingt daran denken, ihnen ein Lob in die Personalakten zu schreiben.« Er zog sie zu sich heran und küsste sie zärtlich.
Sie genoss seinen sanften Kuss, dann legte sie die Hände auf seine Schultern. »Bei dir klingt das immer alles so leicht.«
»Ein Lob in die Akten zu tippen?«
»Nein. Heil zurückzukommen. Du scheinst nicht sonderlich besorgt darüber, was uns in Syar erwarten könnte.«
»Bin ich tatsächlich nicht. Sonst hätte ich diese Mission gar nicht zugelassen. Aber das weißt du sicher längst.«
»Aber dieser Mann namens ›Schwarzes Schwert‹?«
»Oder die Frau. Oder die Gruppe. Wer auch immer. Alle brauchen dich lebendig. Und deine Datenbanken mit all den Navigations- und Sternenkarten darin intakt. Das einzige Risiko, das ich sehe – und Demarik und ich haben darüber sehr sorgfältig nachgedacht –, könnten quertreibende Widerstandsgruppen sein. Deshalb hab ich das Ganze geplant, wie ich es geplant habe. Kooperation mit GGA . Ich beabsichtige allen Ernstes, ihnen deine Sternenkarten freiwillig zu geben. Es wäre der Gipfel der Dummheit, würden das ›Schwarze Schwert‹ oder die ’Sko uns danach noch irgendetwas antun. Das würde viel zu viele Fragen aufwerfen.«
Rhis’ Plan folgte einer verdrehten Logik. Ihnen in die Falle gehen und selber eine Falle sein.
»Also, wir kommen nach Syar …«
»Und sagen Ja zu jeder Begründung, die uns GGA liefert, um das Schiff zu beschlagnahmen. Dann suchen wir nach einem Frachter namens Cosmic Fortune , der zufälligerweise gerade eine Crew mit unserer Berufspraxis sucht, und fliegen heim. Derweil wir die Daten, die wir der GGA dagelassen haben, überwachen.« Er grinste sie zufrieden an.
Er hatte einen vollständigen Plan ausgeheckt, bis hin zu einem Schiff, das auf sie wartete. »Ich hätte es mir denken können«, sagte sie schmunzelnd.
»Stimmt. Hättest du.«
Imperiale Arroganz. Sie küsste ihn kurz und hopste von seinem Schoß. »Einen Fehler hat dein großartiger Plan allerdings. Wir hatten kein Frühstück. Und sind gerade dabei, das Mittagessen zu verpassen.«
»Das war es doch wert.«
Ihr Herz machte einen kleinen Salto, weil er wieder diesen sexy Tonfall in der Stimme hatte. Aber auch ihr Magen schlug Salto. »Ich hol uns was von unten hoch.« Sie verstrubbelte sein Haar. »Pass auf, dass du uns nicht verloren gehst, okay?«
»Als ich das letzte Mal verloren ging, hast du mich gefunden. Daraus hat sich doch was Hübsches ergeben«, antwortete er, als sie die Tür per Handflächen-Scan öffnete.
Stimmt. Hatte es. Nach ein paar Runden im Kettenkarussell. »Wer’s findet, darf’s behalten. Denk dran.« Sie verschwand in den Korridor, während sich die Tür hinter ihr zuschob.
Sie stapfte gerade in die Lounge, als der Alarm losheulte und das ganze Schiff erschütterte. Sie schwang herum, stürzte zurück durch den Korridor, nahm die Treppe zur Brücke in wenigen Sätzen. Ihr Herz raste. Ihr Hals war viel zu zugeschnürt, um irgendwelche Anweisungen in den Combutton zu brüllen.
Die Tür stand offen, Rhis saß im Kapitänssessel. Rote und gelbe Lämpchen blinkten in wild flackerndem Stakkato.
»Was ist?« Ihre Stimme war rau. Sie stürzte fast in den Kopilotensitz, als er das Schiff hart backbord in Schräglage herumriss. Hastig zog sie sich den Gurt über die Brust.
»’Sko.« Seine Stimme klang tödlich ernst. »Mutterschiff. Zwei Schwadronen.«
Sie schlug den Alarmknopf aus und schaltete das Konsolenmikrofon auf Intracom und Schiffslautsprecher. »’Sko-Angriff! Eins plus zwei. Alarmstufe Rot auf allen Stationen, sofort!«
Sie hörte die Bestätigungen von Dallon, Farra und von Mitkanos hinten aus der
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