Sternenjagd
vermied. Er hatte jedes Recht der Welt, ihr Vorwürfe zu machen. Jagan hätte das auf jeden Fall getan. Aber bei Rhis klang alles, als treffe sie keinerlei Schuld. »Vielleicht nicht auf Anhieb, aber …«
»Nein, hätten Sie nicht. Also ich an Ihrer Stelle hätte meine Geschichte nicht geglaubt. Aber ich schwöre, ich habe nichts mit dem Verschwinden der Bellas Dream zu tun. Und ich habe die ’Sko nicht zu den Minen eingeladen. Sie müssen einsehen, dass ich Ihnen jetzt die Wahrheit sage.«
Eine sehr verstörende Wahrheit, die Neadis Gerüchten eine ganz neue Bedeutung verlieh. Die ’Sko unterwanderten Konklavien. Jetzt verstand sie den Druck, unter dem Rhis stand, und warum er auf ihre Kooperation angewiesen war. Jeglicher Zorn war von ihr abgefallen. »Wie haben Sie Dezi dazu –«
»Ich hab ihm die Nachricht der ’Sko gezeigt.«
Dezis Sprachzentrum dürfte für Ycskrit ähnlich mager ausgelegt sein wie für Zafharisch. Aber sie wusste, dass er spezifische Codesequenzen erkennen konnte, zum Beispiel die eines Exekutionsbefehls. Sie nickte, ausnahmsweise dankbar für die normalerweise lästigen, überbehütenden Tendenzen ihres Droiden.
Und sie war Rhis dankbar. Seit sie ihn gerettet hatte, war er nichts als hilfreich gewesen, seine imperiale Arroganz mal außer Acht gelassen. Und sie hatte ihm nichts als Schwierigkeiten gemacht, ihn mit Leuten wie Jagan in einen Topf geworfen, ihm insgeheim unterstellt, er wolle nur so dringend ins Imperium zurück, um irgendeiner dunkeläugigen Schönheit in die Arme zu sinken. »Ich komme mir so was von blöd vor. Ich wünschte, Sie hätten mir früher …«
»Das wollte ich.« Er zog ihre Hand an seine Lippen und bedeckte ihre Finger mit einem lange verweilenden Kuss. » S’viek noyet . Es tut mir leid.«
Sie musste sich zwingen, weiterzuatmen. Die Berührung seiner Lippen löste ein berauschendes Kribbeln aus, das langsam ihren Arm aufwärts tanzte. Und die Hitze, die sich im Laufe der letzten Tage immer wieder zwischen ihnen aufgebaut hatte, hing auf einmal schwer und süß im Raum.
Benommen konzentrierte sie sich auf die großen, starken Finger, die ihre Hand umschlossen. Über seinen Knöchel zog sich eine verblasste, helle Narbe. Ein kleines Anschauungsbeispiel seiner Opferbereitschaft für das Imperium, und in gewisser Weise auch für sie.
Sie fühlte einfach nur noch Dankbarkeit. Das durch ihren Körper kreisende Wärmegefühl stockte kurz. »Hat Ihr Team denn nicht versucht, Sie zu retten?«
»Sie hatten den eindeutigen Befehl, genau das zu unterlassen. Das ist eins der Risiken in meiner Position. Die Informationen, die sie hatten, und das Schiff waren wichtiger.«
Leben ist austauschbar. Seht zu, dass ihr das Material heil nach Hause bringt. Und die Zafharier, oder nein, vielmehr Tivahr? Rhis war auf der Razalka stationiert. Und Commodore Tivahr hatte Rhis’ wahrscheinlichen Tod bestimmt als hinnehmbaren Verlust einkalkuliert. Das passte zu allem, was sie über diesen Mann bisher gehört hatte.
»Also hat man Sie den ’Sko überlassen?« Ihre Stimme zitterte leicht. Als sie bei Herkoid unter Vertrag stand, hatte sie gesehen, was die ’Sko anrichten konnten. Die wenigen, die überlebt hatten, waren kaum mehr als gebrochene Seelen und geschundene Körper, die durch die dunklen Ecken Port Rumors geisterten.
Rhis beugte sich vor und umrahmte ihr Gesicht mit beiden Händen. »Mir geht es gut. Ich lebe. Nicht mal die Vampirschlangen«, er fuhr ihr mit dem Daumen über die Lippenbögen, »hatten die Chance, mich auszusaugen. Wegen dir. Alles wird gut werden, Trilby- Chenka . Wenn wir in meine Welt –«
Sie schmiegte sich an ihn. Ihre Arme umschlossen seinen Nacken. Ihren rechten Fuß hatte sie unter den Fußring des Barhockers gehakt, um nicht vornüberzufallen. Ihr Mund presste sich fest gegen seinen. Er schmeckte leicht salzig, ein bisschen nach Suppe. Und als seine Lippen begannen, ihr Gesicht mit Küssen zu bedecken, wusste sie, dass sie verloren war.
Was sie nicht die Bohne kümmerte.
Sie wollte sich ihr ergeben, dieser Urhitze, die jedes Mal aufgelodert war, wenn sie sich nicht weit entfernt voneinander aufgehalten hatten. Sie wollte eintauchen in diesen verführerischen Blick, der in seinen Augen glitzerte wie tausend kleine Explosionen. Sie wollte jeden Millimeter von ihm erkunden, wollte den Schmerz von jeder Narbe an seinem harten und perfekten Körper wegküssen. Sie wollte ihm zeigen, dass das Leben lebenswert war, auch wenn sein
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