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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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die fliehende Claw und den dunklen Schatten ihres Verfolgers. »Hilf mir, Dans«, sagte Pirius leise.
    »Ich lass euch schon nicht allein. Geht mit eurem Schiff heim Flyby so nahe wie möglich an die Oberfläche des Sterns heran.«
    »Warum?«
    »Vielleicht könnt ihr den Xeelee abschütteln.«
    »Und vielleicht gehen wir dabei drauf.«
    »Die Möglichkeit besteht immer… Die Kruste ist tatsächlich massiv, weißt du«, sagte Dans. »Er hat eine Atmosphäre aus normaler Materie, nicht dicker als dein Finger. Du kannst so nah herangehen, wie du willst. Eure Schirme werden euch vor den Gezeiten, dem Strahlungsstrom und dem Magnetfeld schützen. Es ist einen Versuch wert.«
    »Okay, Jungs«, wandte sich Pirius an Cohl und Bleibende Hoffnung. »Ihr habt gehört, was Dans gesagt hat. Stellen wir einen neuen Rekord auf.«
    Dafür erntete er zotige Kommentare. Aber er sah, dass sowohl Cohl als auch Hoffnung neue Displays aufriefen und sich über ihre Arbeit beugten. Für ein solches Manöver mussten sie alle drei eng zusammenarbeiten; Pirius würde die Flugbahn kontrollieren, Cohl den Abstand der Claw zur Oberfläche des Sterns und Hoffnung die Fluglage und die Schiffssysteme. Als sie sich ihren Aufgaben zuwandten – und dazu ihre Doktrinen-Lehrbücher, verbotenen Gebetsperlen oder wie auch immer gearteten Trostspender beiseite legten –, war Pirius beruhigt. Es war eine gute Crew, und sie war am besten, wenn jeder von ihnen mit vollem Einsatz tat, wozu er ausgebildet war.
    Licht loderte über seine virtuellen Displays. »Wow…«
    Die Oberfläche des Sterns hatte sich verändert. Spalten klafften auf, und aus dem Innern fiel helleres Licht heraus. Ein paar Sekunden lang gab es Turbulenzen, als die ganze Oberfläche zerbrach und schmolz; übrig gebliebene Bruchstücke schwammen herum. Dann hörte die Bewegung jedoch genauso plötzlich auf, wie sie begonnen hatte, und die Kruste verschmolz und glättete sich erneut.
    »Dans – was war das?«
    »Ein Sternbeben«, sagte Dans in munterem Ton.
    »Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du mir erklärst, was ein Magnetar ist…«
    Bei seiner Geburt hatte sich dieses Überbleibsel einer Supernova-Explosion, die es hervorgebracht hatte, zufällig sehr schnell gedreht – tausendmal pro Sekunde, vielleicht sogar noch schneller. In den ersten paar Millisekunden seines Neutronensternlebens war die Konvektion im Innern enorm stark gewesen, und die heißen Strömungen hatten in ihrer Umgebung gewaltige elektrische Ströme erzeugt. Das ganze Ding war eine Art natürlicher Dynamo, und die ungeheure Elektrizität erzeugte ein starkes Magnetfeld. Als der Stern dann durch Gravitation und elektromagnetische Strahlung Energie verlor, verlangsamte sich seine Drehung. Aber ein gut Teil der gigantischen Rotationsenergie strömte in das Magnetfeld.
    »Das Feld ist noch vorhanden«, sagte Dans. »Es umspannt das Innere des Sterns. Es wird rasch zerfallen – ›rasch‹ bedeutet, so etwa in zehntausend Jahren. Doch solange der Stern noch jung ist…«
    »Und das Krustenbeben?«
    »Der Magnetismus umspannt die massive Oberfläche und verbindet sie fest mit den inneren Schichten. Aber der Stern wird immer langsamer, und das rotierende Innere zerrt an der massiven Kruste. Hin und wieder gibt etwas nach. Das passiert ständig – das heißt, etwa stündlich. Manchmal bricht das Magnetfeld aber auch völlig zusammen, dann gibt es eine Eruption, und… Lethe!«
    »Was?«
    »Pirius, ich habe einen anderen Plan.«
     
    »Macht euren Flyby über diesen Koordinaten.« Daten schnatterten in die Systeme der Claw.
    »Weshalb?«
    »Weil es dort bald einen Flare geben wird.« Sie lud ein virtuelles Kurzinfo herunter: ein schwerer Zusammenbruch des Magnetfelds, weitere Verwerfungen in der Kruste – und ein riesiger Feuerball aus dem degenerierten Stern, eine Faust aus komprimierter Materie, die explosionsartig aus seinem Innern hervorstieß. Das Magnetfeld würde den Feuerball auf seinem Weg zur Oberfläche des Sterns umschließen und in einem manischen Tanz herumwirbeln.
    Wie es schien, würde die dadurch freigesetzte Energie ausreichen, um in der Atmosphäre von Planeten in der gesamten Galaxis Ionosphäreneffekte zu verursachen. »Stell dir vor«, flüsterte Dans. »Diese Eruption wird sogar die oberen Lufthüllenschichten der Erde treffen – wenn auch erst in rund achtundzwanzigtausend Jahren. Und du wirst mitten auf ihr sitzen.«
    »Erklär mir, wieso das eine gute Nachricht ist«, bat Pirius

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