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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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–, dann ein grüner Strahl. Es war ein Grünschiff, das ihre Bahn kreuzte. Auf einmal ergoss sich ein Datengeschnatter in die Systeme der Claw: eine neue Flugbahn für die größtmögliche Annäherung an den Magnetar.
    Pirius sah, wie Cohl sich erstaunt aufrichtete. »Wo kommt das denn her? Pilot…«
    »Kurs laden, Navigatorin.«
    Ein Virt formte sich vor Pirius: Dans Kopf, körperlos. Ihr Gesicht war klein, rund und hübsch, mit einem breiten, sinnlichen Mund, einem Mund, der fürs Lachen gemacht war. Jetzt grinste dieser Mund Pirius an. »Buh!«
    »Dans, was…«
    »Das bin nicht ich. Es ist eine runtergeladene Virtuelle. Die echte Dans wird gleich auf der Oberfläche des Sterns aufschlagen. Moment…« Sie schloss die Augen, und das Bild wackelte; würfelförmige Pixel flimmerten, als konzentrierte sie sich. »Drei, zwei, eins. Plopp. Adieu.«
    Trotz seiner Angst, seiner Verblüffung und seines Adrenalinschubs verspürte Pirius einen Anflug von Bedauern. »Tut mir Leid, Dans.«
    »Es gab keinen anderen Weg – keine andere Flugbahn.«
    »Woher?«
    »Aus der Zukunft natürlich. Noch zwanzig Sekunden bis zu eurer größtmöglichen Annäherung, Pirius.«
    Er erhaschte einen flüchtigen Blick von einem roten Klecks, der an der Blase vorbeiwirbelte. Es war der Neutronenstern.
    »Ihr müsst euren GUT-Antrieb zünden. Auf mein Kommando…«
    »Das ist doch Wahnsinn, Dans.« Und ob es das war. Auf den antiquierten GUT-Antrieb griff man nur im äußersten Notfall zurück.
    »Ich wusste, dass du Einwände erheben würdest. Euer Unterlichtantrieb wird nicht funktionieren. Na los, Arschloch. Zwei, eins…«
    Im tiefsten Innern des GUT-Antriebs waren Materiepartikel zu Bedingungen komprimiert, wie es sie nur kurz nach dem Urknall gegeben hatte; aus ihrem Gefängnis befreit, schwollen diese Partikel gewaltig an. Das war die Energie, die früher einmal die Ausdehnung des Universums angetrieben hatte; jetzt erhitzte sie Asteroideneis zu zischendem Dampf und presste ihn dann durch die Düsen von Raketentriebwerken. Ein GUT-Antrieb war nichts anderes als eine Wasserrakete, ein Stück Technik, das selbst Ingenieure auf der Erde vor Beginn des Rahmfahrtzeitalters, vor fünfundzwanzigtausend Jahren, erkannt hätten.
    Aber es funktionierte, sogar hier. Ein neues Licht loderte hinter dem Schiff auf, ein gespenstisches Grauweiß, das Licht des GUT-Antriebs.
    Dans zwinkerte Pirius zu. »Wir sehen uns auf der anderen Seite.« Das Virt zerfiel zu einer Wolke sich auflösender Pixel.
    Der Neutronenstern schoss wie eine Kanonenkugel auf Pirius zu. Er war auf einmal riesengroß, eine abgeplattete, dreidimensional sichtbare Orange mit einer von elektrischen Stürmen gesprenkelten Oberfläche. Er glitt unter dem Bug der Claw hindurch, und einen Moment lang zogen Kontinente aus orangebraunem Licht unter Pirius’ Blase vorbei. All diese Eindrücke ballten sich in einer Sekunde, oder noch weniger. Doch jetzt zeichnete sich ein stärkeres Licht über dem Horizont ab, gelbweiß: Es war der Ort des Flares, ein grimmiges Morgengrauen, das auf sie zukam.
    Und im selben Moment erbebte die Claw; sie schüttelte sich, und ihr Antrieb stotterte. Was war das? Eine Diagnosemeldung erschien vor Pirius’ Augen. Um ein virtuelles Bild des GUT-Antriebskerns herum wimmelte es von schattenhaften Gestalten, Quagmiten, wie er sah: jenen seltsamen Wesen, die von jedem Einsatz eines GUT-Antriebs in dieser Region angezogen wurden – möglicherweise lebendige Geschöpfe, auf jeden Fall aber Plagegeister, die sich von der primordialen Energie des GUT-Antriebs ernährten und das gewaltige Triebwerk zum Stottern brachten.
    »Die Fliege greift an!«, schrie Cohl.
    Als Pirius einen Blick auf die Heckprojektion warf, sah er den Xeelee-Jäger. Seine nachtdunklen Schwingen schlugen Funken sprühend, während er durch den Raum hinter der Claw herschwamm. Noch nie hatte er einen Xeelee aus so großer Nähe gesehen, außer in Sims: Er kannte niemanden, der eine solche Begegnung überlebt hatte. Der Xeelee war mehr als nichtmenschlich, dachte er, mehr als nur außerirdisch; er war ein dunkles, urtümliches Ding, nicht aus dieser Zeit. Aber er war vollkommen an diese Umgebung angepasst, im Gegensatz zu den Menschen mit ihren schwerfälligen Gerätschaften.
    Und er war ihm immer noch auf den Fersen. Pirius konnte nichts anderes tun, als das Schiff zu fliegen; er war völlig machtlos gegen den Xeelee.
    Vor ihm flammte Licht auf. Ein gewaltiger Defekt in der Sternenkruste kam

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