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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gravasterns wäre ich genauso abgeschnitten und gefangen wie in einem schwarzen Wald-und-Wiesen-Loch, und obendrein wäre ich noch dazu verurteilt, von der Schockwelle eingeäschert zu werden! Also, Kommissar, was soll uns das alles nützen?«
    Draq war eindeutig nervös, aber er handhabte sein Lächeln wie eine Waffe. »Deshalb brauchen wir ja die Silbergeister, Kommissar. Um über die menschliche Theorie hinauszugehen. Und für die experimentelle Verifikation…«
    Nilis trat zu Draq unter die virtuellen Implosionen, und sie stürzten sich in eine komplizierte und verwickelte Diskussion über asymptotische Lösungen partieller Differentialgleichungen und andere Exotika. Pirius besaß das mathematische Grundwissen eines Piloten, aber das ließ ihn kalt.
    Mara kam zu ihm. Sie hatte die Hände in die Ärmel ihres Gewands gesteckt. »Das ist selbst mir ein bisschen zu hoch«, flüsterte sie. »Vielleicht sollten wir einen Spaziergang machen.« Sie vermied es, ihm in die Augen zu schauen.
    »Sie möchten doch gar nicht mit mir zusammen sein.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Mara. »Aber es meine Pflicht, Sie zu betreuen. Und Ihre Pflicht ist es zu verstehen, was wir hier auf dem Pluto tun…«
    »Erzählen Sie mir nichts von meiner Pflicht.«
    »… selbst wenn es bedeutet, dass Sie sich Ihren Gefühlen bezüglich der Silbergeister stellen müssen.«
    »Weshalb muss ich mich ›meinen Gefühlen stellen‹?«, fauchte er. »Die Geister haben hier nichts verloren. Das ist kein Gefühl, sondern eine Tatsache.«
    »Wovor haben Sie Angst?«, fragte sie ruhig.
    »Das ist eine dumme Frage.«
    Sie reagierte nicht. »Ja, wahrscheinlich. Kommen Sie mit?«
    Er seufzte. Sie oder Draqs partielle Differentialgleichungen. »Na schön.«
     
    Sie schlüpften in ihre Anzüge und verließen die Kuppel. Mara führte ihn gut einen halben Kilometer von den Kuppeln der Christy-Anlage fort, ohne dass sie miteinander sprachen.
    Erneut knirschte der scharfkantige, ultrakalte Raureif des Pluto unter Pirius’ Füßen, und er versuchte, sich nicht von der ungeheuren Masse Charons einschüchtern zu lassen, der still über seinem Kopf hing.
    Sie überquerten einen niedrigen Kamm, vielleicht der abgeschliffene Rand eines weiteren alten Kraters, und näherten sich einem neuen Gebilde. Es war ein frei liegendes Wirrwarr von Seilen, Drähten und kleinen Modulen. Für Pirius sah es nicht so aus, als wäre es für praktische Zwecke gedacht; es hatte eher etwas von einer Skulptur. Aber es kam ihm seltsam vertraut vor, und er grub in seinem Gedächtnis nach dem Resten einer lange zurückliegenden Ausbildungsstunde.
    Schließlich sprach Mara. »Das große Geisterreservat, das Sie gesehen haben, liegt auf der anderen Seite des Planeten, wie Sie wissen. Allerdings mussten wir den Geistern, die hier in Christy mit uns zusammenarbeiten, ihren Bedürfnissen gemäße Einrichtungen zur Verfügung stellen. Deshalb haben wir beschlossen, die Chance zu nutzen, ein weiteres Element der Geistertechnologie wiederzuerschaffen.«
    Dann erkannte es Pirius. »Das ist ein Kreuzer«, flüsterte er. »Ein Geisterkreuzer.« Früher einmal hatten Millionen solcher Schiffe an der Orion-Linie patrouilliert, dem gewaltigen, quer durch die Galaxis verlaufenden Kordon der Geister.
    Das Geisterschiff war mehrere Kilometer lang, so groß, dass das Grünschiff, welches Pirius’ künftiges Ich im Kern geflogen hätte, dagegen zwergenhaft klein erschienen wäre. Es besaß keinerlei Ähnlichkeit mit einem menschlichen Schiff. Der Kreuzer bestand aus einem Gewirr silbriger Stränge, in denen, scheinbar willkürlich verteilt, klobige Maschinenbehälter hingen.
    Und überall waren Silbergeister, die wie Quecksilbertropfen an den Silbersträngen entlangglitten.
    »Das ist natürlich nur eine Attrappe«, erklärte Mara, »im Grunde ein Lebenserhaltungssystem. Es besitzt keine Antriebsaggregate; es kann nicht fliegen. Und keine Waffen! Ich finde, es sieht eher wie ein Wald aus als wie ein Schiff. Aber das ist es ja auch, in gewissem Sinn. Die Geister sind selbst wie Miniaturökologien, und sie haben Elemente ihrer Ökologie in ihre Schiffe verwandelt. Meiner Ansicht nach war das eine viel elegantere Lösung als unsere eigenen plumpen mechanischen Systeme.«
    Pirius spürte, wie erneut dieser tiefe Zorn in ihm aufwallte. »Der letztendlich siegreiche Kampf gegen Schiffe wie dieses hat Millionen Menschenleben gekostet. Und Sie haben ein… ein Denkmal für unseren Feind errichtet.«
    »Ja«,

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