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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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zwischen den beiden und Pirius, aber auch eine sexuelle Unterströmung: nicht ungewöhnlich bei solchen Einsätzen. Immerhin waren sie Marineoffizierinnen. Deshalb aß Pirius dieselben faden Rationen wie sie, beteiligte sich an ihren ausgeklügelten Glücksspielen und tauchte für eine Weile in die tröstliche Routine des Marinelebens ein.
    Dabei versuchte er, sich über seine Gefühle klar zu werden.
    Er redete sich ein, dass er die Plutinos dafür hasste, was sie hier getan hatten. In den vier Monaten seines Aufenthalts im Sol-System hatte sich Pirius an viele bizarre Ideen gewöhnt. Er hatte den Reichtum der Erde gesehen, ihre seltsamen Menschen und die beiläufige, abschätzige Art, mit der man hier die kostbaren Doktrinen betrachtete – ja sogar die augenscheinliche Verdorbenheit Gramms und seinesgleichen. Vielleicht war dies alles zu exotisch für seine schlichte soldatische Vorstellungskraft. Aber der Anblick eines Silbergeistes, der über dem eisigen Boden einer Welt des Sol-Systems schwebte, als hätte er das Recht, dort zu sein, als gehörte sie ihm, obwohl er eigentlich nicht einmal existieren sollte – das war eine Kampfansage an die tiefsten Instinkte eines Soldaten, weil es seine gesamten erlernten Wertvorstellungen verletzte.
    Doch selbst wenn er noch so eingehend darüber nachdachte, es wurde nicht klarer. Und er hatte niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. Mit Nilis würde er dieses Thema gewiss nicht erörtern, denn er hielt ihn allmählich eher für einen Teil des Problems. Er wünschte sich, Torec wäre hier.
    Wenn das Licht gelöscht wurde, schlief er, so lange er konnte. Aber der Morgen kam allzu bald.
     
    Für den sechsten Tag war eine Besprechung über die »Gravastern«-Technologie der wieder belebten Geister angesetzt.
    Nilis bestand darauf, dass Pirius die Korvette verließ und ihn begleitete.
    Während die beiden Draq, Mara und den anderen Plutinos durch die schmutzigen Gänge der Anlage bei Christy folgten, summte der Kommissar sogar vor sich hin. Für Nilis, dachte Pirius, war ein Tag voller Vorträge und ernsthafter akademischer Diskussionen ein Tag im Paradies.
    »Wir sind hier, um die Waffentauglichkeit dieses Materials zu beurteilen, Pirius«, sagte Nilis streng. »Ich schlage vor, du lässt deine Vorurteile beiseite und tust deine Pflicht.«
    Vorurteile? »Jawohl, Sir«, sagte Pirius kalt.
    Mara ging neben Pirius her, ignorierte ihn jedoch. Seit seiner feindseligen Reaktion auf den Geist hatte sie kein Wort mehr mit ihm gesprochen.
    Sie wurden in die geräumigste Kuppel des Komplexes geführt, einen kalten, höhlenartigen Ort. Mitten in der Halle standen Stühle und Sofas, eine Möbelinsel in einem Meer aus freier Fläche. Die Kuppel, mit ihrer von kosmischen Strahlen goldgelb getrübten Hülle das Relikt einer gescheiterten Kolonie, war viel zu groß für die derzeitige kleine Bevölkerung. Uralte Roboter hingen unsicher in der Luft und offerierten unappetitlich aussehende Speisen und Getränke.
    Und Pirius sah einen Geist über das Eis außerhalb der Kuppel schweben, verdunkelt von der Tönung der gealterten Kuppelwand. Vielleicht war es derjenige, der sich Senken-Botschafter nannte. Er wünschte von ganzem Herzen, er werde verschwinden.
    Draq bestieg ein kleines Podium. Selbstgefällig umriss er die neue Idee eines »Gravasterns«: Auf einer alten menschlichen Theorie beruhend und von einer Silbergeister-Kolonie hier auf Pluto-Charon entwickelt, habe Nilis sie bei seinen hastigen Fischzügen im Olympus-Archiv entdeckt und erkannt, dass sie das Potenzial besitze, für das Projekt Hauptradiant nützlich zu sein. »Jeder weiß, was ein schwarzes Loch ist«, begann Draq. »Aber sie irren sich alle…«
    Draq sprach zu schnell, machte zu viele flaue Scherze und benutzte zu viele technische Phrasen, die Pirius überhaupt nicht kannte, zum Beispiel »Mazur-Mottola-Lösungen«, »negative Energiedichte« und »Quantenphasenübergang vom inneren De-Sitter-Kondensat zur äußeren Schwarzschild-Geometrie«. Aber er hatte eine Menge schematischer Virts, riesiger Displays, die einen großen Teil des Volumens dieser riesigen Kuppel füllten. Die Spezialeffekte waren spektakulär und unterhaltsam, und Draq gestikulierte wie ein Alleinunterhalter unter seinen grellbunten Kreationen.
    Ein schwarzes Loch entstand, wenn ein Materieklumpen in sich zusammenbrach und seine Oberflächengravitation derart anwuchs, dass man mit Lichtgeschwindigkeit reisen musste, um ihr zu entkommen. Es war

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