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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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darüber gesprochen. Unser Hintergrund ist so verschieden! Natürlich kennt niemand Pirius Blau so gut wie du. Niemand wird seine Worte, seine Körpersprache – das, was ungesagt bleibt – so gut verstehen können wie du. Das ist sehr wichtig. Hör dir an, was dein Zeitbruder sagt, Pirius Rot; achte auf seine Gefühle…«
    Pirius nahm den Auftrag an.
    Für den Rest des Tages saß er in Nilis’ muffiger Kabine und sah sich virtuelle Aufzeichnungen von Pirius Blau an, der mitgenommener, müder, ja sogar älter denn je wirkte, als er seinen außergewöhnlichen Ausflug in den Kern schilderte.
    Pirius Rot hegte immer noch einen bleibenden Groll gegen diesen Fremden aus der Zukunft, dem er sein unfreiwilliges Exil verdankte. Aber hauptsächlich empfand er Neid: Neid auf einen Mann, der einmal mehr die Gelegenheit gehabt hatte, unter den schwierigsten Umständen seine Pflicht zu tun, Neid auf die Kameradschaft seiner Crew. Während er diesen kratzigen virtuellen Bericht betrachtete, fühlte sich Pirius Rot ausgeschlossen und zurückgewiesen.
     
    Am Ende des Tages zogen sich Torec und Pirius in ihren Raum in der Korvette zurück. Sie sprachen nicht miteinander.
    Pirius zog seine Uniform aus und ließ sie in den Schrank schlüpfen. Er stieg ins Bett, drehte sich zur Wand, schloss die Augen und hoffte, dass der Schlaf bald kommen werde. Zumindest war er nicht mehr auf der Erde; zumindest war er wieder im Raum, und er hörte das tröstliche Seufzen umgewälzter Luft und fühlte das Dröhnen des Antriebs der Korvette.
    Zu seiner Überraschung schlüpfte Torec zu ihm in die Koje.
    Er drehte sich zu ihr um. Ihr Gesicht war so nah, dass er ihren Atem auf seiner Wange spürte. Ihre Augen, nur undeutlich zu sehen im gedämpften Licht, waren geschlossen, ihr Mund fest zugekniffen.
    Er legte ihr die Hand auf den Arm und fühlte festes Fleisch und Muskeln. »Es ist nicht mehr so wie früher«, sagte er leise.
    Er spürte, wie sie sich auf den Rücken rollte. »Das Problem ist, dass sich für mich einiges geändert hat, Pirius. Während du weg warst, war ich nützlich.«
    Er wusste, dass das stimmte. Er dachte an ihr GZK-Prozessor-Projekt, an die Testflüge mit dem modifizierten Grünschiff, sogar an die ersten Arbeiten an der Schwarzlochkanone. Er erinnerte sich an ihre Verwirrung bei ihrer Ankunft im Sol-System, als sie sich sogar geweigert hatte, das Bett zu verlassen.
    »Ich weiß, es ist Zufall, dass ich überhaupt hier bin«, sagte sie. »Sie hätten auch sonstwen nehmen können.« Sie bewegte sich erneut. »Hör zu, Pirius, kann schon sein, dass ich deinetwegen hergebracht worden bin. Aber jetzt habe ich meinen eigenen Platz gefunden. Das möchte ich dir klar machen. Du kannst nicht einfach nach Lust und Laune zurückkommen und erwarten, dass alles noch so ist wie vorher.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das jemals erwartet habe«, sagte er.
    »Was dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich brauche dich.«
    Sie schnaubte. »Ja. Für Sex.«
    »Nicht nur.« Er zögerte, es auszusprechen, weil er wusste, dass es verweichlicht klang. »Um mit dir zusammen zu sein.«
    Sie lachte. »Was bist du, eine Koaleszentendrohne? Im Leben geht es nicht darum, mit jemandem zusammen zu sein, Pirius. Sondern darum, seinen Job zu erledigen.«
    Abwehrend sagte er: »Ja. Aber vielleicht können wir einander helfen, effizienter zu sein. Hast du daran schon mal gedacht?«
    »Was brauchst du denn für Hilfe? Du warst ja nicht mal derjenige, der auf Callisto an diesen unheimlichen anderen Ort geschickt wurde.«
    »Es war eine Kopie von mir, die dort hinging und starb, damit ich es nicht tun musste. Genauso wie Pirius Blau eine Kopie von mir ist, die Freunde im Einsatz sterben gesehen hat und wieder in den Kern zurückgekommen ist – und weil er das durchgemacht hat, bleibt es mir erspart. All diese Kopien von mir, die an meiner Stelle gestorben sind. Und ich bin immer noch hier.«
    »Das ist doch dummes Geschwätz.«
    »Vielleicht bin ich auch gar nicht real«, flüsterte er. »Pirius Blau könnte da draußen beim Magnetar gestorben sein. Was ist, wenn es so war? Wenn ich sein Geist bin? Oder vielleicht existiere ich nur in der Erinnerung oder den Träumen eines anderen. Vielleicht hat Pirius Blau von der Erde geträumt, bevor er gestorben ist, und die ganzen Dinge, von denen ich glaube, dass sie mir passieren, spielen sich nur in meinem Kopf ab, im letzten Sekundenbruchteil, bevor ein Sternzertrümmerer…«
    »Und vielleicht steckt dir dein Holzkopf so

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