Sternenkinder
Hama Druz persönlich gelebt, vor zwanzigtausend Jahren. Seither war sie das schlagende Herz einer menschlichen Galaxie.
Hierher kam Nilis nun mit seinem Team, um der Macht gegenüberzutreten, die seit Hama Druz’ Zeiten die gesamte Menschheit regierte – der Interims-Regierungskoalition –, und ihre Zustimmung zur Einrichtung einer neuen Marinestaffel zu erbitten, die mit verbesserten Schiffen, GZK-Prozessoren, Gravastern-Schilden und Schwarzlochkanonen ausgerüstet werden sollte – ihre Zustimmung, das Projekt Hauptradiant ins Zentrum der Galaxis zu tragen.
Aus der Luft sah die Stadt beinahe normal aus, wie eine der vielen nichtmenschlichen Ansammlungen von Qax-Kuppeln aus aufgeschäumtem Gestein. Aber die uralten Kuppeln glitzerten von Fenstern und Baikonen, die Stadt war mit einem schimmernden Spinnennetz aus Gehwegen und Einschienenbahnen überzogen, und unablässige Verkehrsströme – sowohl inneratmosphärisch als auch aus dem Weltraum – spülten durch die Flug- und Raumhäfen, die einen Ring um den zentralen Kuppelhaufen bildeten. Die alte Qax-Architektur war immer noch das Fundament, auf dem alles ruhte, aber die Ausstrahlung von Macht – Macht und Reichtum – war hier beinahe mit Händen zu greifen, selbst verglichen mit dem Rest der Erde.
Der Flitzer landete auf einem kleinen Landeplatz außerhalb der größten Kuppel. Er transportierte nur Nilis und seine beiden Ensigns in ihren besten Galauniformen. Dennoch bestanden blau behelmte Wächter darauf, an Bord des Schiffes zu kommen und jeden von ihnen einer vollständigen Leibesvisitation zu unterziehen, die lange Minuten dauerte. Diese massive Kuppel beherbergte die Zentralen einiger der mächtigsten Ministerien und Behörden der Koalition, und es gab jede Menge Feinde, die hier liebend gern Schaden anrichten würden, wenn sie eine Gelegenheit dazu bekämen – nicht nur außerirdische Feinde, sondern auch menschliche Rebellen. In der Bogen-Basis wäre so etwas höchstens als theoretische Möglichkeit denkbar gewesen, aber hier waren sie auf der Erde. Die Ensigns ließen es schweigend über sich ergehen.
Schließlich wurden sie entlassen, und Nilis führte sie in die eigentliche Kuppel.
Der riesige, umschlossene Raum war lichtdurchflutet, und spektakuläre Gebäude schwangen sich in verächtlichem Trotz gegen die Gesetze der Physik empor. Es gab Bogen, T-Formen und invertierte Kegel, übersät mit Trägheitskontrollen und Antigrav-Generatoren; einige von ihnen schwebten sogar. Menschen eilten in Strömen auf dem Boden oder auf Gehwegen dahin, die sich zwischen den Gebäuden durch die Luft schlängelten. Es herrschte ein gewaltiger Lärm, ein unablässiges Geschrei: der Klang miteinander verschmolzener menschlicher Stimmen, eine Million allein in dieser einen Kuppel.
Und über allem ragte die graue Qax-Hülle auf, ein Himmel aus Stein. Unter ihrer eindrucksvollen Krümmung scharten sich Lichtkugeln zu kleinen Sternhaufen zusammen. Einige der schwebenden Gebäude stießen an die Kuppelhülle; vielleicht gab es dort oben Penthouse-Wohnungen, die über die Hülle hinaus in den Himmel reichten.
Pirius griff nach Torecs Hand, und sie hielten sich aneinander fest. Es war eine Stadt für Riesen, nicht für kleine Sterbliche wie sie.
Nilis hatte es eilig. Er war barfuß wie immer und hatte die Arme voller Data-Desks. »Wir dürfen nicht zu spät kommen. Dürfen nicht zu spät kommen! Das Einzige, was uns Luru Parz’ moralisch zweifelhafte Überredungskunst eingebracht hat, ist eine Anhörung bei Minister Gramm und seinem Unterausschuss. Er muss heute gut ausgehen, dieser letzte Krieg der Worte, sonst zählen all unsere technologischen Errungenschaften nichts.«
Schließlich gelangten sie an eine Tür. Sie war selbst riesig, aber trotzdem nur ein kleines Detail am Fuß des Gebäudes über ihr. Dies, sagte Nilis, sei ein Zentrum des Großen Konklaves, des obersten Gremiums der Koalition.
In der Eingangshalle wurden sie von anderen Wächtern erneut durchsucht. Nilis durfte keine Geräte mit hineinnehmen und musste seine Daten von seinen Robotern und Data-Desks in Kopien herunterladen, die ihm die Wächter zur Verfügung stellten. Er war darauf vorbereitet gewesen, beklagte sich aber über die permanenten Verzögerungen.
Als sie entlassen wurden, eilten sie durch die Eingangshalle zu einem engen Fahrstuhl mit silbernen Wänden. In dieser teuren Maschine gab es kein Beschleunigungsgefühl; Pirius hatte keine Ahnung, wie weit hinauf – oder
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