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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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eigene Karriere zu fördern. Wenn unser Angriff im Kern tatsächlich stattfindet und zufälligerweise erfolgreich verläuft, werden sie den Verdienst dafür in Anspruch nehmen wollen. Wenn es dagegen schief geht – und ich vermute, die meisten der Anwesenden halten das für wahrscheinlich –, möchten sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden.«
    Torec war wütend. »Vielleicht sollten wir unsere Anstrengungen lieber darauf konzentrieren, nicht uns, sondern die Xeelee zu bekämpfen.«
    Darc lachte nicht sonderlich unfreundlich. »Natürlich wird es auch aufrichtige Zweifel geben. Ich sage Ihnen, Kommissar, viele Offiziere im aktiven Dienst mögen Ihr Projekt allein schon wegen des Eindrucks nicht, den es auf sie macht. Dieses Herumgebastel mit Physik: Es ist eher ein Projekt der Geister als eins der Menschen, und es ist von oben bis unten in ihren schimmernden Glanz getaucht… Das könnte das allergrößte Hindernis für uns sein.«
    In der nächsten Sitzung übernahmen die vielen Vertreter der Historischen Wahrheitskommission das Ruder, und die Befragung verlagerte sich von der militärischen Rechtfertigung des Projekts in philosophische, ideologische und legalistische Bereiche.
    Das sinistre Amt für doktrinelle Verantwortung, die Ideologiepolizei der Kommission, hatte überall in der Galaxis und bei jeder Truppe an der Front seine Agenten: Selbst in der Bogen-Basis gab es ihre politischen Offiziere oder »Doktrinen-Cops«, wie sie von den Soldaten genannt wurden. Man machte sich weithin über sie lustig, aber ihre Macht war gefürchtet. Und nun verbissen sich die Doktrinen-Cops in diesem Ausschuss in die Frage der Legalität von Nilis’ Projekt.
    Der Kommissar konnte natürlich nicht leugnen, dass ihm eine Jasoft geholfen hatte, dass er eine nachmenschliche Kolonie auf dem Mars besucht hatte und dass sein Gravastern gar nicht von Menschen entwickelt worden war. Aber es gelang ihm trotzdem, ihre bohrenden Fragen abzuwehren. Nicht er sei es gewesen, der Luru Parz am Leben gelassen habe, betonte er; er habe auch nicht zugelassen, dass sich unter dem Olympus Mons eine Koaleszenz entwickelt habe und dass eine Kolonie längst ausgerotteter Silbergeister wieder belebt worden sei. All dies sei lange vor seiner Geburt geschehen, vermutlich mit vollem Wissen und sogar unter Mitwirkung der Kommission.
    »Und warum ist das alles geschehen? Weil diese Abweichungen nützlich sind. Sie mögen undoktrinell sein, aber sie sind wertvolle Ressourcen, und diejenigen, die solche Entwicklungen zugelassen haben – viel klügere Leute als ich –, wussten, dass man die Reinheit seiner Ideologie manchmal verletzen muss. Wenn wir den Krieg verlieren sollten, wäre unsere ganze Ideologie ohnehin keinen Pfifferling mehr wert. Ich trete nur in die Fußstapfen meiner klügeren Vorfahren.«
    Diese Mischung aus Schmeichelei und Schuldzuweisung schien ihre Wirkung zu tun, und er lenkte seine Befrager mit ein paar philosophischen Überlegungen weiter ab. War Wissen moralisch neutral? Wenn ein Faktum aus einer zweifelhaften Quelle stammte, wurde seine Nützlichkeit dann von seiner ethisch kompromittierten Herkunft außer Kraft gesetzt? Falls ja, wer sollte darüber urteilen, was »saubere« Wissenschaft war und was nicht?
    Als die Doktrinen-Cops aufgaben, schwitzte Nilis wieder. Er hatte sich auf schwankendem Boden bewegt. Immerhin hatte eine von Nilis’ pragmatisch-nützlichen Ressourcen, Luru Parz, mit der Drohung, die Existenz anderer moralisch kompromittierter Einrichtungen zu enthüllen, diesen Ausschuss erst gezwungen, Nilis’ Forderungen überhaupt in Erwägung zu ziehen.
    Doch nun mischte sich das Amt für kulturelle Rehabilitation ein. Diese Abteilung der Kommission war eine Schwester des alten Assimilationsprogramms, dessen Aufgabe darin bestanden hatte, die Ressourcen besiegter außerirdischer Spezies zu übernehmen und zugunsten der Projekte der Menschheit zu nutzen. Rehabilitation hatte nach wie vor den Auftrag, Relikte älterer Wellen der menschlichen Kolonisation zu suchen. Diese menschlichen Nester aus der Zeit vor der Dritten Expansion waren vor dem Machtantritt der Koalition entstanden und natürlich per definitionem undoktrinell. Viele waren sogar in die Eusozialität abgerutscht und zu Koaleszenzen geworden. Man hatte sie jedoch alle in den Schoß der Familie zurückgeholt und ihre Bevölkerungen umerzogen. Das oberste Ziel der Rehabilitation war es, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch in der Galaxis für den großen

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