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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krankenhäusern und milden Gaben zu tun haben. Und natürlich sind auch die Vertreter der vielen Arme der Historischen Wahrheitskommission zugegen. Als Vorsitzender des Ausschusses hat Gramm eine Menge Einfluss. Aber alle Entscheidungen werden kollektiv getroffen.«
    Darc grunzte. »Erstaunlich, dass die Koalition nicht unter ihrer eigenen Bürokratie zusammenbricht. Und schaut euch all diese schwarzen Gewänder an!« Pirius ließ den Blick in die Runde schweifen und sah, dass die wenigen militärischen Uniformen, wie Darc sie trug, den tristen Kommissarsgewändern zahlenmäßig bei weitem unterlegen waren; die Roben schienen in dem ganzen riesigen Raum umherzuwimmeln, eine in Schwarz gekleidete Seuche. »Wir befinden uns im Krieg«, sagte Darc. »Aber wir scheinen einen erheblichen Teil unserer Energien für die Kontrolle unserer eigenen ideologischen Tendenzen abzuzweigen.«
    »Das ist Politik, Commander«, sagte Nilis streng.
    »Hrmpf. Da lobe ich mir einen ordentlichen Kampfeinsatz!«
    Minister Gramm schlug mit einem Hammer auf den Tisch – mit einem hölzernen Hammer auf einen hölzernen Tisch, eine erstaunlich archaische Geste.
    Das leise Gemurmel der Anwesenden erstarb. Ohne weitere Präliminarien forderte Gramm Nilis auf, mit seinem Vortrag zu beginnen.
    Nilis kam schwerfällig auf die Beine, ein starres Lächeln in dem faltigen Gesicht. Seine Stimme war kraftvoll. Aber Pirius sah die Schweißtropfen in seinem Genick.
     
    In formaler Hinsicht war dies nur eine weitere Phase des Entscheidungsprozesses: Der Auftrag, mit dieser neuen Waffe in den Krieg zu ziehen, würde nicht heute erteilt werden. Der Ausschuss sollte einzig und allein die Freigabe eines weiteren Teilbetrags der Finanzierung genehmigen – wenn auch eines viel größeren Teilbetrags, da Nilis um die Einrichtung einer neuen, mit seiner Technologie ausgerüsteten Marinestaffel im Zentrum der Galaxis ersuchte. Doch Pirius wusste trotzdem, dass es der bisher wichtigste Entscheidungsmoment im unbeständigen Verlauf des Projekts war.
    Der Kommissar skizzierte rasch die Operationsziele des Projekts Hauptradiant. Er trug sein bekanntes Argument vor, dass ein Angriff auf den Hauptradianten, der »logischerweise stromaufwärts« von den vielen zweitrangigen Zielen im Kern liege, den Krieg wenn nicht beenden, so doch zumindest verkürzen würde. Er machte klar, welche Probleme vor dem Angriff auf dieses oberste Ziel noch bewältigt werden mussten, und trug seine drei Vorschläge vor: der Einsatz von Gravastern-Schilden, die verhindern sollten, dass die Xeelee den Angriffstrupp schon kommen sahen, bevor er überhaupt aufbrach; die revolutionären GZK-Prozessoren, mit denen sie die letzte Verteidigungslinie der Xeelee ausmanövrieren würden; und die Schwarzlochkanone, die Chandra selbst attackieren sollte. All dies illustrierte er mit virtuellen Displays, technischen Übersichten, Karten der Kriegszone und Bildern von der bisherigen Arbeit des Projekts.
    Pirius fand, dass er seine Sache gut machte; ganz gegen seine sonstige Gewohnheit verzichtete er auf übertriebenen technischen Jargon. Und er zeigte eine Menge spektakulärer Bilder vom bisherigen Geschehen, darunter Aufnahmen von Pirius Blaus Ausflug nach Chandra und von dem gekaperten Xeelee-Schiff, das erst von dem Grav-Schild verwirrt wurde und schließlich dem Beschuss mit dem schwarzen Loch erlag. Für Schreibtischgeneräle, sagte er immer, sei nichts so eindrucksvoll wie ein paar Bilder von echtem Schießgerät.
    Schließlich fasste er alles in einer simplen grafischen Übersicht zusammen – etwas ausgereifter als Pirius’ altes Sternchen-Diagramm, aber nicht viel. Dann nahm er sichtlich zitternd wieder Platz und wischte sich die Stirn. »Jetzt kommt der schwierige Teil«, flüsterte er.
    Gramm kündigte eine Pause vor der detaillierten Befragung an, ließ dann aber doch erste Reaktionen zu.
    Ein Kommissar hob die Hand. Mit seinem totenschädelgleichen Kopf und der papierdünnen Haut, die sich straff über spitze Knochen spannte, war er einer der ältesten Menschen, die Pirius je gesehen hatte – abgesehen von Luru Parz natürlich; den Doktrinen zufolge sollte niemand so alt werden. In dieser Runde schien er derart bekannt zu sein, dass er es nicht für nötig hielt, sich vorzustellen.
    Pirius war schockiert, als die allererste Frage an ihn gerichtet wurde und nicht an Nilis.
    »Ich würde unseren heldenhaften Ensign gern fragen, was er von der Sache hält.« Die Stimme des alten Mannes war

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