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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krieg eingesetzt werden konnte.
    Nun, so schien es Pirius, brachten die Rehabilitationsbeamten ihre Besorgnis über Nilis’ Projekt zum Ausdruck – nicht für den Fall, dass es fehlschlug, sondern für den Fall, dass es Erfolg hatte. Wäre es tatsächlich moralisch vertretbar, diesen Krieg zu beenden? Die gesamte menschliche Wirtschaft in der Galaxis war auf den Krieg ausgerichtet: Wenn er jemals endete, hätte das eine gewaltige Desorientierung zur Folge. Und wie sollte ohne die einigende Disziplin des Krieges die zentrale Lenkung aufrechterhalten werden? Es würde zu Aufständen kommen, es würde Hungersnöte geben, ganze Welten würden vom Licht der Koalition abfallen und wieder in anarchischer Dunkelheit versinken.
    Ein trockener Akademiker vertrat sogar die Ansicht, eine genaue Lektüre von Hama Druz’ Schriften zeige, dass der alte Weise nicht für die Eroberung der Galaxis, sondern für die permanente Reinigung durch unaufhörlichen Konflikt eingetreten sei. Der Krieg müsse weitergehen, bis die unvollkommene Menschheit eine vollkommene Tötungsmaschine erfunden habe. Natürlich sei der Sieg das letztendliche Ziel, aber ein zu früher Sieg könne das gewaltige Projekt der Einheit einer gereinigten Spezies gefährden…
    Torec und Pirius staunten. Doch sie hörten nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft im Sol-System, dass jemand tatsächlich Argumente gegen den Sieg vorbrachte.
    Pirius glaubte zu erkennen, was hier wirklich vorging, unterhalb der trockenen akademischen Diskussionen. Diese alten Behörden interessierten sich nicht für die unzähligen Menschen in ihrer Obhut; sie interessierten sich nur für ihr eigenes Überleben. Wenn der Krieg vorbei war, dachte er mit einer seltsamen Erregung, gäbe es keine Rechtfertigung mehr für die Fortexistenz der Koalition und für ihre Galaxis voller Ideologie-Polizisten. Und was dann?
    Vielleicht wurde er allmählich zynisch.
     
    Die Sitzung dauerte länger als vorgesehen. Schließlich ließ Gramm seinen Hammer niederfahren und beraumte eine weitere Ausschusssitzung für den nächsten Morgen an.
    Während sie miteinander geredet hatten, hatte sich der Planet um seine Achse gedreht und Konurbation 11729 samt seiner geschäftigen Bewohner in den Schatten verfrachtet.
    Nilis’ Gruppe bekam eine Unterkunft auf einer Wohnetage des riesigen Gebäudes zugewiesen. Torecs und Pirius’ Zimmer erschien den beiden unglaublich luxuriös. Nach einer Weile nahmen sie die Decken von den viel zu weichen Betten und bauten sich ein Nest auf dem Boden.
    Dann kam jedoch ein von Nilis geschickter Roboter. Er enthielt ein paar technische Updates, die Gramm verlangt hatte, und Pirius sollte ihn als Nilis’ Vertreter zum Büro des Ministers begleiten. Widerstrebend ließ Pirius die Uniform wieder über seinen Körper schlüpfen.
    Der Roboter führte ihn durch ein Labyrinth mit Teppichen ausgelegter Gänge zum Büro des Ministers.
    Pirius hatte Opulenz erwartet. Der Raum war natürlich üppiger ausgestattet als alles, was er auf der Bogen-Basis gesehen hatte – und viel üppiger als beispielsweise Nilis’ Wohnung. Der Teppich auf dem Boden hatte einen dicken Flor, und selbst die Wände waren mit einer Art stark texturiertem Papier überzogen.
    Aber der Raum war fensterlos: Das war bezeichnend, denn Pirius hatte gelernt, dass die begehrtesten Räume in jedem Gebäude einer Konurbations-Kuppel Fenster mit Aussicht besaßen. Und es war ein Arbeitsraum. Die einzigen Möbelstücke waren ein Schreibtisch, ein kleiner Besprechungstisch und Stühle – und ein mit kastanienbraunem Stoff bezogenes und mit Kissen übersätes Sofa, auf dem der gewaltige Leib des Ministers für ökonomische Kriegsführung ruhte.
    Gramm hatte seine Schuhe ausgezogen und sein Gewand gelöst. Sein Bauch war wie ein Quecksilbersack auseinander geflossen, und sein fleischiges Gesicht war schlaff und müde. Neben seiner rechten Hand schwebte ein Tablett; Pirius roch würziges Essen. Roboter und kleine virtuelle Displays hingen um Gramms Kopf herum in der Luft, und flüsternde Stimmen versorgten den Minister immer mit den neuesten Meldungen darüber, was in den Winkeln seiner komplexen Welt geschah. Gramms fette Hand wühlte in den Tellern, aber er gönnte den Speisen, die er sich in den Mund stopfte, keinen Blick. Pirius hatte den Minister noch nie so abgespannt und erschöpft gesehen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Gramm den Ensign bemerkte, der in Habachtstellung an der Tür stand. »Ach, komm schon rein, mein

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