Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ausprobieren.«
    »Meine Displays sind grün«, sagte Torec. »Meistens jedenfalls.«
    »Kurs liegt an, Pilot«, rief Darc aus seiner Navigatorenblase.
    Pirius lehnte sich in seinem Sitz zurück und glättete die Falten in seinem Hautanzug. Er starrte den Stein an und versuchte, den Anflug zu visualisieren.
    Nilis hatte ihnen seine neueste Taktik ausführlich erklärt. Die mikroskopisch kleinen schwarzen Löcher, die von der Kanone abgefeuert wurden, hatten ausgereicht, um einen Xeelee-Nachtjäger zu zerstören, aber für das schwarze Loch im Zentrum der Galaxis und die lebendigen Strukturen, die sich von ihm ernährten, würden sie nicht mehr als Nadelstiche sein – sofern man nicht zwei schwarze Löcher gleichzeitig abfeuern konnte. Wenn man diese dazu brachte, auf die richtige Weise zu kollidieren, würden sie einen großen Teil ihrer Massenenergie in einem geformten Gravitationswellenpuls abgeben – und Pirius hatte am Jupiter-Wrack gesehen, wie viel Schaden man damit anrichten konnte. Wenn so eine Bombe am Ereignishorizont von Chandra ausgelöst wurde, würde sich das riesige schwarze Loch winden und kräuseln »wie eine Ratte, die Flöhe abschüttelt«, hatte Nilis gesagt.
    Aber solch eine Meisterleistung erforderte enorme Genauigkeit. Die Grünschiffe würden in einer Höhe von genau hundert Kilometern über dem Ereignishorizont um das schwarze Loch herumfliegen müssen: »genau« bedeutete plus minus zehn Meter. So eine Spritztour durch den verzerrten Raum in der Umgebung des massiven schwarzen Lochs würde, in Darcs Worten, »ein Heidenspaß« sein, und der Widerstand der Xeelee würde die Sache noch viel lustiger machen. Wenn sie diesen Grad an Präzision nicht erreichen konnten, war die Mission Zeitverschwendung.
    Der heutige Test war also von entscheidender Bedeutung. Wenn Pirius nicht einmal einen tumben Felsbrocken treffen konnte, blieb Chandra unerreichbar.
    Als die Systeme sich stabilisierten, verstummte die Besatzung. Während dieses Manövers würden sie eng zusammenarbeiten müssen. Pilot Pirius würde den Kurs vorgeben, und Navigator Darc sollte die Genauigkeit ihrer Flugbahn prüfen, während Ingenieurin Torec die Waffen bediente. Aber die größte Annäherung, während der sie die Kanone abfeuern mussten, würde nur einen Sekundenbruchteil dauern.
    »Pilot?«, sagte Darc. »Ich glaube, wir sind so bereit wie nur möglich.«
    »Roger. Ingenieurin?«
    »Kann losgehen.«
    Pirius umfasste seine Steuerelemente. Das Schiff erbebte sprungbereit. »Jetzt oder nie«, sagte er. Er schloss die Hände.
    Der Stein flog auf ihn zu und explodierte zu einer ramponierten Wand, die drauf und dran zu sein schien, das Grünschiff aus dem All zu katapultieren. Im letzten Moment drehte der Asteroid ab, sank unter den Bug und verwandelte sich in eine unebene Landschaft. Die größte Annäherung – doch als die Schwarzlochkanone feuerte, war es, als hätte das Schiff einen Boxhieb in den Unterleib bekommen, und überall flammten rote Lichter auf.
    Und dann wurde seine Blase mit Aufprallschaum geflutet, es wurde dunkel um ihn, und er war abgeschnitten, eingebettet in eine starre Ummantelung. Ganz plötzlich war es vorbei.
    Von totaler Frustration erfüllt, schrie er: »Taktisches Display!« Ein funktionierender Sensor projizierte ein winziges virtuelles Bild auf die Innenfläche seines Helmvisiers.
    Die Kanone hatte tatsächlich gefeuert, und hübsche, gepunktete gelbe Linien zeigten hilfsbereit die Bahnen der Schwarzloch-Projektile an. Sie verfehlten einander und durchdrangen den lockeren, massigen Leib des Zielsteins, ohne Schaden anzurichten. Der Asteroid flog weiter, uralt und gelassen. Im Moment der größten Annäherung war das Schiff explodiert. Drei Crew-Blasen kamen aus einer sich ausdehnenden Trümmerwolke geflogen.
    Nur noch neun Wochen, dachte er hilflos. Neun Wochen.

 
39
     
     
    Das von der Raumzeitdefekt-Fauna bewohnte Universum unterschied sich sehr stark von dem der Menschen. So gab es beispielsweise kein Licht, denn der für die Fortpflanzung des Lichts verantwortliche Elektromagnetismus musste sich erst noch von der GUT-Superkraft abkoppeln. Doch die Raumzeitdefekt-Geschöpfe, die sich um ihre schwarzen Löcher scharten, konnten in der dunklen Glut der Gravitationswellen, die den wachsenden Kosmos kreuz und quer durchliefen, »sehen«.
    Für sie war es natürlich schon immer so gewesen; für sie war der Himmel schön.
    Die Grundlage allen Lebens in dieser Ära war die Chemie der Raumzeitdefekte,

Weitere Kostenlose Bücher