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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Staffel bereit standen.
    Die Erste von ihnen war eine ehemalige Pilotin namens Jees.
    Lange bevor Jees sein Büro erreichte, hörte Pirius bereits das Surren der exoskelettalen Stützen, mit denen sie den Korridor entlangstapfte. Als sie hereinkam, war er schockiert. Ihr Unterleib war auf einer Linie abgetrennt, die von den Rippen auf der rechten Seite zu ihrem Becken auf der linken führte, und Fleisch, Knochen und Blut waren durch eine kalte Masse silbriger Prothesen ersetzt worden. Als sie sich hinsetzte, knarrte der Stuhl unter ihrem unmenschlichen Gewicht.
    Aber ihr kurz geschnittenes Haar war hellblond, die Haut faltenlos. Sie sah richtiggehend gut aus. Sie konnte nicht älter sein als er. Ihre Augen jedoch waren trübe.
    Sie erzählte ihm ihre Geschichte. Sie hatte an zwei Einsätzen teilgenommen. Den ersten hatte sie heil überstanden, beim zweiten war sie jedoch von einem Sternzertrümmerer erwischt worden. Natürlich konnte sie von Glück sagen, dass sie überhaupt überlebt hatte – im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern ihrer Staffel, die entzweigeschnitten worden waren. Sie erzählte die Geschichte emotionslos und garnierte sie mit Daten und Aktenzeichen, die Pirius nichts sagten. »Wenn du zur Basis zurückkommst, flicken sie dich wieder zusammen. Die Ärzte.« Ein halbes Lächeln ging über ihr Gesicht. »Solange noch irgendwas von dir übrig ist, können sie die fehlenden Teile ersetzen.«
    Es war unmöglich, Mitleid mit ihr zu empfinden; dafür war sie zu schwer versehrt.
    »Momentan sind Sie beim Bodenpersonal.«
    »Ja, Sir.«
    »Glauben Sie wirklich, Sie können wieder fliegen?«
    »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, sagte sie. »Ich bin Pilotin, keine Mechanikerin. Sie haben meine Beurteilung gelesen. Meine Reflexe, meine Koordination und alles andere sind noch genauso gut wie früher. Einiges ist sogar besser, weil es verstärkt worden ist. Aber…«
    »Danach habe ich nicht gefragt, das wissen Sie.«
    Pila musterte Jees mit einem kühlen, abschätzenden Blick.
    Jees tippte sich mit einem metallischen Finger an den Kopf. »Alles, worauf es bei mir ankommt, ist immer noch hier drin. Und ich bin eine Pilotin. Ich will wieder da raus und es beweisen.«
    Pirius nickte, dankte ihr und entließ sie.
    Pila machte eine Handbewegung, und ein Kästchen in einer virtuellen Checkliste sprang von Rot auf Grün. »Gar keine Frage. Wir nehmen sie.«
    »Wirklich?«
    Pila hob anmutig die Schultern. »Sie ist eine Freiwillige, eine der wenigen, die sich gemeldet haben. In technischer Hinsicht kann sie die Aufgabe bewältigen. Den Psychologen zufolge ist ihr Mut ungebrochen. Tatsächlich ist sie stark motiviert; sie hegt einen Groll gegen die Xeelee, und wer kann es ihr verdenken? Aber wir werden nicht viele von ihrer Sorte finden, Pirius.«
    Von Anfang an hatte sich Pila bitter über das Aufgebot verfügbarer Kandidaten beklagt. »Die Ausgemusterten und die Kriminellen«, sagte sie. »Das ist alles, was sie uns geben. Besatzungen, die man sonst nirgends gebrauchen kann, sodass Marshal Kimmers eigene grandiose Ziele nicht gefährdet sind. Und selbst von denen gibt es nur herzlich wenige…«
    Tatsache war, dass es in diesem Krieg nur wenige Leichtverwundete gab. Tag für Tag flogen die zerbrechlichen Grünschiffe wie Motten ins Xeelee-Feuer. Wenn etwas schief ging, waren die Überlebenschancen gering: Der Tod arbeitete hier effizient.
    Selbst »Kriminelle« waren schwer zu finden. Strafeinheiten bekamen die schlimmsten, gefährlichsten Aufträge, und wer zufällig doch einmal einen Einsatz überlebte, wurde gleich wieder ins Feld geschickt. Die Lebenserwartung war nicht hoch, die Fluktuation dafür umso höher. Aber wenn man mit einem Doktrinen-Cop aneinander geriet, hatte man schließlich einen nicht behebbaren Charakterfehler an den Tag gelegt – und da man als unverbesserlich galt, war man vollauf entbehrlich.
    Pila hatte jedoch rasch festgestellt, dass sogar diese im Kampf verwundeten Alten und gescheiterten Renegaten wie jede andere Ressource von eifersüchtigen lokalen Kommandeuren gehortet wurden, die ihren Machtbereich erweitern wollten. Pirius gelangte zu der Überzeugung, dass er eine Strafeinheit aufsuchen musste, um Freiwillige aufzutreiben. Und das bedeutete, dass er zur Quintuplet-Basis fliegen würde, wo, wie er wusste, nach wie vor zumindest ein unverbesserlicher Rebell stationiert war – er selbst.
    Als er Pila seine Entscheidung mitteilte, grinste sie, aber ihre Augen lächelten nicht

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