Sternenkinder
ein vernetztes geometrisches Gebrodel von Punkten, Linien und Ebenen. Die meisten Lebensformen bestanden aus eng miteinander verbundenen und sehr stabilen »Zellen«. Komplexere Geschöpfe, die aus Aggregaten dieser Zellen bestanden, waren nicht ganz so stabil. Sie waren jedoch fähig, von einer Generation zur nächsten Variationen hervorzubringen.
Und wo es Variation gibt, kann die Selektion ihr Werk tun.
Auf einigen der Schwarzloch-»Welten« entwickelten sich fantastische Ökologien: Es gab Vögel mit Schwingen aus Raumzeit, Spinnen mit Beinen aus kosmischen Strings, ja sogar Fische, die tief in den verzerrten Herzen der schwarzen Löcher herumschwammen. »Pflanzen« ernährten sich passiv von Energieströmen wie den Raumverzerrungen an den Ereignishorizonten der schwarzen Löcher, Ausbeuter-»Tiere« ernährten sich wiederum von diesen Synthetisierern – und andere Räuber ernährten sich von ihnen. Überall fand Koevolution statt, während die verschiedenen Spezies sich in Konflikt oder Kooperation aneinander anpassten: »Pflanzen« und »Tiere«, »Blumen« und »Insekten«, Parasiten und Wirte, Räuber und Beute. Einige dieser Prozesse – die Duette von Synthetisierern und Ausbeutern beispielsweise – fanden ihre Echos in den Ökologien, mit denen die Menschen vertraut waren. Aber es gab Formen, die absolut kein Gegenstück in der menschlichen Erfahrungswelt hatten.
Die Geschöpfe einer Schwarzloch-»Welt« unterschieden sich von den Bewohnern einer anderen ebenso sehr wie etwa die Menschen von den Silbergeistern. Aber so wie Menschen und Geister auf steinigen Planeten entstandene Geschöpfe der baryonischen Materie waren, wiesen auch die Bewohner dieser von ihrer eigenen dichten Physik beherrschten Ära bestimmte gemeinsam Merkmale auf.
Alle Lebensformen müssen sich reproduzieren. Jedes Elternpaar muss Informationen speichern, einen Genotyp, den es seinen Nachkommen weitergeben kann. Aus diesen Daten wird ein Phänotyp konstruiert, der physische Ausdruck dieser Informationen beim Kind – sein »Körper«.
In diesem überfüllten jungen Universum wurden solche Informationen auf die nächstliegende Weise übermittelt: durch aufgelöste Quantenstrukturen. Die Quantenmechanik erlaubte die weiträumige Korrelation von Partikeln: Sobald Partikel miteinander Kontakt gehabt hatten, waren sie nie mehr wirklich getrennt und würden immer Informationen teilen.
Eltern brachten Kinder hervor, wie Knospen. Aber jedes Kind war ohne Genotyp geboren. Es war unfertig, eine leere Leinwand. Dann las die Mutter ihren eigenen Genotyp ab und schickte ihn ihrer neugeborenen Tochter – durch Berührung, durch Gravitationswellen. Dabei konnten sich je nach Spezies die Daten der Mutter mit denen anderer »Eltern« mischen.
Doch es gab einen Haken. Dies war ein Quantenprozess. Das Unschärfeprinzip machte es unmöglich, Quanteninformationen zu klonen: Sie konnten ausgetauscht, aber nicht kopiert werden. Damit die Tochter geboren werden konnte, musste der Genotyp der Mutter vernichtet werden. Jede Geburt verlangte einen Tod.
Menschen würde das tragisch erscheinen; aber sie gingen von anderen Voraussetzungen aus. Für die Raumzeitfauna war das Leben reichhaltig und wundervoll, und die Verbindung von Geburt und Tod war das Wundervollste überhaupt.
Als Bewusstsein entstand, konzentrierten sich die ersten jemals gesungenen Lieder auf die außergewöhnliche Schönheit der Nekrogenese.
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Der oberste Vertreter der Ingenieursgilde in der Bogen-Basis hieß Eliun. Zur Auswertung des fehlgeschlagenen Testflugs erschien er mit zwei Beratern. Das Treffen fand in einem schäbigen Besprechungsraum tief im Offiziersland der Bogen-Basis statt. Eliun begab sich sofort ans Kopfende des Tisches und setzte sich bequem hin, die Hände über dem Bauch verschränkt.
Nilis wuselte zwischen seinen Data-Desks und Virts hin und her. Seine Bewegungen waren gereizt und nervös. Die zusammengewürfelte Besatzung der verlorenen Earthworm - Pirius, Torec und Darc – war ebenfalls anwesend. Alle hatten die Feuerprobe heil überstanden, bis auf Commander Darc, dessen gebrochenes Handgelenk in ein leuchtend orangefarbenes Med-Tuch gehüllt war.
Pila nahm neben Pirius Platz. Obwohl er nun eng mit ihr zusammenarbeitete, konnte er den Ausdruck in ihrem schönen, verkniffenen Gesicht nicht deuten. Vielleicht dachte sie, dass dieses peinliche und unangenehme Projekt mit dem neuen Fehlschlag endlich erledigt wäre und sie zu den Annehmlichkeiten
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