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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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uns so zu verhalten, als wäre es nicht so. Als wäre dies die einzige Chance, die wir bekommen.«
    Bürde sah ihn an. »Sie verstehen es. Sie und ich – ich meine, Pirius Blau – hatten lange Diskussion über diese Dinge. Sie sind tiefgründiger, als Sie aussehen, Pirius Rot.«
    »Danke«, sagte Pirius. »Hören Sie, ich brauche Ihre Unterstützung nicht um meinetwillen. Aber es scheint, als brauchte ich sie, um meinen Job zu erledigen. Werden Sie mit mir fliegen?«
    Jetzt war der Augenblick gekommen, wo Bürde sich festlegen musste, und Pirius, der ihn genau beobachtete, glaubte, ein Aufblitzen von Furcht in seinen Augen zu sehen. Dieser seltsame Mann hatte seine verborgenen Seiten, erkannte er. »Sie können ablehnen, wenn Sie wollen«, sagte er in dem tastenden Versuch, eine Verständigung zu erreichen.
    Aber dann war der Moment verstrichen, und Bürde hatte seine lächelnde Selbstkontrolle wiedergewonnen. »Ich glaube, Sie wissen, dass ich annehmen werde.«
    Pila schnaubte angewidert. Aber sie schaltete ein weiteres Kästchen in ihrer Checkliste von Rot auf Grün.
    Auf dem Weg nach draußen drehte Bürde sich noch einmal um. »Noch eins.«
    »Ja?«
    »Es hat Gerüchte gegeben.«
    »Gerüchte?«
    »Dass Sie einen Silbergeist von der Erde mitgebracht haben. Einen lebendigen Geist.«
    Pirius warf Pila einen raschen Blick zu. Sie verdrehte die Augen; in Sicherheitsfragen waren die Quin-Kommandeure nicht sehr kooperativ gewesen. »Dazu kann ich mich nicht äußern«, sagte er. »Und ich verstehe sowieso nicht, weshalb Sie das interessiert.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Bürde.
    Pirius spürte, dass es in Wahrheit eine große Rolle spielte. Es gab vieles an Bürde, was er nicht verstand – vieles, was Bürde vielleicht nicht einmal selbst verstand.
    Aber er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn ihm stand ein noch schwierigeres Gespräch bevor.
     
    Pirius Blau war arrogant und großspurig.
    Sein Gesicht war natürlich das von Pirius Rot. Aber Rot war erschrocken, wie alt er geworden war, selbst im Vergleich zu seiner Erinnerung an den sieben Monate zurückliegenden Prozess, als trennte sie nun viel mehr als nur ein paar Jahre. Und die infanterietypischen Silberscheiben, die seine Pupillen ersetzt hatten, glitzerten unheimlich.
    »Mal sehen, ob ich das richtig verstehe«, sagte Blau. »Du willst, dass ich in deiner Kinderstaffel mitfliege. Und dabei soll ich dir unterstellt sein.«
    Rot gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. »Es wäre nicht das erste Mal.« Das stimmte; er hatte die Unterlagen von Pila heraussuchen lassen. »Es gibt viele Fälle, in denen Zeitzwillinge gemeinsam gedient haben.«
    »Ja, aber nicht der eine unter dem Kommando des anderen.«
    »Was ist daran falsch?«
    »Ich bin du«, sagte Blau. »Oder vielmehr, ich bin, was du gern wärst. Ich bin dein älteres, klügeres, erfahreneres und besser aussehendes Ich.« Er grinste Pila tatsächlich lüstern an, um sie aus dem Konzept zu bringen. Rot war auf unklare Weise stolz auf den verächtlichen Abscheu, mit dem sie reagierte.
    In seinen kurzen paar Tagen als Staffelführer hatte Rot die Elemente der Kommandogewalt zu erlernen begonnen. Nun bot er das alles auf. »Damit eins klar ist«, blaffte er, und bei seinem Ton machte Blau ein überraschtes Gesicht. »Mir gefällt diese Situation nicht mehr als dir. Aber ich habe die Sache nun mal am Hals. Ich habe einen Auftrag, ich habe meine Pflicht, und ich habe vor, beides zu erfüllen.«
    »Halt mir keine Vorträge, du… du…«
    »Was?« Pirius stand auf und beugte sich über den Tisch. »Was? Was glaubst du, wer ich bin? Ich bin nicht dein Klon. Ich bin kein Kadergeschwister, kein Bruder, nicht mal ein Zwilling, ich bin keine missratene Kopie von dir. Ich bin du. Mag sein, dass dir meine Existenz nicht passt. Aber glaub mir, deine passt mir noch viel weniger. Ich bin hier«, sagte er. »Und du auch. Finde dich damit ab.«
    Blau schüttelte den Kopf. »Wenn du mich abkommandierst…«
    »Ich habe niemanden abkommandiert. Ich bin auf der Suche nach Freiwilligen.« Das schien Blau zu überraschen. »Ich weiß, dass du den Job erledigen kannst«, sagte Rot. »Weil ich mich gut genug kenne.«
    »Du willst also, dass ich mich freiwillig melde.«
    »Nein. Nicht nur das. Ich will, dass du mich unterstützt.«
    »Warum? Damit ich mich gut fühle?«
    »Nein. Weil du gute Leute mitbringen wirst, wie Bleibende Hoffnung und Cohl.«
    »Ich werd’s mir überlegen.«
    »Blödsinn. Sag es mir jetzt

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