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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder geh.«
    Blau, der ihn unverschämt anstarrte, schüttelte den Kopf. »Wie du mit mir sprichst. Dabei hast du keine Ahnung, was ich hier erlebt habe. Nicht die blasseste Ahnung.«
    »Gib mir eine Antwort.«
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Pila saß stumm da, offenbar fasziniert, während die zwei Hälften von Pirius, durch das Schicksal und gegenseitige Abneigung aneinander gekettet, sich niederzustarren versuchten.
    Zu guter Letzt erklärte sich Pirius Blau einverstanden. Pirius Rot hatte immer gewusst, dass er das tun würde, auch wenn sie sich auf dem ganzen Weg zu Chandra permanent streiten würden. Schließlich hätte er selbst es auch getan.
    Als Blau sich zum Gehen wandte, hielt Rot ihn auf. »Wir müssen lernen, miteinander auszukommen. Wir werden immer siebzehn Jahre unseres Lebens gemeinsam haben.«
    »Na und?«, fauchte Blau. »Das war einmal.«
    »Willst du nichts über sie wissen?«
    Blaus Rücken versteifte sich. »Über wen?«
    »Torec. Komm schon, Blau. Wir müssen darüber reden.«
    Blau zuckte die Achseln. »Da gibt es nichts zu bereden. Sie ist deine Torec. Meine ist… in einer Zeitlinie verloren gegangen, die nie existieren wird. Damit muss man sich abfinden.« Und er trat hinaus.

 
43
     
     
    Die ungeheuere Aufblähungsphase des Inflationszeitalters war vorbei.
    Das Universum dehnte sich weiterhin aus, gemächlicher als zuvor, aber dennoch unablässig. Auch jetzt noch gab es hin und wieder Phasenübergänge, wenn die miteinander verschmolzenen Kräfte sich weiter aufspalteten, und bei jedem Symmetrieverlust wurde neue Energie für die Expansion frei.
    Die Entlassung der elektromagnetischen Kraft aus ihrem Symmetriegefängnis war besonders spektakulär, denn auf einmal konnte das Licht existieren. Das Universum erhellte sich mit einem gewaltigen Blitz – und der Raum füllte sich sofort mit einem Bad sengender Strahlung. Dieser erste überschwängliche Lichtschein war energetisch so dicht, dass er kontinuierlich zu Materieteilchen gerann – Quarks und Anti-Quarks, Elektronen und Positionen –, die sich fast genauso schnell wieder gegenseitig vernichteten. Es gab jedoch noch keine Atome, keine Moleküle. Tatsächlich waren die Temperaturen zu hoch, als dass sich die Quarks zu etwas so Ruhigem wie einem Proton zusammenschließen konnten.
    Die primordialen schwarzen Löcher, die aus der Ära der Raumzeitchemie überlebt hatten, sorgten erneut für eine gewisse Struktur in diesem brodelnden Chaos; auf ihrer Bahn durch die leuchtende Suppe sammelten sie Bündel von Quarks und Anti-Quarks. Obwohl die Quarks selbst fortwährend zerschmolzen, blieb die Struktur dieser Bündel bestehen; und in diesen Strukturen waren Informationen codiert. Wechselwirkungen wurden komplex. Reaktionsnetze und -schleifen entstanden, zum Teil verstärkt durch Rückkopplungsschleifen.
    All das hatte bestimmte unvermeidliche Folgen. Für dieses Universum war es schon eine alte Geschichte – aber es war eine neue Generation des Lebens.
    Doch dies war ein geteiltes Universum. Für jedes neu erschaffene Materiepartikel gab es einen Antimaterie-Zwilling. Wenn sie sich trafen, annihilierten sie einander sofort. Nur dank zufälliger lokaler Materie- oder Antimateriekonzentrationen konnten sich überhaupt irgendwelche Strukturen herausbilden.
    In diesen miteinander verflochtenen Welten von Materie und Antimaterie entstanden parallele Gesellschaften. Obwohl sie sich nicht berühren, sondern nur von weitem beobachten konnten, traten sie miteinander in Kontakt, tauschten Informationen und Bilder, Wissenschaft und Kunst aus und beeinflussten sich in jedem Stadium wechselseitig. So entwickelten sich spiegelbildliche Kulturen, die jeweils die Errungenschaften der unerreichbaren anderen nachzuahmen versuchten. Es gab auch Kriege, aber sie waren für beide Seiten immer derart zerstörerisch, dass man sich auf gegenseitige Abschreckung beschränkte. Es kam sogar zu einigen wenigen unmöglichen, unerfüllbaren, paritätsübergreifenden Liebesaffären.
    Die fundamentale Teilung der Welt wurde als zutiefst tragisch betrachtet und beflügelte viele Geschichten.
    Die diversen Materie-Spezies waren indes nicht die einzigen Lebewesen dieses wilden Zeitalters. Sie teilten ihr Strahlungsbad mit viel älteren Lebensformen. Für die Überlebenden der Raumzeitchemie-Föderation war diese Ära eines unaufhörlichen Strahlungssturms kalt, frostig und leer, die für sie charakteristischen Raumzeitdefekte waren weit verstreut und bis ins

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